Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
erwartete jeden Augenblick, daß es der letzte sein könnte. Dann waren sie fort und brausten über die Baumwipfel hinweg in die Schlucht hinunter.
    »Nicht schießen!« brüllte der Sergeant seinen Leuten zu, die bereits am Rand des Plateaus waren und auf die 212 anlegten. »Ich habe euch doch gesagt, unser Befehl lautet, sie zu fangen, die Frau zu retten und ihn zu töten, nicht sie!« Widerstrebend gehorchten die Männer, und als er sie einholte, sah er, daß die 212 bereits ein gutes Stück ins Tal hinuntergeflogen war. Er holte sein Walkie-talkie heraus. »Zentrale. Hier spricht Sergeant Zibri. Der Hinterhalt ist fehlgeschlagen. Seine Triebwerke liefen schon, noch bevor wir in Position gehen konnten. Er muß uns gesehen haben und ist gleich aufgeflogen.«
    »Welche Richtung hat er eingeschlagen?«
    »Nach Norden, zur Khoy-Van-Straße.«
    »Haben Sie die Gnädigste gesehen?«
    »Ja. Sie schien vor Schreck wie gelähmt zu sein. Sagen Sie dem Khan, wir haben gesehen, wie der Kidnapper sie auf dem Sitz festgeschnallt hat, und ich glaube, sie hatte auch einen Riemen ums Handgelenk … Jetzt ist der Hubschrauber nach Osten abgeschwenkt, er hält sich zwei oder drei Kilometer südlich der Straße.«
    »Gut gemacht. Wir werden die Luftwaffe einschalten …«
    Teheran   – Zentrale des Inneren Sicherheitsrates: 9 Uhr 54. Der Leiter der Gruppe 4, Suliman al Wiali, bemühte sich, nicht mit den Fingern zu zittern, als er das Fernschreiben vom Oberst der SAVAMA entgegennahm: ›Der Leiter des Inneren Sicherheitsrates, Oberst Haschemi Fazir, fand in der vergangenen Nacht den Tod, als er, zusammen mit dem englischen Berater Armstrong, den Angriff gegen das Hauptquartier der linken Mudjaheddin anführte. Beide Männer kamen in den Flammen um, als die Verräter das Gebäude in die Luft sprengten. (gez.) Polizeipräsident, Täbris.‹
    Suliman hatte seine Angst über die unerwartete Aufforderung, hier zu erscheinen, noch nicht überwunden und fürchtete, daß dieser Offizier in Fazirs Safe belastendes Material über die Mordtaten der Gruppe 4 gefunden haben könnte – der Safe hinter ihm war offen und leer. Aber mein Herr wäre gewiß nicht so unvorsichtig gewesen, doch nicht hier in seinem Büro! »Allahs Wille, Exzellenz«, sagte er, reichte das Fernschreiben zurück und versuchte seine Wut zu verbergen. »Sind Sie der neue Leiter des Inneren Sicherheitsrates, Exzellenz?«
    »Ja. Was waren Ihre Pflichten?«
    »Ich bin Agent, Exzellenz«, antwortete Suliman so unterwürfig, wie es von ihm erwartet wurde, wobei er die Form der Vergangenheit durch die der Gegenwart ersetzte. Die Angst begann ihn zu verlassen. Wenn diese Hunde etwas argwöhnten, würde ich nicht hier stehen, sondern schon längst im Kerker schmachten. Diese unfähigen Hundesöhne verdienen es gar nicht, in einer Welt der Männer zu leben. »Der Oberst hat mir aufgetragen, in Jaleh zu leben und Augen und Ohren offenzuhalten, um Kommunisten auszuräuchern.« Er verachtete diesen hageren, wichtigtuerischen Mann, der hinter Fazirs Schreibtisch saß.
    »Wie lange werden Sie schon von uns beschäftigt?«
    »Drei oder vier Jahre, ich weiß es nicht genau, Exzellenz, es steht auf meinem Personalbogen. Vielleicht sind es auch fünf, ich kann mich nicht erinnern. Ich arbeite fleißig und werde Ihnen mit ganzer Kraft dienen.«
    »Die SAVAMA übernimmt den Inneren Sicherheitsrat. Von jetzt an unterstehen Sie mir. Ich wünsche Abschriften Ihrer bisherigen Berichte zu sehen.«
    »Wie es Allah gefällt, Exzellenz, aber ich kann nicht schreiben, zumindest schreibe ich sehr schlecht, und Exzellenz Fazir hat nie schriftliche Berichte von mir verlangt.« Suliman zog es vor, erst einmal den Unschuldigen zu spielen und zu lügen. Mit den Füßen scharrend wartete er. Ob SAVAK oder SAVAMA, sie lügen alle wie gedruckt, und sehr wahrscheinlich haben sie auch die Ermordung meines Herrn in die Wege geleitet, Allah strafe sie – diese Hunde haben die Pläne meines Herrn zum Scheitern und mich um einen prima Job gebracht! Diebe sind diese Hunde, sie haben mir meine Zukunft und meine Sicherheit gestohlen. Jetzt habe ich keinen Job mehr – außer ich gebrauche meinen Verstand und mache da weiter, wo mein Herr ausgeschaltet wurde. Warum auch nicht? Es ist Allahs Wille, daß er tot ist, und ich lebe. Warum nicht weitere Gruppen zusammenstellen? Ich kenne die Methoden meines Herrn und einen Teil seiner Pläne. Aber noch besser: Warum nicht sein Haus durchsuchen und den Safe im Keller

Weitere Kostenlose Bücher