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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nur leichte Kopfschmerzen bekamen. Für die Ölarbeiter in Bellissima war es schlimmer.
    Ihre Aufenthalte in Bellissima waren für gewöhnlich sehr kurz. Sie quälten sich mit möglichst viel Fracht hinauf, meist an die 2.000 Kilo. Rohre, Pumpen, Dieselöl, Winden, Generatoren, Chemikalien, Nahrungsmittel, Anhänger, Tanks, Männer – was immer. Dann flogen sie leer zurück, manchmal aber auch mit einer vollen Ladung Arbeiter oder mit Material, das repariert oder ersetzt werden mußte.
    Wir sind nur bessere Lieferwagen, dachte Scot, aber es ist trotzdem großartig zu fliegen, viel besser als zu fahren. Inzwischen hatten sie den letzten Bergkamm überwunden und sahen Bellissima vor sich.
    »Bellissima, hier spricht Jean-Luc. Hören Sie mich?«
    Der Bohrturm Bellissima lag am höchsten von allen – genau 4.150 Meter über dem Meeresspiegel. Die Basis thronte auf einem Sims unterhalb des Gipfels. Auf der anderen Seite fiel der Hang beinahe senkrecht 2.300 Meter in ein etwa 15 Kilometer breites und fast 50 Kilometer langes Tal ab.
    »Bellissima, hier spricht Jean-Luc. Hören Sie mich?«
    Wieder keine Antwort. Jean-Luc schaltete auf einen anderen Kanal um. »Zagros 3, hören Sie mich?«
    »Laut und deutlich, Captain«, meldete sich ihr iranischer Funker sofort. »Exzellenz Nasiri steht neben mir.«
    »Bleiben Sie auf dieser Frequenz auf Empfang. Die CASEVAC ist in Bellissima, aber wir haben keinen Funkkontakt mit ihnen. Wir landen.«
    »Roger. Wir bleiben auf Empfang.«
    Wie immer in Bellissima war Scot von der schroffen Landschaft beeindruckt. Und wie jedesmal staunte er über die ungeheuren Anstrengungen und Geldmittel, die erforderlich gewesen waren, um das Ölfeld zu finden, den Bohrplatz zu bestimmen, den Bohrturm aufzustellen und Hunderte von Metern tief zu bohren. Und dann die nächste riesige Investition, um dieses Feld mit der durch das Zagros-Gebirge führenden Pipeline zu verbinden – eine weitere unglaubliche technische Leistung der ehemaligen Anglo-Iranian Oil Company, die inzwischen verstaatlicht worden war und IranOil hieß. »Gestohlen ist das richtige Wort dafür, Junge«, hatte ihm sein Vater eingehämmert.
    Scot Gavallan lächelte vor sich hin. Ich bin froh, daß ich Vater habe, dachte er. Mutter fehlt mir immer noch, aber der Tod war eine Erlösung für sie. Und Vater hat zum Glück wieder geheiratet. In ein paar Jahren bin ich wahrscheinlich auch soweit. Es ist nur ein Jammer, daß Linbar Tess' Onkel ist, und sie seine Lieblingsnichte, aber zum Glück habe ich nichts mit ihm zu tun. Außerdem ist sie erst achtzehn, und wir haben noch eine Menge Zeit …
    »Wie willst du landen, mon vieux ?« erkundigte sich Jean-Luc.
    Er riß sich zusammen. »Vom Westen.«
    »Gut.« Jean-Luc spähte nach vorn. Kein Lebenszeichen. Die Anlage war beinahe unter dem Schnee begraben, nur der Landeplatz war freigeschaufelt. Aus den Wohnwagen stiegen dünne Rauchfäden. »Aha. Dort drüben.«
    Die winzige Gestalt eines vermummten Mannes stand neben dem Landeplatz und winkte. »Wer ist es?«
    »Vermutlich Pietro.« Scot konzentrierte sich auf die Landung. In dieser Höhe und infolge der Lage des Simses kam es oft zu unerwarteten Böen, Turbulenzen und Wirbelstürmen, er konnte sich keinen Fehler leisten. Doch er legte eine Bilderbuchlandung hin.
    »Gut.« Jean-Luc wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mann zu; es war tatsächlich Pietro Fieri. Er fuhr sich mit der Hand über den Hals, das Zeichen dafür, daß sie die Triebwerke abschalten sollten. Also handelte es sich bei der CASEVAC um keine Situation, in der sie sofort wieder starten mußten. Jean-Luc winkte den Mann zum Hubschrauber und öffnete das Seitenfenster. »Was ist los, Pietro?« Er schrie, um den Turbinenlärm zu übertönen.
    »Guineppa ist krank«, brüllte Pietro zurück und deutete auf seine linke Brustseite. »Es könnte sein Herz sein. Aber das ist nicht alles. Schaut mal da hinauf!« Er zeigte in die Höhe. Jean-Luc und Scot verdrehten den Hals, konnten aber nichts Außergewöhnliches entdecken.
    Jean-Luc öffnete den Sicherheitsgurt und stieg aus. Es war beißend kalt. Er zuckte zusammen, und seine Augen begannen in den durch die Rotoren erzeugten Luftwirbeln sofort zu tränen, da die dunkle Brille nicht viel Schutz bot. Als er das Problem entdeckte, verkrampfte sich sein Magen. Ein paar hundert Meter oberhalb und beinahe direkt über dem Lager, dicht unter dem Gipfel, befand sich ein riesiger Überhang aus Schnee und Eis. »Madonna!«
    »Wenn

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