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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Startbahn entfernt. Valik vergewisserte sich, daß sich keine Wachtposten in der Nähe befanden, lief zum Hubschrauber und warf einen Blick in die Kabine. Zu seiner großen Erleichterung schlief drinnen kein Posten. Er öffnete die zum Glück nicht versperrte Tür, winkte den anderen, half ihnen beim Einsteigen, folgte ihnen, schloß die Tür und versperrte sie von innen. Er bettete die Kinder auf Decken unter die Notsitze und schärfte ihnen ein, sich nicht zu zeigen, was immer auch geschehe. Dann setzte er sich neben seine Frau, wickelte sich in eine Decke, denn ihm war sehr kalt, und hielt ihre Hand. Ihr Gesicht war tränennaß.
    »Hab Geduld, weine nicht! Es dauert nicht mehr lange«, flüsterte er. »Inscha'Allah.«
    »Die ganze Welt ist verrückt geworden«, sagte sie leise, »was soll denn aus uns werden?«
    »Wir sind mit Allahs Hilfe bis hierher gekommen, warum sollten wir es nicht bis Kuwait schaffen?«
    Sie waren am vorhergehenden Tag mittags angekommen. Der Flug vom Treffpunkt außerhalb von Teheran bis hierher verlief ohne Zwischenfall, im Äther herrschte Funkstille. Sein Fahrer, der ihm seit 15 Jahren treu diente, fuhr den Wagen nach Teheran zurück, und Valik befahl ihm, niemandem zu verraten, daß sie ›zu ihrem Haus am Kaspischen Meer‹ flogen. »Bei dieser Flucht traue ich niemandem«, gestand er Annousch, während sie auf den Hubschrauber warteten, und sie pflichtete ihm bei, hätte aber gern Scharazad mitgenommen, um die Gewähr zu haben, daß Tom Lochart sie auch noch nach Kuwait fliegen würde.
    »Nein, Scharazad würde den Iran niemals verlassen«, widersprach Valik. »Ob mit oder ohne ihr, man kann ihm nicht trauen, denn er ist ein Fremder und gehört nicht zu uns.«
    Während des Fluges von Teheran nach Isfahan saß er vorn bei Lochart. Sie waren dicht über dem Boden geflogen und hatten Städte und Flugplätze vermieden. Als Lochart die Flugsicherung der Luftwaffenbasis Isfahan rief, erwartete man sie bereits. Vom Tower wurde ihnen mitgeteilt, wo sie landen sollten, und sie wurden angewiesen, nicht mehr zu senden und Funkstille zu bewahren. Der Kommandeur der Luftwaffe, General Mohammed Seladi, Valiks Onkel, der dafür gesorgt hatte, daß sie landen und auftanken konnten, holte sie vom Rollfeld ab, und da es Mittagszeit war, schlug er vor, auf der Basis zu essen, bevor sie weiterflogen.
    »Aber wir haben genügend Essen im Hubschrauber, Exzellenz Mohammed«, wandte Valik ein.
    »Ich muß darauf bestehen«, widersprach Seladi nervös. »Mach nur dem Kommandanten deine Aufwartung und, äh, wir müssen miteinander reden.« Gerade zu diesem Zeitpunkt drangen die hezbollahis und die aufgebrachte Menge durch die Tore, nahmen alle fest und brachten Lochart zu einem anderen Teil der Basis. Hundesöhne, dachte Valik zornig, sie sollen alle in der Hölle schmoren. Ich habe doch gleich gewußt, daß wir nur auftanken und sofort weiterfliegen sollten.
    Eine Viertelmeile entfernt schlief im ersten Stock einer Baracke Tom Lochart äußerst unruhig. Das Geräusch von Schritten im Korridor weckte ihn, die Tür flog auf, und eine Taschenlampe blendete ihn.
    »Schnell«, befahl eine Stimme, und zwei Männer halfen ihm auf die Füße. Dann drehten sie sich um und liefen davon. Lochart folgte ihnen einen Sekundenbruchteil später durch den Korridor, die Treppe hinunter und hinaus ins Freie. Als sie kurz stehenblieben, machte er ebenfalls halt und bemerkte dabei, daß es sich um einen Major und einen Hauptmann handelte; dann rannten sie weiter. Im Osten wurde es hell. Es schneite leicht, und der Schnee dämpfte ihre Schritte.
    Vor ihnen befand sich ein Wächterhaus, vor dem ein Feuer brannte, um das ein paar schläfrige, unaufmerksame Posten kauerten. Die drei Männer bogen ab und liefen zwischen den Baracken weiter, schwenkten, als ein Lastwagen mit singenden Soldaten um eine Ecke bog, in einen Durchlaß ein und liefen dann über die Einfassungsstraße zum Hangar und zur 212. Im Windschatten des Hangars blieben sie keuchend stehen.
    »Hören Sie, Pilot«, sagte der Major, »wenn ich ›los‹ sage, laufen wir zum Heli und starten. Sind Sie soweit?«
    »Was ist mit den anderen?« wollte Lochart wissen. »Was ist mit General Valik und seiner …«
    »Vergessen Sie sie!« Der Major zeigte auf den Hauptmann. »Ali sitzt vorn neben Ihnen, und ich hinten in der Kabine. Wie lange wird es dauern, bis wir in der Luft sind?«
    »Das geht schnell.«
    »Sie müssen es noch schneller schaffen«, sagte der Major.

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