Wissen auf einen Blick - Philosophen
Zusammenhang mit Alltagsphänomenen, die man meint, mithilfe der Geisteskraft eines durchschnittlich vernunftbegabten Menschen lösen zu können. Seinen Ursprung hat der gesunde Menschenverstand – auf Englisch treffender „Common Sense“– in den Schriften des britischen Staatsmanns Thomas Paine.
Populär wurde der Begriff „Common Sense“ durch eine gleichnamige Streitschrift aus dem Jahr 1776 über ein politisches Problem: die Unabhängigkeit der jungen amerikanischen Kolonien von Großbritannien. Der Geschäftsmann und Zeitungsverleger Thomas Paine schreibt darin: „Ich biete nichts als einfache Fakten, klare Argumente und gesunden Menschenverstand“.
Paine verstand es, die entscheidenden Punkte seiner Schrift tatsächlich so klar und allgemein verständlich vorzubringen, dass innerhalb kurzer Zeit eine halbe Million Exemplare davon verkauft wurden, was „Common Sense“ zu einem absoluten Bestseller im Amerika des 18. Jahrhunderts machte, der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung zu großer Popularität verhalf und gleichzeitig einen neuen philosophischen Begriff prägte.
Für und wider den „Common Sense“
John Locke (1632–1704) war einer der ersten, die mit dem „Common Sense“ argumentierten. Ihm zufolge solle man lieber einen Widerspruch in Kauf nehmen, anstatt Dinge, „die auf der Hand liegen“, zu bezweifeln. Ansonsten gerate man in Gefahr, ein zwar widerspruchsfreies Gedankensystem zu konstruieren, das aber mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun habe. Etwas später erhob die sogenannte Schottische Schule um Thomas Reid (1710–1796) und den Kantianer Thomas Brown (1778–1820) den „Common Sense“ sogar zur Basis jeder Philosophie. Er wandte sich damit gegen die sogenannten Skeptizisten, die auch Descartes’ Erkenntnis „Ich denke, also bin ich“ nicht gelten ließen und bestritten, dass es überhaupt irgendeine gesicherte Erkenntnis gibt.
Menschenrechte für alle
Für Paine als Aufklärer bedeutete das Festhalten am gesunden Menschenverstand auch ein entschiedenes Eintreten für die Grundrechte Freiheit, Gleichheit, Menschlichkeit und soziale Gerechtigkeit. So war er z. B. einer der frühesten Gegner der Sklaverei in den Vereinigten Staaten. In „Agrar-Gerechtigkeit“ (1795/96) forderte er ein Mindesteinkommen für alle, in „Das Zeitalter der Vernunft“ (1795) verwarf er alle existierenden Religionen und erklärte: „Ich glaube an einen Gott. (…) Ich glaube an die Gleichheit der Menschen, und ich glaube, dass religiöse Pflichten darin bestehen, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu üben und unsere Mitgeschöpfe glücklich zu machen.“
Die Philosophie der Masse
In der Philosophie wird der Begriff „Common sense“ oft synonym mit dem verwendet, was man gemeinhin als „gesunden Menschenverstand“ bezeichnet. Im Gegensatz zum Ausdruck „gesunder Menschenverstand“ beschreibt die Bezeichnung „Common Sense“ jedoch bei Paine kein angeborenes Erkenntnisinstrument, sondern vielmehr einen gesellschaftlichen Konsens über das allgemeine Verständnis von gut und böse, richtig und falsch.
Zu den wichtigsten Vertretern des zur Gesellschaftstheorie erweiterten Common Sense gehört der Aufklärer, Schriftsteller und Erfinder Benjamin Franklin (1706–1790). Als einer der Führer der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und Unterzeichner des Versailler Friedensvertrags von 1783 machte Franklin den Common Sense zu einer Art “Philosophie der Masse”.
Thomas Paine (links unten) gilt als einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika. Neben ihm gehören zu den sogenannten „Founding Fathers“ das Universalgenie Benjamin Franklin (links oben), der erste Präsident der USA George Washington (Mitte), der erste Vize- und spätere Präsident John Adams (rechts oben) und der Verfasser der Unabhängigkeitserklärung und dritte Präsident Thomas Jefferson (rechts unten)
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(c) Interfoto, München
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