Wirbelsturm
jetzt solltest du dich ein wenig ausruhen. Hast du die Tabletten genommen?«
»Ja, und ich bräuchte bald eine neue Packung. Ein paarmal war mir richtig mies.« Und auf ihren Schreck hin: »Jetzt geht's mir wieder gut, Gen. Prächtig.«
Sie hütete sich davor, Fragen zu stellen. Da sie jetzt mit ihm flog, konnte sie ihre Nervosität ein wenig ablegen. In ihrer Reisetasche befanden sich Aspirin, Veganin und die kleine Überlebensausrüstung, die Dr. Nutt ihr mitgegeben hatte. »Wie hast du dich denn nun beim Fliegen wirklich gefühlt?«
»Von Teheran nach Kowiss hinunter prima, dann nur mehr mittelprächtig. Auf der letzten Teilstrecke ging's mir gar nicht gut.« Denk nicht mehr dran! ermahnte er sich. Es ist vorbei. Die Operation ›Wirbelsturm‹ ist fast vorbei. Erikki und Azadeh sind in Sicherheit. Aber was ist mit Dubois und Fowler? Wo zum Teufel stecken sie? Und Tom? Ich könnte ihn mit bloßen Händen erwürgen, diesen armen Hund.
»Fühlst du dich wohl, Duncan?«
»Ach ja, mir geht's gut. Ich bin nur müde – schon seit ein paar Wochen.«
»Und Tom? Was wirst du Andy sagen?«
»Ich dachte gerade daran. Ich werde Andy alles erzählen müssen.«
»Das ist ein richtiger Querschuß für die Operation ›Wirbelsturm‹, nicht wahr?«
»Na ja, er … er ist sich selbst überlassen, Gen. Vielleicht kann er Scharazad überreden und noch einmal fliehen. Wenn sie ihn erwischen … Wir müssen abwarten und hoffen«, sagte er. Er streckte den Arm aus und tätschelte ihre Hand. Er war froh, sie bei sich zu haben, und wollte ihr nicht mehr Sorgen bereiten, als sie ohnedies schon hatte. Das ist alles zu hart für sie, dachte er. Ich fürchte, ich werde bald sterben.
»Entschuldigung, Sahib, Memsahib, Ihre Bestellung wurde zum Hubschrauber gebracht«, meldete der Kellner.
McIver reichte ihm eine Kreditkarte, und der Kellner ging. »Dabei fällt mir ein: Was ist mit deiner und Charlies Hotelrechnung? Das müssen wir noch erledigen.«
»Ich habe mit Mr. Biddle telefoniert, während du auf der Toilette warst, und ihn gebeten, unsere Rechnung zu bezahlen und uns unsere Koffer nachzuschicken, wenn ich in einer Stunde nicht zurückrufe. Ich habe meine Tasche, meinen Paß … Warum lächelst du?«
»Nichts … nichts, Gen.«
»Es war nur für den Fall, daß du mich auffordern würdest …« Sie betrachtete ihr Glas, hob den Blick und lächelte glücklich. »Ich bin schrecklich froh, daß du mich aufgefordert hast, Duncan. Danke.«
Am Stadtrand von Al Schargas: 18 Uhr 01. Gavallan stieg aus seinem Wagen und ging flott die Stufen zur Eingangstür der im maurischen Stil erbauten Villa hinauf.
»Mr. Gavallan!«
»Oh, guten Abend, Mrs. Newbury!« Er wechselte die Richtung, um sich der Frau zuzuwenden, die neben der Auffahrt kniend damit beschäftigt war, Sämlinge zu pflanzen. »Ihr Garten ist wunderschön.«
»Vielen Dank. Es macht Spaß und hält mich fit.« Angela Newbury war groß und mochte um die Mitte der Dreißig sein. Ihr Tonfall war aristokratisch. »Roger ist im Gartenhaus und erwartet Sie.« Mit dem Rücken ihrer behandschuhten Hand wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. »Wie läuft denn alles?«
»Phantastisch«, antwortete er, wobei er Lochart vergaß. »Acht von neun, und der neunte wird schon erwartet.«
»Das ist ja super! Meinen Glückwunsch! Wir haben uns schon solche Sorgengemacht. Wunderbar! Aber sagen Sie Roger um Himmels willen nicht, daß ich gefragt habe, sonst bekommt er noch Zustände. Es darf ja niemand davon wissen! Bleiben Sie zum Essen? Roger erzählt mir ja nie etwas.«
Er erwiderte ihr Lächeln und ging durch den herrlichen Garten um die Villa herum. Das Gartenhaus stand in einer Baumgruppe und war von Blumenbeeten umgeben; hier gab es Stühle, kleine Tische, eine Bar auf Rädern und ein Telefon. Als Gavallan den Ausdruck auf Roger Newburys Gesicht sah, verflog seine gute Laune. »Was ist denn los? Haben Sie Kummer?«
»Sie sind mein Kummer. Die Operation ›Wirbelsturm‹ ist mein Kummer. Ich habe doch klar zum Ausdruck gebracht, daß Sie mit dieser Geschichte schlecht beraten waren. Wie läuft es denn?«
»Ich habe soeben erfahren, daß unsere zwei aus Kowiss sicher in Kuwait gelandet sind und ohne Schwierigkeiten Starterlaubnis für Bahrain erhalten haben. Das sind dann neun von zehn, wenn wir Erikki in Täbris dazurechnen. Von Dubois und Fowler haben wir noch nichts gehört, aber wir sind guter Hoffnung. Und wo steckt jetzt das Problem, Roger?«
Ȇberall am Golf
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