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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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bemühte sich, auf die Beine zu kommen. Helens Schlag auf den Hals hatte ihm die Stimme ruiniert.
    »Sprich lauter, wenn du willst, dass man dich versteht.« Müde sah Sir John seinen Sohn an. »Weißt du eigentlich, dass ich schon einmal versucht habe, dich zu töten, Gérard? Es ist mir misslungen.«
    »Nein«, sagte Gérard, »du lügst. Du magst vielleicht finster und böse sein, niemand weiß so recht, was du tust oder wer du bist, und ich weiß, dass du Mutter totgeschlagen hast, aber du bist immer noch mein Vater. Du würdest mich doch nicht töten, oder? Ich glaube dir kein Wort.«
    »Ich habe deine Mutter nicht totgeschlagen, du Idiot. Sie ist vom Balkon gestürzt. Es war, verdammt noch mal, ein Unfall. Und was dich angeht, da du mein Sohn bist, habe ich gehofft, dass doch noch einmal etwas aus dir wird, aber das habe ich aufgegeben. Du bist ein Nichts, noch schlimmer, du hast dein Land verraten. Tiefer hättest du gar nicht sinken können.
    Hätte ich denn tatenlos Zusehen sollen, wie du die Ehre unserer Familie mit Füßen trittst? Aber du musstest die Explosion des Schiffes damals ja überleben, musstest dich ja an Land retten. Unkraut vergeht nicht.«
    »Nein, du hast das Schiff nicht sinken lassen, Vater. Nicht einmal du könntest das zustande bringen.«
    »Ich habe einem der Matrosen Geld gegeben. Er sollte dir einen Schlag auf den Kopf versetzen und dich dann still und heimlich über Bord werfen. Ich hätte endlich meine Ruhe vor dir gehabt, du wärst in den Augen der Leute für immer ein Held geblieben, und die Ehre unserer Familie wäre gerettet gewesen.
    Alles war perfekt geplant, aber dann passierte dieser Unfall und das Schiff explodierte, bevor der Matrose dich finden konnte. Und du, du konntest dich auch noch ausgerechnet in die Arme deiner Auftraggeber retten. Ich konnte nichts dagegen ausrichten.«
    Helen und Alexandra sahen einander an. Sir John hatte allen Ernstes vorgehabt, seinen Sohn töten zu lassen?
    »Weil Sie herausgefunden haben, dass er ein Verräter ist, wollten Sie Ihren eigenen Sohn töten lassen?«, fragte Helen.
    »Ja, Helen. Gérard war immerzu auf der Suche nach Geld und er nahm es sich auf jede erdenkliche Weise. Er hat sein Land betrogen. Er ist, ohne zu zögern und aus freien Stücken, zum Feind übergelaufen. Ich weiß nicht, wie viele Geheimnisse er ihnen verkauft hat. Er war mein Sohn, er stand im Dienste der Admiralität. Sein wahres Ich entdeckte ich rein zufällig. Der kleine Idiot hat gestohlene Papiere im Haus herumliegen lassen. Sein Lakai fand die Unterlagen und brachte sie mir. Ich hatte keine Wahl. Ich musste handeln.
    Ich habe mein Bestes gegeben für diesen Wicht. All die Löcher in seinem Charakter habe ich versucht zu stopfen. Durch meine Fürsorge ist er zum Helden geworden. Als ich erfuhr, welches Spiel er spielte, wollte ich ihn töten. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass er seine ganze Familie mit sich in den Dreck zieht.«
    »Sage mir eines, Gérard«, wandte sich Helen an ihren Mann, »war es wirklich einzig und allein das Geld, das dich zum Verräter an deiner Familie gemacht hat und an all dem, was dein Vater wertschätzt?«
    Gérard strauchelte noch immer. Er schaute seinen Vater nicht an. Er blickte zu Helen, ein böses Blitzen in den Augen. »Es waren nur ein paar lächerliche Schlachtpläne, die Standorte einzelner Truppen und Schiffe, Namen von Städten, in denen Vorräte gelagert wurden, das war alles, nichts von Belang. Ich habe ihnen auch die Namen von ein paar Männern verraten, die für England spionierten. Auch das völlig belanglos. Ich musste wirklich nicht viel tun.
    Natürlich brauchte ich Geld. Immerhin hatte ich eine Frau zu versorgen. Eine Frau, der ich, nachdem ihre Mitgift ausgegeben war, vormachen musste, dass mir immer noch etwas an ihr gelegen sei. Wärest du doch nur schwanger geworden, dann hätte mir mein Vater die Hälfte meines Erbes ausbezahlt, wie er es mir versprochen hatte.«
    Wütend starrte Helen ihren Gatten an und der Wunsch, seine verdammte Kehle zwischen die Finger zu bekommen, wurde stärker und stärker. »Willst du damit sagen, dass du nur deshalb so sehr auf einem Kind bestanden hast, weil dein Vater dir Geld dafür versprochen hat?«
    »Nun, eine ganze Menge Geld - zehntausend Pfund immerhin.«
    Helens Blicke schienen Gérard töten zu wollen. Eine Welle des Schmerzes durchfuhr sie, der Schmerz eines achtzehnjährigen, naiven Mädchens. »Zehntausend Pfund, so hoch war doch auch meine Mitgift und die

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