Wirbelsturm
übrigens sofort Kasigi mitteilen, wegen seines Tankers. Vielleicht ist der das Ziel.«
»Können Sie ihm vertrauen?«
»Uns bleibt nichts anderes übrig, mon ami . Wir müssen ihn warnen.« Georges de Plesseys Magen knurrte. Mein Gott, dachte er, hoffentlich ist es nur Hunger, hoffentlich bekomme ich keinen Gallenanfall – obwohl es mich heute nicht wundern würde. »Kasigi hat gefragt, ob er mit Ihnen zurückfliegen kann. Wann werden Sie soweit sein?«
»Vor Sonnenuntergang, aber er muß nicht auf uns warten, er kann mit Ihnen fliegen.«
De Plessey runzelte die Stirn. »Ich verstehe, daß Sie die Japaner nicht mögen – ich vertrage die Deutschen noch immer nicht. Aber wir müssen vernünftig sein. Er ist ein guter Kunde, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Vossi ersuchen, ihn mitzunehmen, mon cher ami .« Seine Miene heiterte sich auf. »Ja, und das wäre auch eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihm von dem Sprengstoff zu erzählen – Sie werden es bestimmt großartig machen.«
»Aber …«
»Er ist einer unserer sehr guten Kunden«, wiederholte de Plessey entschieden. »Unserer sehr guten. Danke, mon ami ! Ich lasse ihn in Siri zurück. Wenn Sie soweit sind, holen Sie ihn ab. Sehr gut. Das wäre also erledigt. Wir machen uns auf den Weg, und ich sehe Sie morgen.«
Scragger fluchte innerlich. De Plessey war hier der Boß, und er konnte sich nicht widersetzen. Deshalb nahm er am Nachmittag schwitzend in der Kabine Platz und brütete unglücklich vor sich hin.
»Mein Gott, Scrag«, rief Vossi entsetzt, als Scragger ihm erklärte, er würde in der Kabine sitzen. »Bist du in Ordnung? Bist du sicher …«
»Ich will einmal sehen, wie man sich hinten fühlt«, brummte Scragger gereizt. »Und jetzt verfrachte deinen Arsch auf den Pilotensitz, hol diesen Kerl in Siri ab und setze in Lengeh leicht wie eine Feder auf, sonst steht es in deiner Akte.«
Kasigi wartete auf dem Landeplatz. Es gab keinen Schatten, ihm war heiß, Staub klebte an ihm, und er schwitzte. Die Dünen erstreckten sich bis zu den Pipelines und den Tanks, und alles war braun vor Staub. Scragger beobachtete die kleinen Windhosen, die über den Boden tanzten, und dankte dem Schicksal, daß er fliegen durfte und nicht an einem solchen Ort arbeiten mußte. Er haßte es, nicht am Steuer sitzen zu können und fühlte sich dann nie sicher, was sein Unbehagen verstärkte, als er Kasigi auf den Sitz neben sich winkte und die Tür zuschlug. Die beiden Mechaniker dösten in ihren weißen, schweißfleckigen Overalls in den gegenüberliegenden Sitzen. Kasigi schob die Schwimmweste zurecht und schnallte sich an.
Sobald sie in der Luft waren, beugte sich Scragger zu ihm hinüber. »Ich muß es Ihnen rasch und schmerzlos beibringen: Es könnte auf Siri, auf einer der Bohrinseln oder sogar auf Ihr Schiff zu einem Terroranschlag kommen. De Plessey hat mich gebeten, Sie zu warnen.«
Kasigi atmete zischend aus. »Wann?«
»Ich weiß es nicht, genausowenig wie de Plessey. Aber es ist sehr wahrscheinlich.«
»Wie? Wie werden sie vorgehen?«
»Keine Ahnung. Mit Gewehren oder Sprengstoff, vielleicht mit einer Zeitbombe – verschärfen Sie lieber die Sicherheitsmaßnahmen!«
»Die sind bereits optimal.« Kasigi erkannte den Ärger in Scraggers Augen. Einen Augenblick lang verstand er ihn nicht, dann fiel ihm ein, was er eben gesagt hatte. »Tut mir leid, Captain, ich wollte nicht angeben. Aber wir stellen immer hohe Anforderungen, und in diesen Gewässern sind alle übervorsichtig. Entschuldigen Sie bitte!«
»De Plessey wollte, daß Sie es erfahren. Behalten Sie die Sache für sich, sonst könnten die Iraner zu Repressalien greifen.«
»Ich verstehe. Der Tip ist bei mir sicher. Schönen Dank!«
Scragger nickte kurz und lehnte sich zurück. Am liebsten hätte Kasigi ebenfalls kurz genickt und damit das Gespräch beendet, aber weil der Australier nicht nur ihm, sondern auch seinen Gefährten das Leben gerettet und sie der Gesellschaft und ihrem Leiter Hiro Toda erhalten hatte, hielt er es für seine Pflicht, eine Versöhnung herbeizuführen.
»Captain«, sagte er so leise, wie es beim Dröhnen der Turbinen möglich war, »ich verstehe, warum die Australier die Japaner hassen, und ich entschuldige mich für alle Changis, alle Burmastraßen und alle Grausamkeiten. Ich kann Ihnen nur die Wahrheit sagen: Diese Vorfälle werden in unseren Schulen behandelt und mit aller Schärfe verurteilt. Es ist eine nationale Schande für uns, daß diese Dinge geschehen
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