Wirbelsturm
hatten, schwarzer Farbe und einem Pinsel, und löste dann die Schablone sorgfältig wieder ab. Jetzt hieß die Maschine G-HXXI und entsprach so allen gesetzlichen Vorschriften.
Mittlerweile war Matthias bereits zum Leitwerksträger geeilt, hatte das IHC übermalt und sich dann unter den Leitwerksträger gebückt, um dasselbe auf der anderen Seite zu tun. Jean-Luc war bereits damit beschäftigt, das zweite G-HXXI-Zeichen zu schablonieren.
» Voilà !« Jean-Luc gab Matthias die Malutensilien zurück. Der lief zum Kombi, um das Zeug unter einer Plane zu verstecken. Kräftig drückte Jean-Luc Sandors Hand, berichtete ihm von Lutz und Kelly und fragte ihn, was Dubois mache.
»Das weiß ich nicht, Kumpel«, antwortete Sandor. »Nach der Beinahe-Karambolage wies Rudi uns an, ohne ihn weiterzufliegen. Ich habe sie dann alle nicht mehr gesehen. Ich ging auf Minimalverbrauch, hielt mich an den Funk und betete. Was ist mit den anderen?«
»Rudi und Kelly sind am Abu-Sabh-Strand gelandet – Rod Rodrigues kümmert sich um sie. Von Scrag, Willi oder Vossi haben wir noch nichts gehört, aber Mac ist noch in Kowiss.«
»O Gott!«
» Oui . Zusammen mit Freddy und Tom Lochart – zumindest waren sie noch vor 10 oder 15 Minuten dort.« Er wandte sich an Matthias, der auf sie zukam. »Hast du den Tower eingeschaltet?«
»Ja. Kein Problem.«
»Matthias Delarne – Sandor Petrofi und Johnson, unser Mechaniker.«
Sie begrüßten einander mit Handschlag. »Wie war die Reise? Merde , sagen Sie es mir lieber nicht«, meinte Matthias. »Achtung!«
»Bleib im Cockpit, Sandor!« wies Jean-Luc den Piloten an. »Johnson, zurück in die Kabine!«
Der sich nähernde Personenwagen trug die Aufschrift ›Dienstwagen‹ und blieb vor der 212 stehen. Zwei Bahrainer stiegen aus: ein Offizier der Einwanderungsbehörde und ein Beamter aus dem Tower in einem wallenden weißen Burnus. Matthias ging auf sie zu. »Guten Morgen, Sayyid Yusuf, Sayyid Bin Ahmed. Das ist Captain Sessone.«
»Guten Morgen«, grüßten beide höflich und musterten aufmerksam die 212. »Und der Pilot?«
»Captain Petrofi. Mr. Johnson, ein Mechaniker, sitzt in der Kabine.« Jean-Luc überlief es eiskalt. Die Sonne glitzerte auf der frischen Farbe, nicht aber auf der alten, und vom Grundstrich des I perlte links und rechts ein schwarzer Tropfen. Jean-Luc wartete auf die unvermeidliche Frage: Von woher kommt die Maschine? Und es war so leicht, mit einem Finger prüfend über die frische Farbe zu fahren und die alte Kennung darunter zu finden. Auch Matthias war höchst beunruhigt. Für Jean-Luc ist es leicht, dachte er. Er lebt ja nicht hier.
»Wie lange wird die G-HXXI hierbleiben, Captain?« fragte der Offizier, ein glattrasierter Mann mit traurigen Augen.
»Sie soll sofort nach Al Schargas weiterfliegen, Sayyid«, antwortete Matthias. »Gleich nachdem sie aufgetankt hat. Das gilt auch für die anderen, die … die keinen Treibstoff mehr haben.«
Bin Ahmed, der Towerbeamte, seufzte. »Wenn Ihnen der Treibstoff ausgeht, läßt das auf schlechte Planung schließen. Ich frage mich, wie sich das mit der gesetzlich vorgeschriebenen Reserve für 30 Flugminuten verträgt.«
»Das … das liegt vermutlich am Gegenwind, Sayyid.«
»Der ist heute sehr stark, das ist richtig.« Bin Ahmed blickte auf den Golf hinaus; die Sicht betrug etwa eine Seemeile. »Eine 212 hier, zwei auf unserem Strand, und die vierte … die vierte irgendwo da draußen.« Die dunklen Augen blickten wieder Jean-Luc an. »Vielleicht ist sie nach … zu ihrem Ausgangsflughafen zurückgekehrt?«
Jean-Luc schenkte ihm sein schönstes Lächeln. »Das weiß ich nicht, Sayyid Ahmed«, antwortete er bedächtig. Er hätte gern das Katz-und-Maus-Spiel beendet und aufgetankt, um eine halbe Stunde zurückzufliegen und nach Lutz zu suchen.
Der Rotor kam zum Stehen. Seine Blätter zitterten ein wenig im Wind. Lässig holte Bin Ahmed ein Telex aus der Tasche. »Das haben wir gerade aus Teheran bekommen, Matthias«, sagte er höflich. »Es betrifft ein paar vermißte Hubschrauber und kommt von der Flugsicherung. Darin heißt es: ›Bitte, halten Sie Ausschau nach einigen bei uns registrierten Hubschraubern, die illegal aus Bandar-e Delam exportiert wurden. Bitte beschlagnahmen Sie sie, verhaften Sie die an Bord befindlichen Personen und informieren Sie unsere Botschaft, die für die sofortige Abschiebung der Verbrecher und die Rückführung der Maschinen sorgen wird.‹« Er lächelte und reichte das Telex
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