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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Whiskyflaschen. »Tom wird nichts dagegen haben«, hatte Jean-Luc großzügig erklärt. »Er hat Urlaub und vergnügt sich in den Freudenhäusern von Teheran, während wir auf dem Stützpunkt hocken. Jetzt führe ich das Kommando! Hiermit wird die Flasche beschlagnahmt, zum Ruhme Frankreichs, für das Wohl meiner Truppen und das unserer glorreichen Schutzherren, der Kaschkai.«
    Sie befanden sich auf einer Höhe von 2.500 Metern. Es war ein wunderbarer, sonniger Nachmittag, der Himmel wolkenlos und tiefblau, die Luft frisch. In der Nacht hatte es aufgehört zu schneien, und das Gelände um die Basis sah aus wie ein Märchenland aus Fichten und Schnee.
    Weiter unten wurde der Hang steiler. Immer wieder holperten die Rodelschlitten über versteckte Erdhügel. Die Geschwindigkeit steigerte sich noch und zeitweise verschwanden die Männer beinahe unter dem aufstäubenden Schnee.
    Eine Fichtengruppe versperrte ihnen jetzt den Weg. Scot bremste scharf und schlängelte sich elegant durch die Bäume. Dann legte er sich in die Kurve und fegte den langen Hang zur weit unten liegenden Ziellinie hinunter, von wo aus die übrige Besatzung der Basis und einige Dorfbewohner sie anfeuerten. Nasiri und Jean-Luc bremsten einen Sekundenbruchteil später, glitten eine Idee schneller durch die Bäume – und schon hatten sie ihn bis auf wenige Zentimeter eingeholt. Nitchak Khan bremste überhaupt nicht. Er wich auch nicht aus. Zum hundertsten Mal legte er sein Geschick in Allahs Hände, schloß die Augen und raste mitten in die Fichtengruppe hinein. »Inscha'Allah!«
    Sein Abstand zum ersten Baum betrug 30 Zentimeter, zum zweiten 15, dann öffnete er gerade noch rechtzeitig die Augen und entging um Haaresbreite einem Zusammenstoß, pflügte mit zunehmender Geschwindigkeit durch ein Dutzend Schößlinge, wurde von einem Erdhügel in die Luft geschleudert, flog wie durch ein Wunder über einen umgestürzten Baumstamm hinweg und landete wieder auf dem Schnee. Der Aufprall war so heftig, daß ihm einen Augenblick die Luft wegblieb. Aber er gab nicht auf, obwohl sein Schlitten sich gefährlich neigte. Kurz fuhr er auf einer Kufe, landete dann wieder auf beiden, schoß schneller und auf einem direkteren Weg als die anderen aus dem Wald hervor und übernahm, von allen Dorfbewohnern umjubelt, die Führung.
    Doch Scot, Nasiri und Jean-Luc schlossen immer dichter auf. Hier war der Schnee nicht mehr so pulvrig, so daß sie über ein paar kleine Buckel rumpelten und sich an ihren Schlitten festklammern mußten.
    Den großen Erdbuckel entdeckten sie zu spät. Nitchak Khan war der erste, der unkontrolliert durch die Luft flog und auf dem Bauch landete. Scot und Jean-Luc erging es nicht besser, so daß alle drei plötzlich hilflos im Schnee lagen. Nasiri versuchte verzweifelt, an ihnen und am Buckel vorbeizukommen. Er riß seinen Schlitten herum, verlor aber das Gleichgewicht und wurde hinuntergeschleudert. Ein Stück kollerte er noch den Hang hinunter und blieb dann nach Luft schnappend liegen.
    Nitchak Khan setzte sich auf und wischte sich den Schnee aus Gesicht und Bart. »Gelobt sei Allah«, murmelte er, da er verwundert feststellte, daß er sich nichts gebrochen hatte. Er sah sich nach den anderen um, die sich ebenfalls gerade hochrappelten. Scot bog sich vor Lachen über Jean-Luc, der unverletzt auf dem Rücken lag und hemmungslos auf Französisch fluchte. Nasiri steckte mit dem Kopf voran in einer Schneewehe, und Scot begann, immer noch lachend, ihn herauszuziehen.
    »He, Leute«, brüllte einer aus der Menge unten. »Das Rennen ist noch nicht zu Ende, macht weiter!«
    Scot ließ Nasiri los und rannte auf den 50 Meter entfernten Zielpfosten zu. Doch er glitt aus, fiel in den nassen Schnee, taumelte wieder in die Höhe, nur um erneut auszurutschen. Die anderen stürzten hinter ihm her, während das Gejohle der Zuschauer immer lauter wurde. Stürzend, krabbelnd und immer wieder aufstehend kämpften sie sich erbittert zum Ziel, ohne an ihre blauen Flecken zu denken.
    Zehn Meter vor dem Pfosten hatte der alte Khan schon etwa einen Meter Vorsprung, als er stolperte und stürzte. Scot übernahm die Führung, Nasiri und Jean-Luc befanden sich beinahe auf gleicher Höhe mit ihm. Sie mühten sich weiter durch den schweren Schnee. Nitchak Khan krabbelte die letzten Meter sogar auf allen Vieren, Jean-Luc und Scot warfen sich mit einem verzweifelten Hechtsprung über die Ziellinie, und unter dem Applaus des Publikums lagen schließlich alle auf einem

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