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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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werden. Er bog um die nächste Ecke. Auch diese Straße und der Park waren dunkel und menschenleer.
    Der Tag war frustrierend gewesen, das Telefon funktionierte nicht, die Funkverbindung mit Kowiss war schlecht, und die anderen Stützpunkte hatte er nicht erreicht. Sein Büropersonal war wieder nicht erschienen, was ihn noch mehr verärgerte. Er hatte ein paarmal versucht, ein Telex an Gavallan zu schicken, aber keine Verbindung bekommen. »Morgen wird es besser sein«, sagte er laut zu sich selbst und ging schneller, weil ihm die leeren Straßen unheimlich waren.
    Ihr Mietshaus war vier Stock hoch, und sie bewohnten das Penthouse. Das Treppenhaus war schlecht beleuchtet, da die elektrische Spannung schwach war, und der Fahrstuhl funktionierte seit Monaten nicht mehr. Er stieg müde die Treppe hinauf, und in dem trüben Licht deprimierte ihn die Kletterpartie noch zusätzlich. Doch in der Wohnung brannten bereits Kerzen und seine Stimmung wurde besser. »Hi, Genny!« rief er, sperrte die Tür ab und hängte seinen Mantel auf den Haken. »Zeit für den Whisky.«
    »Ich bin im Eßzimmer, Duncan. Komm einen Augenblick zu mir!«
    Er ging durch den Korridor, blieb an der Tür stehen und staunte. Der Eßtisch war mit einem Dutzend iranischer Gerichte und Obstschüsseln beladen, und überall brannten Kerzen. Genny strahlte ihn an, und neben ihr strahlte Scharazad. »Mein Gott, Scharazad, hast du das alles mitgebracht? Es ist schön, dich zu sehen.«
    »Auch ich freue mich, dich zu sehen. Ihr werdet beide täglich jünger. Es tut mir leid, wenn ich euch störe«, sprudelte Scharazad fröhlich hervor. »Mir ist eingefallen, daß gestern euer Hochzeitstag war, denn er liegt fünf Tage vor meinem Geburtstag, und ich weiß, daß ihr Lamm-Khoresch, Polo und alles übrige mögt, deshalb haben Hassan, Dewa und ich alles hergebracht und Kerzen dazu.« Sie war kaum 1 Meter 58 groß, hatte riesige, schrägstehende Augen, lange Wimpern, rabenschwarzes Haar; kurz: sie war eine jener persischen Schönheiten, wie sie Omar Hayy ā m unsterblich gemacht hat. Sie stand auf. »Jetzt bist du da, also kann ich gehen.«
    »Warte doch noch! Warum bleibst du nicht? Iß mit uns!«
    »Ich kann nicht, so gern ich es täte. Vater gibt heute abend eine Party, und ich muß dabei sein. Das hier ist nur eine kleine Aufmerksamkeit. Ich lasse euch Hassan hier, damit er aufträgt und nachher Ordnung macht, und ich hoffe, daß ihr euch freut. Hassan! Dewa!« rief sie, dann umarmte sie Genny und McIver und lief zur Tür, an der inzwischen ihre beiden Diener warteten. Einer hielt ihren Pelzmantel bereit. Sie schlüpfte hinein, hüllte sich in einen dunklen Tschador, warf Genny eine Kußhand zu und eilte mit Dewa davon. Hassan, ein großer, dreißigjähriger Mann mit weißer Jacke und schwarzen Hosen, schloß und versperrte die Tür. »Soll ich das Abendessen servieren, Madam?« fragte er Genny auf Persisch.
    »Ja, bitte, in zehn Minuten. Zuerst wird mein Mann einen Whisky trinken.« Hassan ging sofort zur Anrichte, schenkte den Drink ein, brachte Wasser, verbeugte sich und verließ das Zimmer.
    »Es ist beinahe wie in der guten alten Zeit, Gen«, meinte McIver.
    »Ja. Dabei liegt sie erst ein paar Monate zurück.« Bis dahin hatten sie ein reizendes Dienerehepaar beschäftigt. Die Frau war eine ausgezeichnete Köchin gewesen, sowohl für europäische wie für iranische Speisen, und hatte damit die Nachlässigkeit ihres Mannes wettgemacht, der sich drückte, wo er nur konnte. Beide waren dann wie beinahe alle Hausangestellten der Ausländer plötzlich verschwunden. Ohne Erklärung, ohne Kündigung. »Ob es ihnen gutgeht, Duncan?«
    »Ganz bestimmt. Ist Paula abgeflogen?«
    »Nein, sie übernachtet wieder bei uns. Nogger schläft nicht hier. Sie sind mit ein paar Leuten von der Alitalia zum Dinner ausgegangen. Nogger ist davon überzeugt, daß sie sich nicht mehr lang sträuben wird, aber ich hoffe, daß er sich irrt. Ich mag Paula.« Sie hörten Hassan in der Küche hantieren. »Das ist ein herrliches Geräusch.«
    McIver hob lachend sein Glas. »Gott sei Dank gibt es Scharazad und wir brauchen nicht abzuspülen.«
    »Das ist das Schönste daran.« Genny seufzte. »Sie ist so nett und so aufmerksam. Tom hat wirklich Glück. Scharazad meint, er kommt morgen.«
    »Hoffentlich, denn er wird Post für uns mitbringen.«
    »Hast du Andy erreicht?«
    »Nein, noch nicht.« McIver beschloß, den Panzer nicht zu erwähnen. »Glaubst du, daß sie uns Hassan oder einen

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