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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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liebe dich, ich muß dir gehorchen, und du hast mich ohne meine Mithilfe und gegen meinen Willen entführt. Wir brauchen nie wieder darüber zu reden, bitte!«
    Erschöpft und verwirrt starrte er sie an; er konnte nicht begreifen, wieso sie so quicklebendig und nach Einnahme eines Schlafmittels so leicht erwacht war – Schlaf! »Azadeh, ich muß jetzt eine Stunde richtig schlafen. Tut mir leid, aber ich kann nicht mehr. Hier sind wir ja einigermaßen sicher. Du hältst Wache, und in etwa einer Stunde bin ich wieder fit.«
    »Wo sind wir hier?«
    »Ich weiß es nicht, irgendwo in der Nähe der Grenze.« Er gab ihr eine geladene M 16; er wußte, daß sie gut damit umgehen konnte. »Eine der Kugeln hat meinen Kompaß zerlegt.« Sie sah, wie er in die Kabine taumelte, sich ein paar Decken herausfischte und sie auf dem Boden ausbreitete. Er war sofort eingeschlafen. Während sie auf den Tagesanbruch wartete, dachte sie über Zukunft und Vergangenheit nach. Wie das Leben so spielt! Ich dachte, ich würde es nicht aushalten, als ich in diesen widerlichen Teppich eingerollt war und so tun mußte, als schliefe ich. Als ob ich so dumm gewesen wäre, ein Schlafmittel zu nehmen, wenn ich möglicherweise würde mithelfen müssen, uns zu verteidigen! Es war so leicht, Mina hinters Licht zu führen, und meinen Liebling Erikki und sogar Hakim, der inzwischen alles andere als lieb ist. »Ihre unsterbliche Seele ist wichtiger als ihr irdischer Leib!« Er hätte mich getötet, mich, seine geliebte Schwester! Aber ich habe ihn ausgetrickst!
    Sie war sehr zufrieden mit sich und Ayscha, die ihr die geheimen Horchposten verraten hatte. Als sie dann in gespielter Wut aus dem Zimmer gestürmt war, hatte sie sich eilig an einen Ort begeben, von dem aus sie hören konnte, was Hakim und Erikki miteinander redeten. O wie schlau wir beide waren! Ich vergewisserte mich sogar, daß du meine Handtasche und den Schmuck mitgenommen hast – Najouds Diebesbeute, die ich Hakim abgeschmeichelt hatte. So sind wir jetzt nicht nur in Sicherheit, sondern auch reich, wenn wir nur aus diesem gottverlassenen Land herauskommen!
    Wieder das Glitzern im Tal. Unruhe überkam sie. Jetzt eine Bewegung durch die Bäume hindurch und sie sah sie. »Erikki!«
    Er war sofort wach. »Da unten! Zwei Reiter. Es könnten Eingeborene sein.« Sie reichte ihm den Feldstecher.
    »Ich sehe sie.« Die Männer waren bewaffnet, nach Art der Bergbewohner gekleidet, kanterten durch das Tal und nahmen Deckung, wo es Deckung gab. Von Zeit zu Zeit richteten sie ihre Blicke zu ihnen herauf. »Wahrscheinlich können sie den Heli sehen, aber ich bezweifle, daß sie uns erkennen können.«
    »Kommen sie hier herauf?« Er hörte die Angst in ihrer Stimme.
    »Vielleicht. Wahrscheinlich. Sie werden eine halbe Stunde dazu brauchen, wir haben also reichlich Zeit.«
    »Sie suchen uns.« Ihr Gesicht war weiß, und sie rückte näher an Erikki heran. »Hakim wird überall Alarm geschlagen haben.«
    »Das glaube ich nicht. Er hat mir geholfen.«
    »Solange es um deine Flucht ging.« Nervös sah sie sich um. »Nachdem du entwischt warst, würde er wie ein Khan handeln. Du kennst Hakim nicht. Er ist mein Bruder, aber vor allem ist er Khan.«
    Durch das Fernglas studierte sie das halbverborgene Dorf an der Straße. Die Sonne funkelte auf Telefondrähten. Auch seine Besorgnis nahm zu. »Vielleicht sind es nur neugierige Bauern. Aber wir werden nicht warten, bis wir es sicher wissen.« Müde lächelte er sie an. »Hungrig?«
    »Ja, aber sonst geht es mir gut.« Hastig machte sie sich daran, den Teppich zusammenzulegen. »Ich bin mehr durstig als hungrig.«
    »Ich auch, aber jetzt geht es mir schon besser. Der Schlaf war wichtig.« Seine Augen schweiften über die Berge, und er verglich das, was er sah, mit seiner Erinnerung an die Landkarte. Ein letzter Blick auf die Männer im Tal. Vorderhand keine Gefahr, dachte er, außer es halten sich noch mehr von der Sorte hier in der Gegend auf. Er kletterte ins Cockpit. Azadeh schob den Teppich in die Kabine und drückte die Tür zu. Wieder das Glitzern von Sonnenlicht auf Metall, diesmal viel näher, aber von beiden unbemerkt.
    Erikki hatte Kopfschmerzen und fühlte sich schwach. Er drückte auf den Startknopf. Schnell die Instrumente gecheckt. Drehzahlmesser zersplittert, kein Kompaß. Kein Peilempfänger. Einige Instrumente brauchte er gar nicht – der Klang der Triebwerke würde es ihn merken lassen, wenn die Zeiger im grünen Bereich waren. Doch die

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