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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Hall. Flock öffnete ihm die Tür. »Stimmt etwas nicht, Ihre Lordschaft? Ist das etwa Brot, was Sie da in der Hand halten?«
    Lord Beecham schob sich auch noch das letzte Stück Brot in den Mund.

20
    »Gnädiger Herr, Sie sehen so mitgenommen aus. Sind Sie etwa von Strauchdieben überfallen worden? Stimmt etwas nicht?«
    »Mit mir stimmt in der Tat etwas nicht. Wo ist Baron Prith?«
    Flock führte Lord Beecham ins Haus. Als er an der Tür des Esszimmers Halt machte, hätte Lord Beecham ihn beinah überrannt.
    »Sie müssen mir helfen, Sir,« platzte es aus Lord Beecham heraus. Baron Prith saß in einsamer Pracht am Kopf des großzügigen Esstisches und hielt ein Glas Champagner in der Hand. Flock postierte sich hinter seinem Herrn, die Augen zu Boden gerichtet, die Ohren jedoch weit geöffnet. »Ich bin am Ende, Sir, Sie müssen mir helfen.«
    »O je,« sagte Flock plötzlich und trat einen Schritt nach vorn. »Sie haben doch nicht etwa diesen geifernden Nettle mitgebracht, Lord Beecham? Ich habe meine Pistole noch gar nicht zurückbekommen.«
    »Nun, Flock, sehen Sie denn nicht, dass Ihre Lordschaft alleine gekommen ist, dass er leidet? Woran, werden wir sicherlich in Kürze erfahren. Wenn ich mir erlauben dürfte zu raten, würde ich vermuten, dass er hungrig ist. Setzen Sie sich, Lord Beecham. Flock, bringen Sie Lord Beecham doch bitte etwas von dem Fasan in Aprikosensoße.«
    »Das wäre wirklich wunderbar«, sagte Lord Beecham. »Ich bin in der Tat unglaublich hungrig.« Aber es war keineswegs eine Mahlzeit, die ihn hierher getrieben hatte. Am liebsten hätte er sich in eine Ecke zurückgezogen und seinen Tränen freien Lauf gelassen. Er war am Ende. Er hatte gekämpft, hatte sich an seinen Vater erinnert und mit all seiner Kraft weitergekämpft. Aber auch die dunkle Vergangenheit konnte nichts gegen das ausrichten, was ihm widerfahren war und das ihn hilflos zu Fall gebracht hatte.
    Lord Beecham sprang von seinem Stuhl wieder auf und wäre beinah von seinem eigenen Schwung mitgerissen worden. Er ging rastlos auf und ab. »Sir«, sagte er nach einer Weile, stockte dann aber. Unter jedem seiner Schritte knarrten die Eichendielen leise. Gott sei Dank hatte er sich nicht die Zeit genommen, seine Stiefel auszuziehen. In seiner Verzweiflung hätte er garantiert vergessen, sie wieder anzuziehen, und wäre barfüßig hierher geritten.
    Glücklicherweise hatte er die ganze Zeit über die Stiefel anbehalten. Das war ihm außer mit Helen noch mit keiner anderen Frau passiert. Hatte er überhaupt jemals seine verfluchten Stiefel ausgezogen, bevor er mit ihr schlief? Der Gedanke war kaum zu ertragen. Lord Beecham schüttelte sich.
    »Ich war eben noch bei Ihrer Tochter in König Edwards Wunderlampe.«
    »O ja? Meine kleine Nell ist wirklich eine vorzügliche Gastgeberin. Es hat Ihnen doch nichts missfallen?«
    »Doch, ich selbst missfalle mir, und diese verfluchte Situation missfällt mir erst recht. Es ist wirklich nichts mehr zu retten, Sir. Ich befürchte leider, mir bleibt nichts anderes übrig, als Ihre Tochter zu heiraten. Ich hatte mir fest vorgenommen, noch nicht so bald zu heiraten, frühestens, wenn ich so gut wie tot wäre. Ich bin nämlich sozusagen von Haus aus ein scharfer Gegner der Ehe, müssen Sie wissen. Mein Vater, mit seinen drei Frauen, ging mir mit solch schlechtem Beispiel voran, dass ich mich dazu verdammt fühlte, bis ans Ende meiner Tage ledig bleiben zu müssen. Doch jetzt muss ich einsehen, dass die Verhältnisse in meinem Elternhaus nichts, aber auch gar nichts, mit der Beziehung zwischen mir und Helen zu tun haben. Und da habe ich meine Ansichten wohl oder übel korrigiert.
    Helen muss mir sicher sein. Ich kann ohne sie einfach nicht mehr leben. Die jetzige Situation ist derart verrückt, sie bringt mich noch um den Verstand. Wenn das nicht bald aufhört, werde ich mich noch von der nächsten Klippe stürzen - und wo wäre ich dann?«
    »Nicht mehr unter den Lebenden jedenfalls, nehme ich an, mein Sohn.«
    »Kein allzu glanzvoller Abgang ... bitte, Sir, darf ich um die Hand Ihrer Tochter anhalten?«
    Lord Prith blickte Lord Beecham mit ernster Miene an. »Ich glaube, schon einmal von Ihrem Vater gehört zu haben. Sein Name war Gilbert Heatherington?«
    »Ja.«
    »Meine liebe Mathilda war eine Freundin seiner zweiten Frau. Ich erinnere mich. Die arme Marianne starb keine fünf Jahre, nachdem sie Ihren Vater geheiratet hatte.«
    »Ja, Sir. Ich war damals noch ein kleiner Junge. Mein Vater war

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