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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Lane drohend, und sie brauchten lange, bis sie ihm und ihr alles erklärt und beide beruhigt hatten. Sie hieß Paula Giancani und war Stewardeß bei der Alitalia.
    »Sie bleiben heute nacht besser bei uns, Paula«, schlug Genny vor. »Es herrscht Ausgehverbot. Einverstanden?«
    »Ja, ich …«
    »Kommen Sie! Ich borge Ihnen ein paar Sachen. Du schläfst auf dem Sofa, Nogger!«
    Eine Weile später lagen Genny und McIver im Bett. Sie fanden keinen Schlaf, obwohl sie müde waren. Irgendwo in der Nacht bellten Maschinengewehre, irgendwo in der Nacht ertönten Sprechchöre.
    »Möchtest du Tee, Duncan?«
    »Eine gute Idee.« Er stand mit ihr auf. »Ach verdammt, ich habe es vergessen.« Er ging zum Schreibtisch und holte die kleine, unordentlich verpackte Schachtel hervor. »Alles Gute! Es ist nicht viel, nur ein Armband, das ich im Basar aufgetrieben habe.«
    »Danke, Duncan.« Während sie es auspackte, erzählte sie ihm von ihrem Haggis.
    »So ein Pech! Macht nichts. Nächstes Jahr essen wir es in Schottland.«
    Das Armband bestand aus ungeschliffenen, in Silber gefaßten Amethysten.
    »Es ist entzückend, genau so etwas habe ich mir immer gewünscht. Danke, Schatz!«
    »Wenn es dir nur gefällt, Gen.« Er schloß sie in die Arme und küßte sie geistesabwesend.
    Sie kannte ihn zu gut. »Was gibt es, was ich noch nicht weiß?«
    »Es wird von Stunde zu Stunde gefährlicher. Während du mit Paula im anderen Zimmer warst, erzählte uns Nogger, daß sie vom Flughafen gekommen waren. Ihr Alitalia-Flug – die italienische Regierung hatte ihn gechartert, um ihre Staatsbürger auszufliegen. Nach zwei Tagen Startverbot hatten sie für Mittag Starterlaubnis erhalten, und Nogger war mit Paula zum Flughafen gefahren. Natürlich wurde der Start wie gewöhnlich verschoben, und kurz vor Einbruch der Dunkelheit gab es wieder vollkommenes Startverbot. Der Flughafen wurde gesperrt, und alle mußten ihn verlassen. Das iranische Personal verschwand einfach. Sofort danach umstellte eine Gruppe von schwerbewaffneten Revolutionären das ganze Gelände. Die meisten trugen die üblichen grünen Armbinden, aber auf etlichen befanden sich die Buchstaben IPLO – Iranian Palestine Liberation Organisation.«
    »Dann stimmt es also, daß die PLO Khomeini unterstützt?«
    »Ja. Und wenn die ihn unterstützen, dann bekommt die Sache ein anderes Gesicht, dann hat gerade der Bürgerkrieg begonnen, und wir sitzen mitten drin.«

3
    Täbris 1: 23 Uhr 05. Erikki Yokkonen lag nackt in der Sauna, die er eigenhändig gebaut hatte. Die Temperatur betrug 80 Grad Celsius. Er war schweißüberströmt, und seine Frau Azadeh ließ sich ebenfalls von der Wärme einlullen. Sie hatten ein großartiges Abendessen hinter sich und dazu zwei Flaschen vom besten russischen Wodka getrunken. Er hatte ihn auf dem Schwarzmarkt von Täbris aufgetrieben und mit seinen beiden englischen Mechanikern und dem Leiter der Basis, Ali Dayati, geteilt. »Jetzt gehen wir in die Sauna«, hatte er die anderen aufgefordert, aber wie üblich lehnten sie ab, weil sie ohnehin Mühe hatten, in ihre Unterkünfte zurückzuschwanken. »Komm schon, Azadeh!«
    »Heute abend bitte nicht, Erikki«, hatte sie sich geweigert. Aber er, der Hüne, hatte nur gelacht, sie hochgehoben, sie in ihren Pelzmantel gewickelt und durch die Eingangstür ihres Häuschens an den schneebedeckten Fichten vorbei zur kleinen Hütte an der Rückwand ihrer Unterkunft getragen. Jetzt lag Erikki entspannt auf der Bank, während Azadeh sich sogar nach einjähriger Ehe noch nicht ganz an das allabendliche Ritual gewöhnt hatte.
    Er stützte sich auf den Arm und musterte sie. Sie lag auf der gegenüberliegenden Bank auf einem dicken Handtuch. Sie hatte die Augen geschlossen, und er betrachtete das schwarze Haar, das feingeschnittene Gesicht, den wohlgeformten Körper, die helle Haut – und erlebte von neuem das Wunder ihrer faszinierenden Schönheit.
    Als er vor vier Jahren hierher versetzt worden war, hatte er als erstes Bäume ausgesucht und gefällt. Die anderen hielten ihn für verrückt. Er zuckte gutmütig mit den Achseln. »Ohne Sauna kann man nicht leben. Zuerst baut man die Sauna, dann das Haus; ohne Sauna ist ein Haus kein Haus. Ihr Engländer versteht überhaupt nichts vom Leben.« Er war versucht, ihnen zu erzählen, daß er wie viele Finnen in einer Sauna zur Welt gekommen war. Warum auch nicht? Wenn man es sich richtig überlegte, war dies sehr vernünftig, da die Sauna der wärmste Raum im Haus, der

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