Wirbelsturm
wahrscheinlich noch mehr Treibstoff verstecken – für alle Fälle.« Starke zeigte auf eine winzige Insel vor der saudiarabischen Küste. »Hier wäre es nicht schlecht. Die Insel heißt Jellet, die Kröte, und so sieht sie auch aus. Keine Bewohner, aber ungeheuer fischreich. Als ich noch in Bahrain stationiert war, haben Manuela und ich die Insel ein- oder zweimal besucht. Dort würde ich auch Treibstoff lagern.«
Er nahm seine Fliegerkappe ab, wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte die Kappe wieder auf. Sein Gesicht war müder und zerfurchter als sonst. Auf der Basis herrschte ein heilloses Durcheinander, ständig wurden Flüge gestrichen, wieder angesetzt und abermals annulliert. Esvandiari war widerlicher und gefährlicher denn je, alle Welt nervös und gereizt, seit Wochen keine Post von daheim. Die meisten seiner Leute, er eingeschlossen, mehr als urlaubsreif. Dazu das Problem des in Kürze einfliegenden Personals von Zagros 3 mit ihren Maschinen, und was sie mit Effer Jordons Leiche tun sollten, wenn sie morgen ankam. Das war Starkes erste Frage gewesen, als er Gavallan auf der Treppe der 125 in Empfang genommen hatte.
»Das habe ich schon arrangiert«, hatte Gavallan ihn beruhigt. »Auf Grund einer Genehmigung der Flugsicherung kann die 125 morgen zurückkommen und den Sarg abholen. Ich schicke ihn dann so schnell wie möglich nach England weiter. Eine schreckliche Sache. Sobald ich wieder zurück bin, werde ich seine Frau besuchen und tun, was ich kann.«
»Verdammter Mist! Gott sei Dank, daß Scot wieder auf dem Damm ist.«
»Ja.« Wenn es nun Scots Leiche und Scots Sarg gewesen wäre? dachte Gavallan. Eine Frage, auf die es keine Antwort gab. Wenn es Scot gewesen wäre, könnte ich seinen Tod auch so leicht abhaken? Nein, natürlich nicht. Diesmal kann ich nur Gott danken und ›tun, was ich kann‹. »Seltsam: die Flugsicherung Teheran und das Flughafenkomitee zeigten sich genauso geschockt wie wir; sie waren alle sehr hilfsbereit. Hier habe ich Post für ein paar von den Jungs und einen Brief von Manuela. Es geht ihr gut, Duke. Sie hat gesagt, Sie bräuchten sich keine Sorgen zu machen. Ihrer Familie geht's gut, den Kindern geht's gut, und sie wollen in Texas bleiben …«
Dann hatte Gavallan die Bombe von den sechs Tagen fallen lassen, und jetzt war Starke wirklich ratlos. »Zusammen mit den Vögeln aus dem Zagros-Gebirge werde ich drei 212, eine Alouette, drei 206 und eine Menge Ersatzteile hier haben. Insgesamt neun Piloten einschließlich Tom Lochart und Jean-Luc und zwölf Mechaniker. Das ist wohl zuviel für einen Streich wie ›Wirbelsturm‹, Andy.«
»Ich weiß.« Gavallan sah aus dem Fenster. Das Tankfahrzeug rumpelte an die 125 heran; John Hogg kam die Treppe herunter. »Wie lange dauert das Auftanken?«
»Wenn Johnny ihnen kein Feuer unter dem Hintern macht, eine Dreiviertelstunde – leicht.«
»Das ist nicht viel Zeit, um uns etwas Neues einfallen zu lassen«, meinte Gavallan und warf einen Blick auf die Wandkarte. »Aber die Zeit würde wohl nie ausreichen. Gibt es in der Nähe dieser Position eine Anlage, die noch geschlossen ist?«
»Dutzende. Dutzende, die immer noch so ausschauen, wie die Streikenden sie zurückgelassen haben. Warum fragen Sie?«
»Scrag meinte, eine davon könnte ein idealer Ort sein, um Treibstoff zu lagern und aufzutanken.«
Starke furchte die Stirn. »Nicht in unserem Bereich, Andy. Er hat dort ein paar große Plattformen – unsere sind in der Mehrzahl klitzeklein. Wir haben überhaupt keine, die mehr als einen Heli aufnehmen könnte, und wir würden ganz bestimmt nicht warten wollen, bis wir drankommen. Was ist Scrag da nur eingefallen? Glauben Sie, er wird mit Rudi sprechen?«
»In den nächsten Tagen, sagte er. Aber so lange kann ich nicht warten. Könnten Sie einen Vorwand finden, um nach Bandar-e Delam hinunterzukommen?«
Starke kniff die Augen zusammen. »Sicher. Wir könnten vielleicht zwei von unseren Vögeln hinschicken und Esvandiari erklären, daß wir sie verlegen. Oder noch besser, wir sagen dem Klugscheißer, wir leihen sie auf eine Woche aus. Gelegentlich bekommen wir immer noch Freigaben – wenn uns dieser Hundesohn nicht im Weg ist.«
»Wir können im Iran nicht mehr arbeiten. Das mit dem armen Jordon hätte nie passieren dürfen, und es tut mir verdammt leid, daß ich nicht schon vor Wochen die Räumung angeordnet habe.«
»Es war doch nicht Ihre Schuld, Andy.«
»In gewissem Sinne doch. Jedenfalls müssen wir
Weitere Kostenlose Bücher