Wissenswert - Religion und Glaube
begann man, dieses Pfingstwunder als Kern dieses Festtages zu betrachten. »Pfingsten« leitet sich vom griechischen
pentecosta
(»fünfzigster Tag«) her. In der Apostelgeschichte heiÃt es, dass am 50. Tag nach Ostern der Heilige Geist in Form von Feuer auf die Apostel niedergegangen sei und sie befähigt habe, in fremden »Zungen« zu reden. Die Apostel sollen so in ihrer Sendung bestärkt worden sein und noch am selben Tag 3000 Menschen getauft haben. Das Pfingstfest gilt als »Geburtstag« der Kirche, als Aufbruch der neuen Christusgemeinde.
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Neben den offiziellen Festen wird auch der Heiligen gedacht: der heilige Martin (11. November) mit Bettler; katalanisches Fresko (11. Jh.).
Die orthodoxen Kirchen: Kampf um den rechten Glauben
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Weithin sichtbar sind die goldenen Kuppeln der wieder erbauten Erlöser-Kathedrale in Moskau, dem gröÃten Gotteshaus der russischen Orthodoxie.
Wie viele orthodoxe Christen gibt es?
Von weltweit zwei Milliarden Christen sind rund 250 Millionen Anhänger der orthodoxen Kirchen. Neben Katholiken und Protestanten bilden sie die dritte Gruppe der Weltchristenheit. Auch wenn orthodoxe Christen in allen Erdteilen leben, so liegt der Schwerpunkt doch in Osteuropa. Und das hat historische Gründe. Am Anfang stand die Teilung des Römischen Reichs (395 n. Chr.) in ein oströmisches Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel und ein west römisches mit der Hauptstadt Rom. Später spaltete sich auch die Christenheit in eine »griechische« Ostkirche und eine »lateinische« Westkirche .
Worum stritten die beiden Zentren der Welt?
Schon früh ging es um die Vorherrschaft über die gesamte Christenheit. Der Bischof von Konstantinopel widersetzte sich der vom Bischof von Rom geforderten Unterordnung. Er konnte seine herausgehobene Stellung nicht zuletzt politisch rechtfertigen: Rom verlor nach der Reichsteilung an Bedeutung, die römische Kirche war auf den Schutz germanischer Fürsten angewiesen, Konstantinopel dagegen führte Glanz und Macht des römischen Kaisertums noch Jahrhunderte lang fort.
Je gröÃer der Einfluss der mitteleuropäischen Fürsten â allen voran der Frankenkönige und der Sachsenkaiser â auf die lateinische Kirche wurde, umso stärker fühlte sich der Patriarch von Konstantinopel dazu berufen, die Traditionen der Kirche zu bewahren.
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Rivalität von erstem und zweitem Rom: Ein Gemälde von Domenico Tintoretto zeigt die Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzfahrer des 4. Kreuzzuges im Jahr 1204; Venedig, Dogenpalast.
Nach welchem Kalender feiern die orthodoxen Kirchen?
In der orthodoxen Kirche werden, abgesehen von speziellen Heiligenfesten, die gleichen Feiertage begangen wie in anderen christlichen Kirchen auch. Weil aber die Mehrheit der orthodoxen Kirchen die Kalenderreform von Papst Gregor VIII. im 12. Jahrhundert nicht mitvollzogen hat und am alten julianischen Kalender festhält, ist das orthodoxe Kirchenjahr gegenüber dem der westlichen Kirchen um 13 Tage verschoben. Auch die beweglichen Festtage, Ostern und Pfingsten, werden an späteren Terminen gefeiert.
Wie gelang eine Annäherung zwischen Westkirche und Orthodoxen?
Nachdem im Jahr 1054 die Trennung von katholischer (allgemeiner) und orthodoxer (rechtgläubiger) Kirche offiziell besiegelt worden war, gab es Jahrhunderte keinen Kontakt zwischen den beiden Kirchen. Zu einer Annäherung kam es erst im 20. Jahrhundert. Im Jahr 1948 wurde der Ãkumenische Rat der Kirchen begründet. Ein Grund dafür mag die Bedrohung gewesen sein, der sich die orthodoxen Kirchen in der Zeit der kommunistischen Diktaturen in Osteuropa ausgesetzt sahen. Die stalinistischen »Säuberungen« brachten viele neue Märtyrer hervor. Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks und der Demokratisierung erfreuen sich die orthodoxen Kirchen wieder regen Zulaufs, besonders in Russland erfährt die Religiosität eine Renaissance.
Wie hat sich die orthodoxe Kirche verändert?
Im Gegensatz zur katholischen Kirche, die mehrere Liturgiereformen erlebte, hat sich in den orthodoxen Kirchen der Abendmahlsritus seit der Spätantike in den Grundzügen erhalten. Dabei beruft sich die liturgische Tradition auf zwei bedeutende Kirchenlehrer: Johannes Chrysostomos (344â407), Patriarch von Konstantinopel, und Basilius der GroÃe (um 330â379),
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