Wirbelsturm
Hintertür auf und drängte sich in das Taxi. Er entschuldigte sich überschwenglich in perfektem Persisch und bat die Insassen inständig, ihm doch zu erlauben mitzufahren. Nach einigem Fluchen und Feilschen stellte der Fahrer fest, daß der Basar ohnedies auf dem Weg lag, den er mit den anderen vereinbart hatte. »Mit Allahs Hilfe. Sie steigen aus, wenn ich das zweite Mal stehenbleibe, Exzellenz.«
Ich hab's geschafft! frohlockte er innerlich und erst dann tauchten andere Gedanken auf. Hoffentlich haben es auch die anderen geschafft: Duke und Scrag, Rudi und sie alle, Freddy und der gute alte Mac.
Internationaler Flughafen Bahrain: 20 Uhr 50. Jean-Luc Sessone stand auf dem Hubschrauberlandeplatz und richtete seinen Feldstecher auf die beiden 212, die jetzt mit blinkenden Navigationslichtern über dem Ende der Aufsetzfläche schwebten. Sie hatten die Erlaubnis erhalten, eine Notlandung vorzunehmen, und näherten sich rasch. Matthias Delarne, auch er mit einem Feldstecher bewaffnet, stand neben Sessone. Mit ihnen warteten eine Ambulanz, ein Arzt und der Beamte der Einwanderungsbehörde Sayyid Yusuf. Der Nachthimmel war klar und sternübersät, es wehte ein angenehmer warmer Wind. Die erste 212 drehte sich ein wenig, und jetzt konnte Sessone das Nationalitätskennzeichen ausmachen. G-UVX. Britisch. Gott sei Dank! In Jellet haben sie Zeit gehabt. Er erkannte Pettikin im Cockpit, richtete das Fernglas auf die zweite 212 und sah Ayre und Kyle, den Mechaniker.
Pettikin setzte auf. Delarne und Sessone liefen auf die Maschine zu, Delarne zum Cockpit, Sessone zur Kabinentür. Er riß sie auf: »Hallo, Genny, wie geht es ihm?«
Sie war leichenblaß. »Er atmet so mühsam.«
Sessone warf einen Blick auf McIver, der ausgestreckt auf dem Boden lag, den Kopf auf eine zusammengerollte Schwimmweste gebettet. 20 Minuten vorher hatte Pettikin dem Tower in Bahrain gemeldet, daß ein Mann aus seiner Crew, ein gewisser McIver, scheinbar einen Herzinfarkt erlitten habe. Er hatte dringend ersucht, ein Arzt und ein Krankenwagen mögen sie erwarten, und der Tower hatte sofort alles Nötige veranlaßt.
Der Arzt eilte an Sessone vorbei in die Kabine und kniete neben McIver nieder. Ein Blick genügte ihm. Er zückte die Spritze, die er schon vorbereitet hatte. »Das wird ihn rasch stabilisieren, und in ein paar Minuten ist er im Krankenhaus.« Auf Arabisch rief er die Sanitäter, die sofort gelaufen kamen. Dann half er Genny aus der Maschine. »Ich bin Doktor Lanoire, bitte erzählen Sie mir, was geschehen ist.«
»Ist es ein Herzinfarkt?«
»Ja, ja, aber kein schwerer«, antwortete der Mediziner, der sie beruhigen wollte. Er war halb Franzose, halb Bahrainer, ein sehr guter Arzt. Die Sanitäter hatten McIver bereits auf eine Bahre gebettet und trugen ihn vorsichtig aus dem Hubschrauber.
»Mein Mann stöhnte plötzlich auf. Es war wie ein Krächzen. ›Ich kann nicht atmen!‹ Dann krümmte er sich vor Schmerzen und verlor das Bewußtsein.« Sie wischte sich den Schweiß von der Oberlippe. »Ich dachte mir gleich, es müsse ein Herzinfarkt sein, und ich wußte nicht, was ich tun solle, aber dann erinnerte ich mich, was Dr. Nutt, unser Arzt auf dem Stützpunkt, gesagt hatte, als er uns Ehefrauen einmal einen Vortrag hielt. Ich knöpfte Duncans Kragen auf und legte ihn auf den Fußboden. Dann suchte ich die Kapseln, die der Arzt uns gegeben hatte, hielt ihm eine unter die Nase und zerdrückte sie …«
»Nitroglyzerin?«
»Ja, genau. Dr. Nutt hat jeder von uns zwei Kapseln gegeben und gesagt, wie wir sie verwenden sollen. Es stank ganz fürchterlich, aber Duncan stöhnte und erholte sich ein wenig. Dann wurde er wieder ohnmächtig, aber er atmete. Nach einer Weile zerdrückte ich die zweite Kapsel, und dann ging es ihm wieder besser.«
Der Arzt sah der Bahre nach. Sobald sie im Krankenwagen untergebracht war, sagte er zu Sessone: »Bitte, bringen Sie Madame McIver in einer halben Stunde ins Krankenhaus! Hier ist meine Karte. Die wissen dort schon, wo sie mich finden.«
Genny schaltete sich schnell ein: »Meinen Sie nicht, ich …«
Mit fester Stimme fiel ihr der Arzt ins Wort: »Sie helfen ihm mehr, wenn Sie uns die nächste halbe Stunde unsere Arbeit tun lassen. Sie haben die Ihre getan. Ich glaube, Sie haben ihm das Leben gerettet.« Dann kletterte er eilig in die Ambulanz.
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Teheran – im Hause Bakravan: 20 Uhr 59. Zarah stand vor der festlich gedeckten Tafel und prüfte, ob alles vorbereitet war. Teller und
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