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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hatte Gavallan geantwortet. »Setzen Sie sich, trinken Sie Ihren Kaffee.« Dann war die Dämmerung gekommen und mit ihr die Muezzins. Jetzt verstummte ihr Singsang.
    Scragger schenkte sich Tee nach. Sein Magen war immer noch verstimmt. Wieder zwackte es ihn im Gedärm, und er eilte auf die Toilette. Der Krampf verging bald wieder, das Resultat war spärlich, aber er entdeckte kein Blut. Dr. Nutt hatte es nicht für Ruhr gehalten. »Ruhen Sie sich ein paar Tage aus, Scrag. Morgen bekomme ich alle Testergebnisse.« Er hatte Dr. Nutt erst vom Blut im Harn und den Magenkrämpfen in den letzten Tagen erzählt. Es zu verschweigen wäre unverantwortlich gegenüber seinen Passagieren gewesen, eine zusätzliche Gefahr beim Fliegen. »Sie sollten ein paar Tage im Krankenhaus bleiben«, hatte Dr. Nutt hinzugefügt.
    »Wo denken Sie hin? Es gibt eine Menge zu tun.«
    Er kehrte zum Tisch zurück, sah die düstere Stimmung, die unter seinen Freunden herrschte, hatte aber auch keine Lösung anzubieten. Sie konnten nur warten. Unmöglich, von hier wegzukommen. Sie würden den Luftraum Saudi-Arabiens und den der Emirate überfliegen müssen, ohne ›in den nächsten Tagen‹ eine Freigabe erwarten zu können. Er schlug spaßeshalber vor, die Hubschrauber wieder zusammenzubauen, zu eruieren, wann der nächste britische Supertanker durch die Straße von Hormus ausfahren würde, aufzusteigen und auf dem Supertanker zu landen. »Wir segeln einfach ins Blaue und steigen in Mombasa aus oder fahren um Afrika herum nach Nigeria.«
    »Eine tolle Idee, Scragger«, äußerte sich Vossi bewundernd. »Ich könnte so eine Kreuzfahrt gut gebrauchen. Wie steht es mit Ihnen, Andy?«
    »Noch bevor der erste Rotor sich dreht, säßen wir bereits im Bau«, sagte Gavallan und trank seinen Kaffee aus. »Ich gehe jetzt ins Büro hinüber. Mal sehen, ob es dort etwas zu tun gibt. Wie lange werden Sie noch brauchen, Rudi?«
    Lutz hatte für den reibungslosen Umschlag der Helis zu sorgen. »Sie haben heute mittag als Termin festgelegt. Mittag werden alle Vorbereitungen beendet sein.« Lutz erhob sich. »Wir müssen los, Kinder.« Er erntete Pfiffe und Buhrufe von den anderen – gutgelaunte, trotz ihrer Müdigkeit. Dann begann ein allgemeiner Aufbruch zu den draußen wartenden Bussen.
    »Andy«, sagte Scragger, »ich komme mit, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Gute Idee, Scrag. Charlie, Sie brauchen nicht mit Rudi mitzufahren; wir sind dem Zeitplan sowieso voraus. Warum kommen Sie nicht später auch ins Büro?«
    Gavallan fuhr durch das Tor. Der Flughafen lag zum Teil noch im Schatten. Ein paar Jets hatten bereits ihre Navigationslichter eingeschaltet und ließen ihre Triebwerke warmlaufen. Die Evakuierung aus dem Iran hatte immer noch Priorität. Er warf einen Blick auf Scragger und sah das vor Schmerz verzogene Gesicht. »Ist alles in Ordnung?«
    »Aber sicher, Andy. Ein bißchen Durchfall, das ist alles. Hatte ich schon mal in Neuguinea. Wenn ich nur zu einem Fläschchen von Dr. Collis Browns Elixier kommen könnte, ich wäre gleich wieder in Hochform.« Das war eine höchst wirksame Tinktur, erfunden von Dr. Collis Brown, einem englischen Militärarzt, der im Krimkrieg damit die Ruhr bekämpft hatte, an der Tausende von Soldaten starben. »Nur sechs Tropfen, und man ist wieder auf dem Damm.«
    »Das stimmt«, pflichtete Gavallan ihm zerstreut bei und fragte sich, ob ihm Pan American Freighting vielleicht ein paar Frachter zur Verfügung stellen könnte. »Ich reise nie ohne Collis … Moment mal!« Er strahlte. »Meine Überlebensausrüstung! Liz gibt mir das immer mit. Collis Brown, Aspirin, Melissensalbe, einen goldenen Sovereign und eine Dose Sardinen.«
    »Sardinen?«
    »Für den Fall, daß ich hungrig werden sollte.« Gavallan war froh, daß er plaudern konnte, um sich von der drohenden Katastrophe abzulenken. »Liz und ich haben einen gemeinsamen Freund, einen gewissen Marlowe, einen Schriftsteller. Wir lernten ihn vor Jahren in Hongkong kennen. Er hatte immer eine Dose dabei – als eiserne Ration. Liz und ich, wir pflegten darüber zu lachen. Für uns wurde es zu einer Art Symbol, um nie zu vergessen, was wir doch für Glückspilze sind!«
    »Peter Marlowe? Der Autor von Changi – über das Kriegsgefangenenlager in Singapur?«
    »Genau der. Kennen Sie ihn?«
    »Nein, aber ich habe dieses Buch von ihm gelesen.« Plötzlich erinnerte sich Scragger an seinen eigenen Krieg gegen die Japaner, und dann an Kasigi und Iran-Toda. Gestern abend hatte er

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