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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Zeiger der Kraftstoffmesser blieben auf ein Viertel voll hängen. Keine Zeit, um nach diesen oder anderen Schäden zu sehen, und wenn es welche gab, was konnte er tun? Ihr Götter alle, große und kleine, alte und neue, lebende und tote und noch ungeborene, seid heute auf meiner Seite, ich werde eure Hilfe brauchen. Sein Blick fiel auf das kookri; er erinnerte sich vage, es zu sich gesteckt zu haben. Ohne sich dessen bewußt zu sein, griff er danach und berührte es.
    Azadeh eilte zum Cockpit. Die Rotoren wurden schneller, und die durch sie hervorgerufene Wirbelbewegung zerrte an ihr und ließ sie noch mehr frösteln. Sie kletterte auf den Sitz, verschloß die Tür und wandte ihre Augen von den Blutflecken auf dem Sitz und auf dem Boden ab. Ihr Lächeln erstarb, als sie seinen brütenden Gesichtsausdruck sah und die seltsame Haltung seiner Hand – dem kookri nahe, aber nicht ganz. Wieder fragte er sich, wozu er das Messer wohl mitgenommen hatte.
    »Fühlst du dich wohl, Erikki?« fragte sie, aber er schien sie nicht gehört zu haben. Inscha'Allah. Es ist Allahs Wille, daß er lebt und ich auch, daß wir zusammen und fast in Sicherheit sind. Aber jetzt ist es an mir, die Bürde zu tragen und weiterhin für unsere Sicherheit zu sorgen. Noch ist er nicht mein Erikki, weder im Aussehen noch im Geist. Ich kann sie fast hören, die üblen Gedanken, die in seinem Kopf rumoren. Bald werden die bösen Gedanken die guten wieder überwinden. Allah schütze uns.
    »Danke, Erikki«, sagte sie, nahm ihm die Kopfhörer ab, die er ihr reichte, und rüstete sich geistig zum Kampf.
    Er vergewisserte sich, daß sie richtig angeschnallt war und stellte die Lautsprecher für sie ein. »Kannst du mich gut hören?«
    »Ja, Liebling, danke.«
    Zum Teil konzentrierte er sich auf das Geräusch der Triebwerke; es hieß noch ein oder zwei Minuten warten, bis sie abheben konnten. »Wir haben nicht genug Treibstoff, um Van zu erreichen – das ist der nächste Flughafen in der Türkei. Ich könnte nach Süden zum Krankenhaus nach Rezaiyeh fliegen und dort auftanken, aber das ist zu gefährlich. Weiter nördlich liegt ein Dorf an einer Straße, dort will ich hin. Es könnte die Straße von Khoy nach Van sein.«
    »Gut, aber beeile dich, Erikki. Ich fühle mich hier nicht sicher. Gibt es Flugplätze in der Nähe? Ganz sicher hat Hakim die Polizei mobilisiert, und diese wiederum die Luftwaffe. Können wir abheben?«
    »Nur noch ein paar Sekunden. Die Triebwerke sind gleich soweit.« Er sah, wie ängstlich, gleichzeitig aber auch, wie schön sie war, und wieder einmal erschien das Bild von ihr zusammen mit John Ross vor seinem geistigen Auge. Er verjagte es. »Ich glaube, es gibt da einen Flughafen im Grenzbezirk. Wir fliegen, so weit wir können. Ich denke, wir haben genug Treibstoff, um über die Grenze zu kommen.« Er zwang sich zu einem Scherz. »Vielleicht finden wir eine Tankstelle. Ob sie wohl Kreditkarten nehmen?«
    Sie lachte nervös und hob ihre Handtasche, wobei sie den Henkel um ihr Handgelenk wickelte. »Wir brauchen keine Kreditkarten, Erikki. Wir sind reich – du bist reich. Ich kann Türkisch, und ich wäre keine echte Gorgon, wenn es mir nicht gelänge, auch ohne Bargeld den nötigen Treibstoff in den Tank zu bekommen. Aber wohin wollen wir eigentlich? Nach Istanbul? Du hast dir einen tollen Urlaub reichlich verdient. Wenn wir jetzt in Sicherheit sind, so nur, weil du alles gemacht und an alles gedacht hast.«
    »Nein, Azadeh, das warst du.« Du und John Ross, hätte er herausschreien mögen und wandte sich wieder seinen Instrumenten zu. Aber ohne Ross wäre Azadeh tot, und daher auch ich, nur kann ich einfach nicht leben mit dem Gedanken, daß du und er …
    In diesem Augenblick sah er mit ungläubigem Staunen Gruppen von Reitern, unter ihnen auch Polizisten, ungefähr einen halben Kilometer entfernt, zu beiden Seiten vor ihm aus dem Wald hervorbrechen und über das Felsplateau galoppieren, um ihnen den Weg abzuschneiden. Seine Ohren sagten ihm, daß die Triebwerke warmgelaufen waren. Sofort gab er Vollgas. Wie er so vom Boden wegkroch, hätte sie jeder der Angreifer ohne weiteres abschießen können. Sie hatten eine Million Jahre Zeit, ihre Pferde anzuhalten, zu zielen und zu feuern. Der Polizist in der Mitte, der Sergeant, zog schon die M 16 aus dem Sattelhalfter!
    Unvermittelt wechselte Erikkis Zeitwahrnehmung wieder auf die normale Geschwindigkeit, und er schwenkte vor ihnen davon, pendelte von einer Seite zur anderen und

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