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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Komitees, an die mit Kunden und Freunden und Verwandten gefüllten Gefängnisse. Vor Wut hätte Farazan sich am liebsten selbst ins Gesicht gespuckt. Gerade jetzt mußte er sich in diesem Haus befinden, weil er törichterweise zugestimmt hatte, sich mit der Familie Bakravan zu verbinden! In aller Öffentlichkeit habe ich dieser Verbindung zugestimmt, habe versprochen, mich an Meschangs Plänen zu beteiligen – Plänen, das ist mir jetzt deutlich bewußt, o Allah schütze mich, die gefährlich modern sind, gefährlichen westlichen Einfluß erkennen lassen und den vom Imam festgelegten Richtlinien deutlich widersprechen … Dieses Haus eines Verdammten muß doch einen Hinterausgang haben!
    Die vier hezbollahis und der Mullah saßen mit gekreuzten Beinen in dem kleinen Salon, in den der Diener sie geführt hatte, und lehnten sich gegen die seidenen Kissen. Sie hatten ihre Schuhe ausgezogen und vor die Tür gestellt. Die Gewehre lagen auf dem Teppich neben ihnen. Der Mullah trug feine Kleidung und einen schönen weißen Turban. Er war ein stattlicher Herr, Mitte Sechzig, mit einem weißen Bart und dichten dunklen Augenbrauen, einem kraftvollen Gesicht und schwarzen Augen.
    Die Tür öffnete sich. Wie ein Automat trottete Meschang ins Zimmer. Er war kreidebleich, und vor Angst dröhnte ihm der Kopf. »Ich begrüße Sie, Exzellenz …«
    »Ich erwidere Ihre Grüße. Sie sind Exzellenz Meschang Bakravan?« Meschang nickte stumm. »Ja, dann noch mal unsere Grüße und Friede sei mit Ihnen, Exzellenz, bitte entschuldigen Sie, daß ich so spät komme. Ich bin der Mullah Sayani und komme vom Komitee. Wir haben soeben entdeckt, daß Exzellenz Jared Bakravan irrtümlich verurteilt und erschossen, sein Eigentum irrtümlich eingezogen wurde und daß Ihnen alles sofort zurückgestellt werden wird.«
    Sprachlos starrte Meschang ihn an.
    »Die islamische Regierung ist verpflichtet, Allahs Gesetz durchzuführen. Allah weiß aber auch, daß wir unmöglich allen Eiferern oder unbedarften und irregeführten Leuten auf die Finger sehen können. Allah weiß, daß es Leute gibt, die, aus Eifer handelnd, Fehler machen. Und Allah weiß, daß es viele gibt, die sich unter dem Deckmantel eines ›Patrioten‹ verbergen, viele, die den Islam für ihre eigenen schmutzigen Zwecke mißbrauchen, viele, die das Wort Allahs mißachten, viele, die uns in Verruf bringen, ja sogar viele, die den Turban zu Unrecht tragen, ja sogar Ayatollahs, die ihn nicht verdienen. Aber mit der Hilfe Allahs werden wir ihnen die Turbane vom Kopf reißen, den Islam reinigen, die Bösen, wer immer sie sein mögen, ausmerzen …«
    Meschang hörte ihn nicht mehr. Hoffnung überflutete seine Sinne. »Er … mein Vater … ich bekomme … unser Eigentum zurück?«
    »Unsere islamische Regierung ist die Regierung des Gesetzes. Allah allein ist unser Souverän. Das Gesetz des Islam besitzt absolute Machtbefugnis über alle, selbst die islamische Regierung. Sogar unser aller edelster Bote, Friede sei mit ihm, war dem Gesetz untertan, das Allah allen mit der Zunge des Koran offenbart und ausgelegt hat.« Der Mullah erhob sich. »Es war der Wille Allahs, aber Exzellenz Jared Bakravan wurde nicht nach dem Gesetz verurteilt.«
    »Ist … ist das wahr?«
    »Ja, es ist der Wille Allahs, Exzellenz. Alles wird Ihnen zurückerstattet werden. Hat Ihr Vater uns nicht großzügig unterstützt? Wie kann die islamische Regierung ohne die Hilfe der Bazaaris tätig sein, wie können wir existieren, wenn die Bazaaris nicht gegen die Feinde des Irans, die Feinde des Islams und die Ungläubigen kämpfen?«
    Vor dem Basar. Das Taxi stoppte auf dem verkehrsreichen Platz. Lochart stieg aus und bezahlte den Fahrer. Der Platz war voll von Leuten, die in die Moschee und den Basar hinein und wieder heraus strömten. Sie achteten kaum auf ihn, Uniform und Mütze ermöglichten ihm, ungehindert durchzukommen. Die Nacht war kühl, der Himmel wolkenbedeckt. Die Straße mit dem Haus der Bakravans begann am anderen Ende des Platzes. Er marschierte los, bog um die Ecke, trat zur Seite, um den Mullah Sayani und die hezbollahis vorbeizulassen, und setzte seinen Weg fort.
    Vor der Tür in der hohen Mauer blieb er stehen, holte tief Atem und klopfte laut. Und klopfte noch einmal. Und wieder. Er hörte Schritte, sah ein Auge hinter dem Guckloch. »Ich bin es, Pförtner, Exzellenz Captain Lochart!« rief er fröhlich.
    »Guten Abend, Exzellenz«, begrüßte ihn der Pförtner, der den Schock des abrupten

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