Wirbelsturm
fast im selben Moment eingeschlafen.
Beim Bohrturm Rosa erwartete Mimmo Sera die 206. Auch eine 212 stand, die Turbinen im Leerlauf, auf dem Landeplatz. Jean-Luc saß an der Steuerung, während die Männer Gepäck aufluden und an Bord kletterten. » Buon giorno , Tom!«
»Tag, Mimmo! Wie geht's denn so?«
»Das sind die letzten meiner Leute, ausgenommen ein Handlanger, der Almqvist helfen muß.« Mimmo Sera konnte vor Erschöpfung kaum die Augen offenhalten. »Wir hatten einfach keine Zeit, die Rohrleitungen von Nummer 3 auszuräumen.«
»Kein Problem. Wir decken sie so ab, wie sie ist.«
»Si.« Ein müdes Lächeln. »Denk bloß an das viele Geld, das du verdienen wirst, wenn du sie mal ausräumst!«
Almqvist lachte. »2.100 Meter zu … Vielleicht machen wir dir einen Sonderpreis.«
Der alte Mann antwortete gutmütig mit einer ausdrucksvollen italienischen Geste.
»Ich lasse euch jetzt allein«, sagte Lochart. »Wann soll ich euch holen kommen?«
Almqvist sah auf die Uhr. Es war bald Mittag. »Komm um halb fünf, okay?«
»Punkt halb fünf bin ich da. Die Sonne geht um 6 Uhr 37 unter.« Lochart ging zur 212 hinüber.
Obwohl Jean-Luc sich mit einem dicken Schal gegen die Kälte schützte, gelang es ihm dennoch, schneidig auszusehen. »Ich bringe diesen Haufen direkt nach Schiras – das sind die letzten, bis auf Mimmo und deine Crew.«
»Gut. Wie sieht's unten aus?«
»Chaos, milde ausgedrückt. Ich rieche eine Katastrophe, eine mehr.«
»Du erwartest ständig Katastrophen – ausgenommen, du hast ein Mädchen im Bett. Mach dir keine Sorgen, Jean-Luc!«
»Und ob ich mir Sorgen mache.« Einen Augenblick lang beobachtete Jean-Luc die Ladearbeiten, die schon fast beendet waren: Koffer, Taschen, zwei Hunde, zwei Katzen und eine Gruppe ungeduldig wartender Männer. Dann wandte er sich wieder Tom zu und sagte mit gesenkter Stimme: »Je schneller wir diesem Land den Rücken kehren, desto besser.«
»Aber nein. Zagros ist doch nur ein Einzelfall! Ich hoffe jedenfalls, daß sich hier alles wieder einrenkt.« Vor Locharts geistigem Auge taumelte die HBC, himmelwärts. Er hatte hier mit niemandem über die Operation ›Wirbelsturm‹ und seine Unterredung mit Starke gesprochen. »Das überlasse ich dir, Duke«, hatte er gesagt, bevor er abgeflogen war. »Du bringst das besser als ich. Ich bin ja entschieden dagegen.«
»Das ist dein Privileg. Mac hat deinen Montagflug nach Teheran genehmigt.«
»Danke. Hat er schon mit Scharazad gesprochen?«
»Noch nicht.«
Wo zum Teufel steckt sie? fragte er sich nun. »Wir sehen uns auf dem Stützpunkt, Jean-Luc. Guten Flug!«
»Sieh zu, daß Scot und Rodrigues bereit sind, wenn ich komme. Ich muß schnell zurück, wenn ich heute abend noch nach Al Schargas kommen soll.« Die Kabinentür schlug zu. »Und sieh auch zu, daß Scot ohne großes Aufsehen an Bord kommt, kapiert? Ich möchte nicht abgeschossen werden. Ich behaupte nämlich nach wie vor, daß sie es auf Scot abgesehen hatten und auf niemand sonst.«
Lochart nickte traurig und kehrte zu seiner 206 zurück. Er war gestern auf dem Rückweg von Kowiss gewesen, als es passierte. Jean-Luc war gerade aufgestanden und hatte zufällig aus dem Fenster gesehen. »Effer Jordon und Scot luden gemeinsam Ersatzteile in die HTW«, hatte er dann Lochart gleich nach der Ankunft berichtet. »Ich habe die ersten Schüsse nicht gesehen, nur gehört, aber ich sah Jordon wanken und aufschreien – er war in den Kopf getroffen worden. Scot blickte zu den Bäumen hinter dem Hangar hinüber, dann beugte er sich vor und versuchte, Jordon aufzuhelfen. Ich habe genug Menschen gesehen, die erschossen wurden, um zu wissen, daß Jordon tot war, noch bevor er den Boden berührte. Dann folgten noch mehr Schüsse, drei oder vier, aber es war kein Maschinengewehr, eher eine M 16 oder eine Selbstladepistole. Scot bekam eine Kugel in die Schulter; sie wirbelte ihn herum, und er fiel neben Jordon in den Schnee. Gleich darauf wurden noch mehr Schüsse abgefeuert … auf Scot, Tom, dessen hin ich ganz sicher.«
»Wie kannst du so sicher sein?«
»Ich bin sicher, weil Effer sich genau in der Schußlinie befand und alle Kugeln verpaßt bekam. Die Attentäter hatten es nicht auf den Stützpunkt, sie hatten es auf Scot abgesehen. Ich griff mir meine Verey-Pistole, sprang hinaus, sah niemanden, feuerte aber trotzdem in Richtung der Bäume. Als ich Scot erreichte, schlotterte er vor Angst, aber Jordon war übel zugerichtet: Er hatte vielleicht acht
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