Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)
Knopfaugen. » Du hast mir das angetan!«
Sasha war sichtlich beeindruckt. »Du hast dem Wiesel Sprechen beigebracht?«
»Ich war mal ein Mensch!«, rief Byron. »Und die , die ist eine Hexe!«
Sasha wirkte noch beeindruckter.
»Genau«, erwiderte ich stolz. »Und das solltest du nie vergessen, Byron. Darf ich vorstellen, Feffer? Das ist Byron Verräter Arschkriecher. Du darfst ihn gerne fressen.«
Wisty
Aber Feffer hatte keine Zeit herauszufinden, wie Wiesel schmeckte. Denn in diesem Moment sahen wir zum ersten Mal seit unserer Ankunft im Schattenland etwas anderes als uns und unsere Freunde. Und es war … ein Haufen Schatten. Wie passend.
Noch hatten sie uns nicht erreicht, und sobald man sie direkt anblickte, flackerten und erloschen sie. Aber eins war klar: Sie sollten uns auf keinen Fall zu nahe kommen.
Sofort legten Celia, Susan und Sasha die Finger auf die Lippen, um uns zum Schweigen zu bringen. Während Susan und Celia mit dem Grau der Umgebung verschwammen, forderte Sasha uns auf, ihm zu folgen.
Whit und ich ordneten uns hinter ihm ein. Gemeinsam hangelten wir uns an dem Faden entlang, der uns hoffentlich zu einem Fluchtweg führen würde. Das Wiesel hing an meinem Hosenbein und zitterte wie ein Spielzeugtier, das vibriert, wenn man es am Schwanz zieht.
»Sasha«, keuchte ich nach einer guten Minute Joggen. »Kann es sein, dass es hier gerade arschkalt geworden ist?«
»Das liegt an den Verlorenen. Sie saugen die Wärme der Lebenden ab. Und das ist noch lange nicht alles.«
»Also …« Mir wurde immer mulmiger. »… kommen sie näher? Wie nah sind sie schon?«
»Still«, erwiderte Sasha. »Kein Wort mehr.«
Kurz darauf blieb er stehen. Wir hatten das Ende des Fadens erreicht. Aber wir sahen kein Portal.
»Irgendwas hat den Faden gekappt«, fluchte Sasha, flackernde Angst in den Augen.
In unserem Rücken erhob sich ein jammernder Chor, wie ein hässliches Ausrufezeichen hinter Sashas Feststellung.
Sasha schüttelte den Kopf wie ein Schwimmer, der Wasser aus den Ohren schütteln will, und rannte weiter in den Nebel.
Byron war völlig neben der Spur. Während wir Sasha folgten, brabbelte er lauter sinnloses Zeug. Schneidende Kälte strich mir über den Rücken.
Da tat ich etwas unglaublich Dummes: Ich warf einen Blick über die Schulter.
Mindestens zwanzig Schatten verfolgten uns. Manche waren groß, manche klein, manche bucklig, verkrümmt und verkrüppelt, doch alle kamen übernatürlich schnell näher. Unser Vorsprung war auf ein paar Meter geschmolzen.
Eine Gestalt brach aus der verschwommenen, flimmernden, flüchtigen Masse aus und fixierte mich mit grausigen, hungrigen gelben Augen. Sie sah mich.
Daraufhin tat ich etwas noch Dümmeres: Ich blieb stehen und schrie.
Whit warf mich einfach über seine Schulter und sprintete weiter hinter Sasha her, während ich brüllte wie am Spieß. Die Jungs schienen zu wissen, dass ich nicht anders konnte. Sie versuchten nicht mal, mich zu beruhigen. Ihnen war klar, dass das Versteckspiel vorbei war. Entweder würde Sasha uns rechtzeitig zum Portal führen … oder eben nicht.
Und wenn nicht, würden wir bald sehr genau wissen, was die Verlorenen mit den Lebenden anstellten.
Wisty
»Okay.« Sasha blieb abrupt stehen. »Festhalten!«
Mein Herz raste. Festhalten? Kein Problem. Von seelenfressenden Schattenkreaturen verspeist zu werden, das wäre ein Problem.
Aber wo war das Portal? Ich sah nichts als Nebel. Wo bitte sollte hier ein Portal sein?
Da winselte Feffer erbärmlich. Die tapfere Hündin rannte ein paar Meter hinter uns, sozusagen als Nachhut.
Augenblicklich stellte ich mein eigenes Winseln ein. »Feffer!«, schrie ich, während die Hündin wie vom Blitz getroffen auf einen Fleck Nebel zuraste, der mir noch nicht weiter aufgefallen war – auf einen Fleck Nebel, der rotierte wie Wasser in einem senkrechten Whirlpool. Feffer blutete stark, als hätte ein scharfer Rechen ihre ganze linke Seite aufgerissen. Mit ihren ängstlichen Augen ähnelte sie eher einem verschreckten Welpen als einem gestandenen Höllenhund der Neuen Ordnung.
Bevor ich auch nur versuchen konnte, sie zu trösten, war sie schon an mir vorbei, sprang in den Nebelstrudel – und verschwand.
»Das ist unser Portal«, meinte Sasha. »Jetzt ihr zwei. Aber Vorsicht! In Freiland kann es ziemlich ungemütlich sein.«
Ungemütlich? Auch kein Problem. Mittlerweile hätte ich mich freiwillig zu einer Dschungelsafari mit einer Meute gefräßiger Jaguare gemeldet.
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