Wissenswert - Religion und Glaube
Menschen zum Heil führen.
Die noch neue Erfindung des Buchdrucks sorgte dafür, dass Luthers Thesen und seine anderen reformatorischen Schriften schnell verbreitet wurden. Luthers Ideen waren der Funke, an dem sich die seit Jahrzehnten brodelnde Unzufriedenheit mit einer verkommenen und selbstzufriedenen Kirche vollends entzündete.
Wie verhielt sich die kirchliche Obrigkeit?
Die römische Kirche reagierte mit Ablehnung und Repression: Luther wurde erst gemahnt, dann gebannt. »Hilf Herr, ein Wildschwein verwüstet deinen Weinberg«, schrieb der Papst in seiner Bannbulle von 1520, die Luther mit Studenten in Wittenberg öffentlich verbrannte. Während sich viele Fürsten Luther anschlossen und die Reformation in den ersten Jahren in Deutschland eine Volksbewegung wurde, stand Kaiser Karl V. fest zum Papst. Ihm war die Einheit von weltlichem und geistlichem Reich wichtiger als die neuen Ideen. Der Kaiser zitierte Luther vor den Reichstag zu Worms. Er sollte seine Lehren widerrufen. Aber Luther widerstand und am Ende fiel angeblich der berühmte Satz: »Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir!«
Wo übersetzte Luther die Bibel ins Deutsche?
Nach dem Wormser Reichstag musste Luther über ein Jahr inkognito auf der Wartburg in Thüringen verbringen, da er für vogelfrei erklärt worden war und somit von jedem straffrei getötet werden konnte. In dieser Zeit übersetzte er die Bibel ins Deutsche. Damit waren die heiligen Bücher der Deutungshoheit einiger weniger gebildeter Kleriker, die Griechisch und Latein konnten, entrissen. Kaiser Karl versuchte die Fürsten, die die Reformation unterstützten, mit Gewalt wieder zum alten Glauben zu zwingen. Es begann eine Reihe von Kriegen, in denen nicht wenige Fürsten aus machtpolitischen Gründen immer wieder die Seiten wechselten.
© akg-images
Autograf Luthers mit der Ãbersetzung des 23. Psalmes des Alten Testaments. Mit seiner groÃartigen Ãbersetzung der Bibel ermöglichte Luther den Menschen einen direkten Zugang zur Heiligen Schrift.
Wie wurde der Religionskonflikt geschlichtet?
Erst neun Jahre nach Luthers Tod 1546 war man des Religionsstreites müde. Im Augsburger Religionsfrieden wurde 1555 der Status quo festgelegt. Es galt der Grundsatz »cuius regio, eius religio« (wessen das Land, dessen der Glaube): Die Untertanen hatten sich also nach der Konfession ihres jeweiligen Landesherren zu richten. Doch der Friede sollte sich als brüchig erweisen. Die groÃe Zeit der Konfessionskriege stand Europa noch bevor.
Weltreligion Christentum: Lebendiger Glaube in vielerlei Gestalt
© akg-images
Die orthodoxe Kirche ist eine der vielen Richtungen des Christentums; Feier des Ostergottesdienstes in der mazedonischen Stadt Ohrid im Jahr 2004.
Wie wurde das Christentum zu einer Weltreligion?
Durch meist gewaltsame Mission brachten Eroberer und Missionare das Christentum vom 15. bis 19. Jahrhundert nach Amerika, Afrika und Asien. Seit dem Ende der Kolonialzeit entwickeln sich diese so genannten jungen Kirchen eigenständig weiter. Dieser Prozess verdeutlicht, dass es eine groÃe Stärke des Christentums ist, sich in vielfältigen kulturellen Zusammenhängen etablieren zu können.
Ãberall dort, wo die Ausbreitung des Christentums friedlich vor sich ging, versuchten die Missionare, die christliche Botschaft losgelöst von abendländischen Kulturmustern zu transportieren. So passte sich der Jesuit Matteo Ricci, der ab 1583 in China als Missionar wirkte, weitgehend den einheimischen Gepflogenheiten an. Er gestattete den Ahnenkult und trug statt seines Mönchsgewands die chinesische Gelehrtentracht. Ãhnlich wie er missionierten Jesuiten in Indien und Japan.
Wussten Sie, dass â¦
   das Christentum mit seinen vielen unterschiedlichen Ausprägungen auch heute noch die mitgliederstärkste Religion der Welt ist?
   die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit des Christentums bereits in der Bibel angelegt ist? Der Apostel Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Korinther, er sei den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche geworden (1. Korinther 9,20).
Wie entwickelte sich die ökumenische Bewegung?
Das Zeitalter der Ãkumene begann mit dem langsamen Rückgang der kolonialistischen Bestrebungen im 20. Jahrhundert. Auf der ersten ökumenischen Vollversammlung 1948 in Amsterdam wurde der Ãkumenische Rat der Kirchen
Weitere Kostenlose Bücher