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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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alle Fälle. Ich selbst kann zwar nicht fliegen, aber ich könnte mir vorstellen, daß der Streß dabei sehr hoch ist, ganz besonders in einer Gegend wie der Nordsee. Und Streß ist vielleicht die auslösende Ursache für Angina, wenn ein Teil des Herzens abstirbt und …«
    »Mein Gott, ist McIvers Herz abgestorben?« Jean-Luc war geschockt.
    »Nein, nein, nur ein Teil. Jedesmal, wenn man einen Anfall hat, egal, wie schwach, geht ein Teil für immer verloren. Tot.« Dr. Lanoire lächelte. »Natürlich kann man noch ziemlich lang weiterleben, bevor das Gewebe knapp wird.«
    Mon Dieu , dachte Jean-Luc – es wurde ihm ein wenig komisch im Magen –, das gefällt mir aber gar nicht. Nordsee? Scheiße! Da laß ich mich lieber gleich versetzen, bevor ich da hinauffahre! »Wie lange wird McIver im Krankenhaus bleiben müssen?«
    »Vier oder fünf Tage. Ich würde vorschlagen, daß Sie Ihren Besuch auf morgen verschieben, aber beanspruchen Sie ihn nicht zu sehr. Er muß einen Monat Urlaub machen und sich dann weiteren Tests unterziehen.«
    »Wie stehen seine Chancen?«
    »Das weiß nur der liebe Gott.«
    Oben, auf dem Balkon eines freundlichen Zimmers, döste Genny, die Times von diesem Tag offen auf dem Schoß, in einem Lehnstuhl; McIver lag bequem in einem gestärkten sauberen Bett. Die Brise kam von der See, strich über sein Gesicht und weckte ihn. Der Wind hat sich gedreht, dachte er, weht wieder nach Nordost. Gut. Er hob den Kopf etwas, um besser auf den Golf hinaussehen zu können. Die leichte Bewegung weckte sie sofort. Sie faltete die Zeitung zusammen und erhob sich.
    »Wie geht es dir, Schatz?«
    »Gut. Sehr gut. Keine Schmerzen, nur ein bißchen müde. Ich habe dich mit dem Arzt reden gehört. Was hat er gesagt?«
    »Sieht alles gut aus. Es war kein schwerer Anfall. Du wirst dich ein paar Tage schonen müssen, dann einen Monat Ferien, und anschließend noch mehr Tests machen – er war sehr optimistisch, weil du doch nicht rauchst.« Sie stand im Gegenlicht, aber er konnte ihr Gesicht sehen und die Wahrheit darin lesen. »Fliegen kannst du nicht mehr – als Pilot«, fügte sie hinzu und lächelte.
    »Scheiße«, versetzte er trocken. »Hältst du Verbindung zu Andy?«
    »Ja, natürlich. Ich habe gestern abend und heute früh mit ihm gesprochen und werde ihn in einer Stunde wieder anrufen. Nichts Neues von Marc Dubois und Fowler, aber unsere Vögel sind alle in Sicherheit in Al Schargas, wo sie demontiert werden. Morgen kommen die Frachter. Andy war so stolz auf dich – und auf Scragger. Auch mit ihm habe ich heute früh gesprochen.«
    Der Schatten eines Lächelns. »Wird mir guttun, den alten Scrag wiederzusehen. Bist du okay?«
    »O ja.« Sie berührte seine Schulter. »Ich bin so froh, daß es dir besser geht. Du hast mir einen schönen Schreck eingejagt.«
    »Ich mir selber auch.« Er streckte ihr seine Hand entgegen. »Danke für alles, Mrs. McIver.«
    Sie nahm die Hand, beugte sich vor und berührte seine Lippen mit den ihren. Er bemerkte die Zeitung. »Ist das die von heute, Gen?«
    »Ja, Liebster.«
    »Scheint Jahre her zu sein, daß ich eine Zeitung gesehen habe. Was gibt es Neues?«
    »Nur das Übliche.« Sie legte das Blatt scheinbar achtlos zur Seite; er sollte nicht sehen, was sie gelesen hatte: ›Börsenkrach in Hongkong‹. Das wird Struan's und diesen Gauner Linbar sicher in Mitleidenschaft ziehen. Aber wird es auch S-G und Andy berühren? »Streiks, Callaghan bringt das arme alte Großbritannien immer mehr durcheinander. Es heißt, er will die Wahlen auf dieses Jahr vorverlegen – wenn er das tut, hätte Maggie Thatcher gute Chancen. Wäre das nicht fein? Eine Abwechslung, mal einen vernünftigen Menschen in der Downing Street zu haben?«
    »Nur weil sie eine Frau ist?« Er schnitt eine Grimasse. »Das heißt doch, den Bock – oder soll ich sagen die Geiß? – zum Gärtner zu machen. Du lieber Himmel, eine Frau als Premierminister! Ich frage mich, wie es ihr überhaupt gelungen ist, Heath auszubooten. Wenn sich nur diese verdammten Liberalen heraushalten würden …« Seine Stimme verlor sich, und er sah wieder auf das Meer hinaus; einige Dhaus zogen vorbei.
    Still setzte sie sich und wartete ab, ob er weiter plaudern wollte. Es muß ihm besser gehen, wenn er schon wieder auf die Liberalen losgeht, dachte sie. Sie genoß es, hier in der frischen Meeresbrise zu sitzen und zu wissen, daß er wieder in Ordnung war und ›gut auf die Behandlung anspricht. Sie haben keinen Grund, sich

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