Wirbelsturm
mich nach Bandar-e Delam zu fliegen. Freunde sollten Freunde nicht vergessen, nicht wahr? Auf Botschafterebene … ließe sich das vielleicht ordnen.«
Der japanische Botschafter? Mein Gott, wenn das möglich wäre … Die Hoffnung auf diesen unerwarteten Ausweg ließ Gavallans Puls schneller schlagen. »Unser Botschafter kann überhaupt nichts tun, das hat man uns klar gemacht. Ich wäre für jede Hilfe dankbar. Sie meinen, er würde uns helfen?«
»Wenn er wollte … ich glaube, er könnte Ihnen helfen.« Kasigi nippte an seinem Brandy. »So wie Sie uns helfen könnten. Der Vorsitzende unseres Aufsichtsrates hat mich ersucht, Ihnen Grüße von ihm zu bestellen und Ihren gemeinsamen Freund, Sir Ian Dunross, zu erwähnen. Sie haben vorgestern abend miteinander diniert.«
»Wenn ich helfen kann … Welcher Art sind Ihre Probleme?« Und wo ist der Haken? Und wie hoch sind die Kosten? dachte Gavallan. Und wo steckt Ian? Dreimal habe ich schon vergeblich versucht, ihn zu erreichen.
»Ich brauche so bald wie möglich drei 212 und zwei 206, die Iran-Toda für ein Jahr unter Vertrag nehmen könnte. Es geht darum, daß die Werksanlagen fertiggestellt werden, und das dortige Komitee hat mir enge Zusammenarbeit zugesichert – wenn wir sofort anfangen. Wenn wir das nicht tun, hätte das katastrophale Folgen.«
Gestern abend hatte ihm Chefingenieur Watanabe von Iran-Toda ein verschlüsseltes Fernschreiben geschickt: ›Komiteechef Zataki schäumt vor Wut über die Flugzeugentführungen von S-G. Sein Ultimatum: Entweder wir nehmen die Bauarbeiten unverzüglich wieder auf – was ohne Hubschrauber unmöglich ist – oder die gesamte Anlage muß mit sofortiger Inbesitznahme und Verstaatlichung rechnen, und allen Fremden hier wird wegen Hochverrats der Prozeß gemacht. Deadline ist Sonntag, der 5. nach dem Abendgebet. Zu dieser Stunde muß ich bei dem Komitee erscheinen. Bitte um Instruktionen.‹
Dringende Telefongespräche mit Osaka und Tokio hatten Kasigi nur noch wütender gemacht. »Yoshi, mein lieber Freund«, hatte sein Vetter und Herr und Meister Hiro Toda mit steifer Höflichkeit gesagt, »ich habe mich mit dem Konsortium beraten, und wir sind zu dem Schluß gekommen, daß wir uns glücklich schätzen können, dich vor Ort zu haben. Es hängt jetzt alles von dir ab. Wir sind sicher, daß du unsere Probleme lösen wirst – bevor du zurückkommst.«
Was im Klartext hieß: Löse sie oder komm gar nicht erst zurück. Den Rest der Nacht hatte er versucht, einen Ausweg aus seinem Dilemma zu finden. Es dämmerte schon, als ihm eine beiläufige Bemerkung eingefallen war, die der japanische Botschafter in bezug auf seinen iranischen Kollegen gemacht hatte und die möglicherweise ein Mittel sein konnte, Gavallans Frist zu verlängern und seine eigenen Probleme zu lösen. »Um ganz offen zu sein, Mr. Gavallan«, sagte er und hätte beinahe laut herausgelacht, so belanglos war die Bemerkung gewesen, und doch, in diesem Fall so bedeutungsvoll – »bis morgen abend brauche ich einen Plan und Antworten.«
»Warum gerade dann, wenn ich fragen darf?«
»Weil ich gegenüber einem Freund Verpflichtungen eingegangen bin, die ich einhalten muß – das werden Sie ja verstehen. Wir haben also beide eine Deadline, und zwar die gleiche. Wenn Sie mir helfen könnten, würde ich das sehr zu schätzen wissen. Natürlich werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um meinen Botschafter auf jeden Fall dazu zu bringen, sich für Sie zu verwenden.«
»Es wäre sinnlos, Ihnen unsere Vögel anzubieten, man würde sie sofort beschlagnahmen; und ebenso sinnlos, Ihnen die 206 anzubieten, die wir zurückgelassen haben – sie sind ohne jeden Zweifel bereits hors de combat . S-G scheidet aus, ebenso auch Bell, Guerney oder eine der anderen Gesellschaften. Können Sie japanische Hubschrauberpiloten herbeischaffen?«
»Leider nein. Wir haben keine ausgebildet.« Noch nicht, dachte Kasigi und war wieder wütend über das Konsortium, das nicht den Weitblick gehabt hatte, vertrauenswürdige Leute für diesen heiklen Job auszubilden. »Es müssen Ausländer sein. Mein Botschafter könnte alle Schwierigkeiten ausbügeln – Beschaffung von Visa etc. –, Sie wissen ja, daß Iran-Toda ein ›Nationales Vorhaben‹ ist«, fügte er hinzu. Die Übertreibung störte ihn nicht. Wenn die gesamte Information, die er besaß, in die richtigen Hände gelangte, würde es bald soweit sein. »Wie steht es mit französischen oder deutschen
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