Wirbelsturm
Büro?«
»Herumschnüffeln, was sonst? Und wenn er die Absicht hat, am heiligen Tag zu arbeiten … das ist doch recht verdächtig, meinst du nicht auch?«
»Mac hat gesagt, er würde alles Wichtige aus dem Safe nehmen und Schlüssel und Ersatzschlüssel in den Kanal werfen. Aber diese Gauner haben Nachschlüssel«, überlegte Gavallan laut. »Ich werde bis morgen auf das Vergnügen warten müssen, mit ihm zu reden. Sag mal, Scot: haben wir eine Möglichkeit, ihn daran zu hindern, unsere Gespräche mitzuhören?«
»Nicht, solange wir die Frequenzen der Gesellschaft benützen – und andere haben wir nicht.«
Sein Vater nickte. »Wenn Johnny sich meldet, erinnere ihn daran, daß ich ihn morgen vielleicht sehr schnell in der Luft haben möchte.« Es gehörte zur Operation ›Wirbelsturm‹, das UKW-System der 125 zur Information jener Helis zu verwenden, die nur mit Ultrakurzwelle ausgerüstet waren. »Ab 7 Uhr.«
»Dann steigt die Sache also morgen?«
»Das steht noch nicht fest.« Gavallan griff zum Telefon und wählte. »Mr. Newbury bitte. Gavallan.« Roger Newbury war ein Beamter des Britischen Konsulats, der ihnen oft bei der Beschaffung von Transitscheinen, Aus- und Einreiseerlaubnissen geholfen hatte. »Hallo, Roger, Sie wollten mich sprechen. Entschuldigen Sie – ich habe Sie doch nicht beim Essen gestört?«
»Nein, nein, ich bin froh, daß Sie anrufen. Ein paar Dinge: Zunächst die schlechte Nachricht. Wir haben soeben erfahren, daß George Talbot tot ist.«
»Du lieber Himmel! Was ist geschehen?«
»Eine scheußliche Sache. Er war in einem Restaurant, in dem auch einige hochrangige Ayatollahs verkehren. Gestern mittag jagte eine Autobombe das Lokal – und ihn – in die Luft.«
»Wie entsetzlich!«
»Er war in Begleitung von einem gewissen Captain Ross; er wurde verwundet. Ich glaube, Sie kennen ihn?«
»Ja, ich habe ihn kennengelernt. Er hat der Frau eines unserer Piloten oben in Täbris aus einer gefährlichen Lage geholfen. Ein netter junger Mann. Wurde er schwer verletzt?«
»Wir wissen es noch nicht, aber unsere Botschaft in Teheran hat ihn gestern in das Internationale Krankenhaus von Kuwait bringen lassen. Für morgen erwarte ich einen ausführlichen Bericht und werde Sie sofort informieren. Aber jetzt etwas anderes. Wir haben den Konsul gefragt, ob er etwas über den Aufenthaltsort Ihres Captain Erikki Yokkonen in Erfahrung bringen konnte.« Eine Pause und das Rascheln von Papier. »Wir bekamen heute abend – ich wollte schon heimgehen – ein Telex aus Täbris, und darin heißt es: ›In Beantwortung Ihrer Anfrage teilen wir Ihnen mit, daß der Genannte seinen Entführern entkommen konnte und sich jetzt mit seiner Frau im Haus von Hakim Khan aufhält. Ein weiterer Bericht folgt morgen.‹«
»Sie meinen Abdullah Khan, Roger?« Aufgeregt flüsterte Gavallan seinem Sohn zu: »Erikki ist in Sicherheit.«
»Im Telex steht eindeutig Hakim Khan«, beharrte Newbury.
»Ist ja nicht so wichtig, die Hauptsache, es geht ihm gut.« Und Gott sei Dank, ein weiteres Hindernis für ›Wirbelsturm‹ ist überwunden. »Ob Sie ihm wohl eine Nachricht von mir zukommen lassen könnten?«
»Ich könnte es versuchen. Rufen Sie mich morgen noch einmal an. Ich kann Ihnen nicht garantieren, daß wir ihn erreichen. Wir können es versuchen.«
»Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Roger. Sehr aufmerksam von Ihnen, mich zu informieren. Tut mir schrecklich leid wegen Talbot und Ross. Wenn ich etwas tun kann, um Ross zu helfen, lassen Sie es mich bitte wissen.«
»Ja, ja, das werde ich. Übrigens: Man weiß Bescheid.« Er ließ den Satz einfach fallen.
»Wie bitte?«
»Sprechen wir doch von ›Turbulenzen‹«, schlug Newbury feinfühlig vor.
Einen Augenblick blieb Gavallan stumm, bevor er sich wieder faßte. »Oh.«
»Oh. Wie es aussieht, wollte ein gewisser Kasigi, daß Sie Iran-Toda versorgen. Sie sollten gestern anfangen. Sie sagten ihm, Sie könnten ihm erst in 30 Tagen eine Antwort geben. Also zählte er 2 und 2 zusammen und traf damit ins Schwarze.«
Gavallan bemühte sich, kühl zu bleiben. »Daß wir nicht imstande sind, Iran-Toda zu versorgen, war eine rein geschäftliche Entscheidung, Roger, nichts weiter. Jetzt im Iran zu arbeiten, ist verdammt schwierig, das wissen Sie. Ich konnte Kasigis zusätzlichen Auftrag nicht übernehmen.«
»Ach ja?« spöttelte Newbury, und dann, in scharfem Ton: »Wenn das, was wir gehört haben, der Wahrheit entspricht, würden wir nachdrücklich
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