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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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anderen Piloten neben ihm, nicht aber Scot, wie er gedacht und erwartet hatte. Er winkte und näherte sich dann, als die Kufen den Boden berührten, ungeduldig der Maschine. Die Kabinentür ging auf, und er sah Scot, der sich mit einer Hand losschnallte. Den anderen Arm trug er in einer Schlinge. Sein Gesicht war abgespannt und blaß, aber unversehrt. »Oh, mein Sohn«, sagte er, und das Herz klopfte ihm vor Erleichterung. »Ich hatte solche Sorge, Junge!«
    »Das war nicht nötig, Vater. Mir geht's gut, wirklich gut.« Scot drückte seinen Vater fest mit seinem guten Arm. »Ich bin so froh, dich zu sehen. Ich dachte, du mußt heute in London sein?«
    »Hätte ich sein müssen. In einer Stunde sitze ich in der Linienmaschine.« Wo ich jetzt weiß, daß du in Ordnung bist, kann ich beruhigt zurückfliegen, dachte er und wischte sich eine Träne aus dem Auge. Er tat aber, als wäre es ein Staubkörnchen gewesen und deutete auf einen in der Nähe geparkten Wagen. Genny saß am Steuer. »Ich will dich ja nicht bemuttern, aber Genny bringt dich jetzt gleich ins Krankenhaus, nur zum Röntgen, du bist schon angemeldet. Im Hotel hast du ein Zimmer neben meinem, okay?«
    »Alles bestens, Vater. Ich … ein Aspirin könnte ich brauchen. Zugegeben, ich fühle mich etwas lausig. Der Flug war verdammt unruhig. Du fliegst also jetzt: Wann kommst du wieder?«
    »Sobald ich kann. In ein, zwei Tagen. Ich rufe dich morgen an. Okay?« Scot zögerte. Seine Backenknochen arbeiteten. »Könntest du vielleicht … vielleicht noch schnell mitkommen, und ich erzähle dir dann von Zagros? Hast du soviel Zeit?«
    »Selbstverständlich. War es arg?«
    »Ja und nein. Wir sind alle draußen. Bis auf Jordon, der an meiner Stelle erschossen wurde. Vater, er war …« Tränen füllten Scots Augen, obwohl seine Stimme fest blieb. »Ich kann nichts dagegen tun.« Er wischte sich die Tränen ab. »Kann nichts tun, weiß nicht, wie.«
    »Es war doch nicht deine Schuld!« sagte Gavallan, den die Verzweiflung seines Sohnes tief betroffen machte. »Komm! Fahren wir los!« Jean-Luc rief er zu: »Ich bringe Scot nur ins Krankenhaus zum Röntgen. Ich bin gleich wieder da.«
    Teheran   – McIvers Wohnung: 18 Uhr 35. Bei Kerzenlicht saßen Charlie Pettikin und Paula am Eßtisch und stießen mit Sayda Bertolin an. Das ›kalte Buffet‹ umfaßte eine große Flasche Chianti, zwei große Salamis, von denen eine schon zum Teil verzehrt war, eine große Scheibe noch unberührten Bel-Paese-Käse und zwei frische Baguettes, die Sayada aus dem Französischen Club mitgebracht hatte und von denen eines bereits zur Hälfte aufgegessen war. »Es mag Krieg geführt werden«, hatte sie mit gezwungener Heiterkeit erklärt, als sie vor einer halben Stunde ungeladen erschienen war, »aber was immer auch geschieht, wir Franzosen müssen anständiges Brot haben.«
    » Vive la France und viva Italia!« hatte Pettikin erwidert und sie widerwillig hereingebeten – widerwillig, weil er Paula mit niemandem teilen wollte. Nachdem Paulas Interesse an Nogger Lane erloschen war, hatte er sich in die Bresche geworfen. »Paula ist mit der Nachmittagsmaschine gekommen und hat diese Schätze unter Lebensgefahr hereingeschmuggelt – und sieht sie nicht phantastisch aus?«
    Paula hatte gelacht. »Es ist der Bel Paese , Sayada. Charlie hat mir verraten, daß es sein liebster Käse ist.«
    »Ist er nicht der beste Käse der Welt? Ist nicht alles, was aus Italien kommt, das beste der Welt?«
    »Du schmeichelst, caro !«
    » Magnifico ! Sind alle jungen Damen der Alitalia so aufmerksam, tapfer, schön, zärtlich, süß duftend und liebreizend?«
    »Selbstverständlich.«
    »Machen Sie doch mit, Sayada!« hatte er dann gesagt. Als sie ins Licht gekommen war und er sie besser sehen konnte, war ihm ihre bedrückte Stimmung aufgefallen. »Geht's Ihnen nicht gut?«
    »Nein, nein, es ist nichts.« Sayada war froh gewesen, daß sie sich im schwachen Kerzenlicht verbergen konnte. »Ich … danke. Ich bleibe nicht. Ich … wollte nur erfahren, wann Jean-Luc zurückkommt, und ich dachte, Sie könnten die Baguettes brauchen.«
    »Herzlichen Dank! Wir haben schon seit Wochen kein anständiges Brot mehr gesehen. Aber bleiben Sie doch! Mac ist nach Doschan Tappeh gefahren, um Tom abzuholen. Tom wird wissen, wo Jean-Luc steckt – sie müßten jeden Moment hier sein.«
    »Wie steht es in Zagros?«
    »Wir mußten dichtmachen.« Während er sich damit beschäftigt hatte, mit Paulas Hilfe die Gläser zu

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