Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Azadeh nach Teheran abgereist waren. »Natürlich sind ihr Rákóczy und dessen Leute hier in voller Stärke aufmarschiert. Wir können uns rühmen, auf dem dünnsten Drahtseil der Welt zu balancieren, weil wir der Schlüssel zum Golf und zur Straße von Hormus sind. Hätte es uns Gorgons nicht gegeben, unsere Stammesbrüder und einige unserer kurdischen Verbündeten, wir wären jetzt ein Sowjetstaat – zusammen mit der anderen Hälfte von Aserbeidschan, die längst in sowjetischem Besitz ist dank der Hilfe der hinterhältigen Briten. Oh, wie ich die Briten hasse, mehr noch als die Amerikaner, die bloß dumme und ungehobelte Barbaren sind, oder?«
    »Auf die Briten, die ich kenne, trifft das nicht zu. Und S-G hat mich anständig behandelt.«
    »Bis jetzt. Aber sie werden dich schon noch hereinlegen. Die Briten betrügen jeden Nichtbriten, und wenn es ihnen paßt, sogar ihre eigenen Leute.«
    » Inscha'Allah.«
    Abdullah Khan hatte bitter gelacht. »Inscha'Allah! Auf alle Fälle werden die Sowjets ihre Bemühungen nie aufgeben. Aber wir auch nicht. Wir Aserbeidschaner werden sie immer ausmanövrieren und in Schach halten …«
    Erikki beugte sich vor und schenkte sich nach. Es war kalt in der Wohnung, und er hatte immer noch seinen Mantel an – die Zentralheizung war außer Betrieb, und durch die Fenster zog es. Aber der Raum war groß und irgendwie gemütlich. Er war mit alten Lehnstühlen möbliert, und an den Wänden hingen kleine, aber gute persische Teppiche. Erikki nahm einen Schluck Wodka, genoß die Wärme, die er ihm vermittelte, und warf wieder einen Blick durch das Fenster auf die Botschaft. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob er mit Azadeh in die Vereinigten Staaten auswandern solle. »Die Bastionen fallen«, murmelte er, »der Iran ist nicht mehr sicher, Europa ist verwundbar.« Er blickte nach unten. Jetzt war der Verkehr völlig zum Erliegen gekommen. Jugendliche blockierten die beiden Straßen, an deren Ecke sich das Gelände der Amerikanischen Botschaft befand. Die Hauptstraße hieß Roosevelt-Allee – hatte geheißen, korrigierte sich Erikki automatisch. Wie sie jetzt wohl heißen mag? Khomeini-Straße? Straße der Revolution?
    Die Eingangstür der Wohnung ging auf. »He, Erikki«, begrüßte ihn Christian Tollonen lachend. Der junge Finne trug eine Pelzmütze russischer Machart und einen pelzgefütterten Regenmantel; beides hatte er an einem Wochenende in Leningrad gekauft. »Was gibt es Neues?«
    »Seit 4 Stunden warte ich auf dich.«
    »Nur 3 Stunden und 22 Minuten und eine halbe Flasche des besten russischen Wodkas, der für Geld zu haben ist. Dabei haben wir 3 bis 4 Stunden ausgemacht.« Christian Tollonen war Anfang 30, Junggeselle, blond, hatte graue Augen, und er war Erster Sekretär bei der Finnischen Botschaft. Erikki hatte sich mit ihm angefreundet, als er vor ein paar Jahren seinen Posten im Iran angetreten hatte. »Schenk mir auch einen ein. Ich kann einen brauchen. Da unten braut sich wieder einmal eine Demonstration zusammen, und ich hatte alle Mühe durchzukommen.« Er behielt seinen Regenmantel an und ging ans Fenster.
    Die Menge aus den beiden Straßen hatte sich mittlerweile vereinigt und wogte nun vor dem Botschaftskomplex hin und her. Alle Tore waren geschlossen. Beunruhigt stellte Erikki fest, daß sich unter den Jugendlichen kein Mullah befand. Sie konnten Rufe hören.
    »Tod für Amerika! Tod für Carter!« übersetzte Christian. Er sprach fließend Persisch, denn schon sein Vater hatte hier einen diplomatischen Posten bekleidet, und er selbst hatte 5 Jahre lang in Teheran die Schule besucht. »Der übliche Scheiß: Nieder mit Carter und dem amerikanischen Imperialismus.«
    »Kein Allah-u Akbar«, bemerkte Erikki. Einen Augenblick lang stieg die Erinnerung an die Straßensperre in ihm auf, und es durchzuckte ihn eisig. »Keine Mullahs.«
    »Nein. Ich habe auch auf dem Weg hierher keine gesehen.« Auf der Straße schien die Demonstration auf Touren zu kommen. Verschiedene Gruppen drängten sich an die eisernen Tore. »Die meisten sind Studenten. Sie hielten mich für einen Russen und erzählten mir, daß es vor der Universität eine regelrechte Schlacht gegeben habe: Linke gegen hezbollahis. Sie sprachen von 20 oder 30 Toten oder Verletzten, und daß es noch immer weitergeht.« Vor der Botschaft begannen 50 oder 60 Burschen an den Toren zu rütteln. »Die suchen Streit.«
    »Und keine Polizei, die eingreifen könnte.« Erikki reichte ihm das Glas. »Was würden wir

Weitere Kostenlose Bücher