WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
mal 2 Euro), weil er im Gegensatz zu Ihnen erwartet, dass der Kurs von Daimler in absehbarer Zeit über 60 Euro steigt. Steigt er tatsächlich auf 65 Euro, hat der Käufer Ihres Aktienpaketes ein gutes Geschäft gemacht, weil er insgesamt nur 62 Euro je Aktie gezahlt hat. Aber auch Sie können zufrieden sein, weil Sie je Aktie einen Gewinn von 7 Euro gemacht haben (60 Euro plus 2 Euro Prämie je Aktie bei einem Kaufkurs von 55 Euro). Bleibt der Kurs dagegen bis zum Verfallstermin der Option unter den vereinbarten 60 Euro, können Sie die Prämie von 600 Euro und Ihre Aktien behalten. Der Käufer will die Papiere nicht, weil er sie billiger an der Börse erwerben kann. Seine Prämie bekommt er nicht zurück. Seine Spekulation auf stärker steigende Kurse ist also nicht aufgegangen.
|161| Wenn Sie wollen, können Sie Ihre Aktien gleich anschließend wieder an der Terminbörse anbieten und erneut eine Prämie kassieren. Vielleicht ist sie diesmal – je nach den Erwartungen der anderen Marktteilnehmer und der Laufzeit der Option – höher oder niedriger. So können Sie unter Umständen durch mehrfachen Verkauf eines Calls auf Ihre Aktien im Laufe der Zeit eine ansehnliche Rendite erzielen. Es gibt aber einen Haken bei solchen Geschäften:
Achtung!
Die auf Termin verkauften Aktien bleiben bis zum Verfallstermin des Kontrakts gesperrt. Sie können sie also in der Zwischenzeit nicht verkaufen. Und Sie können auch bei stark steigenden Kursen keinen höheren als den vereinbarten Preis erzielen.
Es gibt allerdings immer die Möglichkeit, den Call »zurückzukaufen«, wenn sich in der Zwischenzeit die Stimmung an der Börse sehr stark ändert. Sie werden dann aber mehr als den ursprünglich kassierten Betrag auf den Tisch legen müssen. Denn bei steigenden Kursen steigt auch der Wert einer Option. Doch wenn Sie erwarten, dass der Kurs über 70 Euro steigt, kann sich das Gegengeschäft durchaus lohnen.
Puts
Wenn Sie mit sinkenden Kursen rechnen, dann aber zugreifen wollen, weil Sie der Aktie mittel- oder langfristig eine Erholung zutrauen, können Sie versuchen, mit einem Put Geld zu verdienen. In diesem Fall kassieren Sie eine Prämie dafür, dass Sie sich verpflichten, eine Aktie an einem festgelegten Zeitpunkt zu einem bestimmten Kurs zu kaufen. Der Besitzer zahlt in diesem Falle dafür, dass Sie ihm das Risiko abnehmen, einen Verlust zu machen. Ihre Chance liegt darin, dass der vereinbarte Kurs nicht erreicht wird, denn dann können Sie die vereinnahmte Prämie behalten. Falls Sie die Aktie erwerben müssen, ist sie einschließlich der vereinnahmten Prämie für Sie billiger als am Markt. Sie kann also noch etwas weiter sinken, ehe Sie in die Verlustzone kommen.
|162| Beispiel
Sie erwerben einen Put, der Sie verpflichtet, die zurzeit mit 85 Euro notierte E.ON-Aktie an einem späteren Termin für 80 Euro zu erwerben. Dafür erhalten Sie vom Besitzer eine Prämie von 85 Cent. Dieser sichert sich so dagegen ab, dass er für seine (vielleicht einmal für 75 Euro erworbenen) Aktien weniger als 80 Euro erlöst, behält aber die Chance, sie bei steigenden Kursen auch teurer zu verkaufen. Sie dagegen erlösen bei einem Paket von 200 Aktien zunächst einmal 170 Euro. Bleibt der E.ON-Kurs über 80 Euro, können Sie die Prämie behalten. Sinkt er auf 80 Euro, müssen Sie zwar kaufen, haben unter Einrechnung der Prämie aber nur 79,15 Euro gezahlt. Wenn Sie damit rechnen, dass der Kurs sich bald wieder erholt, können Sie die Aktie behalten und später mit Gewinn verkaufen. Glauben Sie, dass die E.ON-Aktie weiter fallen wird, können Sie rasch wieder verkaufen und kommen vielleicht sogar noch mit einem kleinen Gewinn oder mit einem geringen Verlust davon. Wenn die E.ON-Aktie beim Verfallstermin über dem Put-Kurs von 80 Euro notiert, können Sie das Spiel – ähnlich wie bei einem Call – auch mehrfach wiederholen. Allerdings ist es nicht mit allen Aktien möglich (siehe weiter unten).
Wann lohnen sich Puts und Calls?
Sie sollten solche Geschäfte mit Puts und Calls nur dann machen, wenn Sie bei einem »Zwangsverkauf« nicht in die Gefahr geraten, schlecht abzuschneiden. Das bedeutet: Bei einem Call dürfen Sie nicht das Risiko eingehen, teuer eingekaufte Aktien billig loszuwerden und anschließend zusehen zu müssen, wie der Kurs immer weiter klettert. Und bei einem Put müssen Sie immer prüfen, ob Sie auch über genügend bare Reserven verfügen, um die Aktien gegebenenfalls tatsächlich erwerben zu können. Denn
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