Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)
in ein gewaltiges Unwetter gehechtet waren.
Als ich mich umblickte, um mich zu orientieren, stellte ich fest, dass die »andere Seite« ganz anders war, als ich erwartet hatte. Zum Beispiel war es kalt. Nicht eiskalt, aber feuchtkalt, eine durchdringende Kälte, die sich bis in den Brustkorb fraß. Außerdem war es … absolut leer.
»Äh, Celia …«, sagte ich. »Wo sind wir hier noch mal?«
»Im Schattenland.«
Ich sah mich weiter um. Schatten land ? Ein Land ohne Bäume, Gras, Häuser, Wasser, Sonne oder irgendwas außer Nebel und Dunst war doch kein Land mehr. »Und hier bist du zu Hause?«, flüsterte ich, während ich die Arme fröstelnd um den Oberkörper schlang und mich einmal im Kreis drehte. Das Portal war doch gleich hinter mir gewesen, oder? Jetzt war es verschwunden.
Celia schüttelte den Kopf. »Ich werde das Schattenland nie als Zuhause bezeichnen. Und ich hoffe, ihr auch nicht.«
Ich sah immer noch … nichts. Gar nichts, bis auf Whit, Celia und Feffer. Wir standen in einem leeren Raum mit grauem Hintergrund und in ein paar Metern Entfernung verblasste die Umgebung in allen Richtungen zu einem nebligen Nichts. Es gab nichts, worauf sich meine Augen scharfstellen konnten – ein beunruhigendes Gefühl. Eine Welle der Panik und Platzangst schwappte über mich hinweg.
»Celia …« Auch Whit blickte sich nervös um. »Du musst hier weg. Du hast uns aus der Klinik rausgeholt, und jetzt müssen wir dich …«
»Nicht, Whit«, unterbrach Celia ihn sanft. »Selbst wenn du ein Zauberer bist, niemand kann Tote zum Leben erwecken. Nicht mal Der Eine, Der Der Einzige Ist. Es gibt das Leben und es gibt den Tod. Vergiss das nie. Nur dann kannst du die Trauer überwinden.«
Feffer trottete davon, um sich umzuschauen. Vielleicht suchte sie nach einem Halblichthörnchen, dem sie hinterherjagen konnte? Da sie hier als Einzige noch über einen Orientierungssinn zu verfügen schien, folgte ich ihr. »Hast du was entdeckt, Feffer!?«
»Bleib hier, Wisty!«, schrie Celia.
Sie brüllte mich an wie eine Zweijährige, die sich im Einkaufszentrum drei Schritte von Mommy entfernt hatte. Normalerweise hätte ich mich darüber aufgeregt – aber ich wusste, dass Celia meistens ziemlich cool blieb, und jetzt klang sie ehrlich erschrocken.
»Für euch Menschen kann das Schattenland sehr gefährlich sein«, erklärte Celia. »Eure Sinne funktionieren hier nicht wie in eurer Welt – wenn du dich noch weiter von mir und Whit entfernst, finden wir uns vielleicht nie wieder. Im Schattenland kann man auf Wege geraten, die in ganz andere Unterdimensionen führen …«
Das Dimensionszeug war mir schleierhaft, aber ich blickte mich trotzdem immer ängstlicher um.
Feffer war nicht mehr zu sehen!
»Feffer! Komm her, Mädchen!« Ich pfiff nach ihr. »Komm schon, Kleine!« Irgendwie war mir die Exhöllenhündin schon ans Herz gewachsen.
Als Feffer brav angetrabt kam, kniete ich mich hin und umarmte sie. In dieser leeren Welt wirkte der warme Duft ihres Fells besonders beruhigend. Irgendwie echt .
»Feffer scheint sich gut zurechtzufinden«, sagte ich ratlos, während die Hündin sich erneut schnüffelnd davonmachte.
»Wie gesagt, für Menschen ist es hier gefährlich«, erklärte Celia. »Feffer ist ein Tier mit Tierinstinkten. Im Schattenland orientiert man sich nicht mit den Augen. Halblichtern und anderen, die übersinnliche Kräfte wahrnehmen können, fällt es viel leichter, sich durch das Schattenland zu bewegen. Aber Menschen, die durch ein Portal stolpern, verirren sich meistens. Für immer. «
Wie auf Kommando erklang ein fernes Jammern. Whit fasste automatisch nach meiner Hand. Jetzt konnten wir uns ungefähr ausmalen, wie es wäre, sich im Schattenland zu verirren.
»Das sind Verlorene«, sagte Celia. »Sie sind noch weit weg und dabei sollte es auch bleiben. Ist besser so.«
»Was würden sie denn mit uns machen?«, fragte ich.
»Sie …« Die sonst so ruhige, besonnene Celia sah aus, als würde sie langsam ernsthaft die Krise kriegen. »Vergiss es, Wisty. Das würde euch nur zu viel Angst machen. Jetzt bringen wir euch erst mal an einen sicheren Ort.«
Wisty
»Celia! Du hast überlebt!«, rief eine Stimme, und im nächsten Moment joggte ein großes blondes Mädchen, das etwa in Whits Alter war, in unser Blickfeld. Wahrscheinlich noch ein Halblicht – obwohl ich nicht gedacht hätte, dass Geistermädchen Tanktops und Faltenröcke tragen und Kaugummi kauen. Und brauchen Tote wirklich Brillen? Na ja,
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