Wirbelsturm
»Los!«
Sie stürzten zu der 212. In diesem Augenblick sah Lochart einen Wagen ohne Licht, der auf der Einfassungsstraße auf sie zuraste. »Dort drüben, Major.«
»Beeilen Sie sich, Pilot!«
Lochart gehorchte, sprang in den Pilotensitz, schob die Unterbrecher ein, schaltete ein und ließ die Turbinen an. Gleichzeitig erreichte der Major die Schiebetür und riß sie auf. Er fiel beinahe in Ohnmacht, als ihm Valik den Karabiner vor das Gesicht hielt.
»Ach, Sie sind es, Major. Allah sei gelobt.«
»Allah sei gelobt, daß Sie hier sind, Exzellenz«, keuchte der Major und kletterte hinein. »Aber wo ist der Soldat?«
»Er hat das Geld genommen und sich aus dem Staub gemacht.«
»Hat er die Gewehre gebracht?«
»Nein.«
»Hundesohn«, fluchte der Major und schrie dann Lochart an: »Verdammt noch mal, beeilen Sie sich doch!« Er drehte sich um und schaute nach dem näherkommenden Wagen. Schnell riß er Valik den Karabiner aus der Hand, kniete in der Tür nieder, zielte auf den Fahrer und drückte ab. Der Feuerstoß ging über den Wagen hinweg, der von der Straße abbog und hinter einer Reihe von Schuppen verschwand. Dann kam er für einen Augenblick wieder in Sicht und verschwand hinter dem Hangar.
Lochart hatte die Kopfhörer aufgesetzt und sah zu, wie die Nadeln hinaufkletterten. Die Zeit schien stillzustehen. »Kommt schon, verdammt«, murmelte er. Seine Hände und Füße waren bereit, das Heulen der Turbinen wurde lauter, der Hauptmann neben ihm betete laut. Er konnte Annousch nicht hören, die hinten schluchzte; die entsetzten Kinder hatten ihr Versteck verlassen und sich an sie gepreßt.
Jetzt. Seine linke Hand ergriff den Blattverstellhebel. Da schoß der Wagen hinter dem Hangar hervor und stoppte 15 Meter vor ihnen. 5 Männer sprangen heraus – einer lief direkt auf das Cockpit zu und zielte mit einer automatischen Waffe auf Lochart, die anderen rannten zur Kabinentür. Lochart hatte beinahe schon abgehoben, begriff aber, daß er ein toter Mann war, wenn er aufstieg. Der Mann bedeutete ihm zornig, auf dem Boden zu bleiben. Er gehorchte, drehte sich um und schaute in die Kabine. Die anderen Männer kletterten gerade hinein; es handelte sich ausschließlich um Offiziere. Valik und der Major umarmten sie und wurden umarmt. »Starten Sie endlich«, rief Ali, der neben ihm saß, über die Kopfhörer und stieß ihn in die Rippen.
»Starten Sie!« wiederholte Ali und winkte den Mann, der draußen noch immer auf sie zielte, herein. Der Mann lief zur Tür, stieg ein und schob die Tür zu. »Beeilen Sie sich, verdammt noch mal, schauen Sie dorthin!« Ali zeigte auf die andere Seite der Startbahn. Von dort kamen weitere Wagen auf sie zu. Aus einem wurde mit einer Maschinenpistole auf den Hubschrauber geschossen. Sekunden später befand sich Lochart in der Luft.
Hinter ihm jubelten die Offiziere, hielten sich fest, als der Hubschrauber schwankte, und setzten sich dann. Die meisten waren tief erschüttert und verstört, vor allem General Seladi, der zwischen Valik und dem Major saß. »Ich war nicht sicher, ob Sie es sind, Exzellenz«, sagte der Major gerade, »deshalb habe ich nur einen Warnschuß abgegeben. Allah sei gelobt, daß der Plan so gut funktioniert hat.«
»Aber Sie wollten starten und ohne uns abfliegen.«
»O nein, Exzellenz Mohammed«, beteuerte Valik aalglatt, »der kanadische Pilot ist in Panik geraten und wollte nicht länger warten. Diese Kanadier haben überhaupt keinen Mut. Denken Sie einfach nicht mehr an ihn, wir sind bewaffnet, haben Verpflegung und befinden uns in Sicherheit. Allah sei gelobt.« Ohne mich und mein Geld, dachte er, wären wir alle tot – denn die Bestechungsgelder habe ich bezahlt.
»Wenn ihr uns zurückgelassen hättet, wären wir erschossen worden.« General Seladis Gesicht war bleich. »Warum haben Sie sich überhaupt die Mühe gemacht, den Piloten herauszuholen? Ali kann eine 212 auch fliegen.«
»Ja. Aber Lochart besitzt mehr Erfahrung, und wir brauchen ihn, um durch dieses Labyrinth zu kommen.«
Valik lächelte Annousch aufmunternd zu. Sie saß auf der anderen Seite des Mittelgangs und hielt ihre Tochter in den Armen, während ihr Sohn halb schlafend auf dem Boden saß und den Kopf in ihren Schoß gelegt hatte. Sie erwiderte Valiks Lächeln und nahm das Kind auf den anderen Arm. Er griff nach ihrer Hand, dann lehnte er sich zurück und schloß sehr müde, aber überaus zufrieden die Augen. Du bist wirklich sehr klug, sagte er sich. Wenn du McIver nicht
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