Wirbelsturm
Hauptkonkurrent in der Nordsee, gehörte zu Imperial Airways. »Ich weiß nicht, Ian. Meiner Meinung nach werfen sie das Geld der Steuerzahler zum Fenster hinaus; eine Reorganisation täte ihnen bestimmt gut – wir schlagen sie auf jedem Gebiet: Sicherheit, Wartung, Ausrüstung … Übrigens, ich habe sechs X63 bestellt.«
»Weiß es der Tai-Pan?«
»Die Neuigkeit hat beinahe seinen Schließmuskel außer Gefecht gesetzt.« Gavallan hörte Ian lachen und war einen Augenblick lang wieder im Hongkong jener Zeit, als Dunross Tai-Pan und das Leben hart, aber ungeheuer aufregend gewesen war. »Alles, was mit Imperial zusammenhängt«, fuhr er fort, »ist wichtig – ich werde der Sache sofort nachgehen. Im übrigen gibt es noch eine gute Nachricht: neue Verträge mit ExTex. Ich wollte sie bei der nächsten Vorstandssitzung bekanntgeben. Struan's befindet sich doch nicht in Gefahr?«
Ian lachte wieder. »Noble House befindet sich immer in Gefahr, alter Junge! Ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen. Jetzt muß ich Schluß machen. Grüße Maureen von mir!«
»Und du Penelope. Wann sehe ich dich wieder?«
»Bald. Ich werde anrufen, wenn es irgendwie geht. Wiedersehen!«
Gavallan setzte sich, in Gedanken versunken, auf die Kante seines Schreibtisches. Sein Freund sagte immer ›bald‹, und das konnte einen Monat oder ein Jahr, sogar zwei Jahre bedeuten. Es ist über zwei Jahre her, daß ich ihn zum letztenmal gesehen habe, dachte er. Ein Jammer, daß er nicht mehr Tai-Pan ist.
Imperial Airways? Gavallan blickte auf die Uhr und griff nach dem Telefon, wartete jedoch, als er ein leises Klopfen hörte. Maureen steckte den Kopf herein und strahlte, als sie sah, daß er nicht telefonierte. »Wir haben 21:17 gewonnen. Bist du beschäftigt?«
»Nein, komm nur herein, Liebling.«
»Ich kann nicht, ich muß mich um das Abendessen kümmern. In 10 Minuten?«
Er schloß sie lachend in die Arme. »Du bist großartig, Mrs. Gavallan!« Sie schmiegte sich an ihn. »Ist bei Mac alles in Ordnung?«
»Es war Ian – er wollte nur hallo sagen, aus Schanghai.«
»Er ist ein Schatz. Wann sehen wir ihn einmal?«
»Bald.«
Sie lachten beide. Andrew hatte Maureen vor 7 Jahren kennengelernt. Sie war 28 gewesen, frisch geschieden, kinderlos. Ihr Lächeln hatte allen seinen Kummer verscheucht, und sein Sohn Scot hatte gemeint: »Wenn du diese Frau nicht zum Altar schleppst, Daddy, ist dir nicht zu helfen.« Seine Tochter Melinda war der gleichen Meinung gewesen, und so war es vor 3 Jahren soweit gewesen, und seither hatte er nur glückliche Tage erlebt.
»In 10 Minuten, Andy. Versprichst du es?«
»Ja, ich muß nur noch einen Anruf erledigen.« Als sie die Stirn runzelte, fügte er rasch hinzu: »Ich verspreche es. Nur einen einzigen, dann kann Williams wieder die Gespräche entgegennehmen.«
Sie küßte ihn rasch und ging. Er wählte eine Nummer. »Guten Abend, ist Sir Percy anwesend? Hier spricht Andrew Gavallan.« Sir Percy Smedley-Taylor war Direktor von Struan's Holding, Parlamentsmitglied und voraussichtlicher Verteidigungsminister, falls die Konservativen die nächste Wahl gewannen.
»Hallo Andy, es ist schön, daß du dich meldest! Wenn es um die Jagd am nächsten Sonntag geht, ich bin dabei. Entschuldige, daß ich dich nicht angerufen habe, aber diese sogenannte Regierung, die unser Land zugrunde richtet, dazu die verdammten Gewerkschaften, die haben mir arg zu schaffen gemacht.«
»Das kann ich verstehen. Störe ich dich?«
»Nein, du hast mich gerade noch erreicht. Ich muß wieder einmal zu einer Nachtabstimmung ins Parlament. Unter anderem wollen diese Schwachköpfe, daß wir aus der NATO austreten. Wie hat sich die X63 bewährt?«
»Wunderbar. Besser als erwartet. Der beste Hubschrauber der Welt.«
»Ich würde gern einmal mit ihr fliegen, wenn es sich einrichten läßt. Was kann ich für dich tun?«
»Ich habe gehört, daß Imperial Airways auf höchster Ebene reorganisiert werden soll. Weißt du etwas darüber?«
»Mein Gott, alter Freund, du hast verdammt gute Kontakte. Ich habe es selbst erst heute nachmittag erfahren. Verdammt komisch. Ich habe mich nicht weiter darum gekümmert – was sie wohl vorhaben? Weißt du etwas Genaueres?«
»Nein. Ich kenne nur das Gerücht.«
»Ich werde mich umhören. Ich frage mich … vielleicht wollen diese Idioten Imperial formell verstaatlichen, damit auch Imperial Helicopters, was auch dich tangieren würde und den ganzen Nordseebereich.«
»Mein Gott.«
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