Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)
war Absicht ?«, ächzte sie.
»Aber hallo!«, erwiderte Wisty. »Sonst passiert es mir immer nur aus Versehen, vor allem wenn ich wütend werde. Aber jetzt hab ich die Flammen zum ersten Mal selbst ausgelöst und wieder gelöscht. Normalerweise nervt mich vorher irgendwer wahnsinnig … und geht dann ganz schnell ’nen Feuerlöscher holen.«
Jamilla stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Was hast du noch so drauf?«
»Sie kann schweben.« Ein höchstens fünfjähriger Knirps deutete auf Wisty. »Ich hab’s letzte Nacht gesehen. Sie ist über dem Bett geschwebt wie ein Luftballon.«
»Kann gut sein«, meinte Wisty verlegen. »Das passiert mir manchmal. Ist keine Absicht.«
Ein erstauntes Raunen lief durch die Zuschauermenge.
»Whit hat mal seine Hand in eine Wand gesteckt«, berichtete Wisty. »Und einen fliegenden Richterhammer in der Luft angehalten. Neulich hab ich eine Gabel auf mich selbst abgefeuert – ist ’ne lange Geschichte … und in der Klinik hab ich ein Rudel Wachhunde versteinern lassen.«
»Du hast …«, stammelte Jamilla, »ein ganzes Rudel Hunde …«
»Aber dann hab ich sie wieder ent steinert«, fügte Wisty schnell hinzu. »Ich hab sie doch nicht so gelassen – das hätte ich den armen Tieren nie antun können. Ich meine, fragt Feffer! Ach ja, ab und zu leuchte ich. Wie diese Hexe in der Stadt, kurz bevor sie die Leute durchs Restaurant geschleudert hat. Keine Ahnung, wie sie das gemacht hat.«
Eigentlich komisch, dass die anderen ihr einfach so glaubten. Andererseits redeten sie mit einem leibhaftigen Flammenmädchen …
Mir fiel noch etwas ein. »Die Blutegel!«
»Stimmt, stimmt.« Wisty erschauderte. »Und ich hab einen Schwarm Bremsen erschaffen, als ich eigentlich eine Riesenkakerlake erschaffen wollte.«
»Und was ist mit mir?«, fragte eine hohe Stimme zu unseren Füßen.
»Ja, was ist mit eurem sprechenden Wiesel?«, wollte Janine wissen.
»Früher war er kein Wiesel«, erklärte Wisty. »Aber das ist seine wahre Gestalt.«
»Der Löwe war meine wahre Gestalt!«, quiekte Byron.
»Eher das Gegenteil deiner wahren Gestalt«, zischte Wisty und starrte bedrohlich auf ihn hinab. Byron starrte zurück.
»Mein Gott.« Jamilla blickte zwischen uns und Janine hin und her, bis Janine die Augen sperrangelweit aufriss.
»Glaubst du wirklich?«, fragte Janine die Schamanin.
»Ja. Ich glaube, sie sind es.«
»Was?«, erkundigte ich mich. »Wir sind was?« Vielleicht hätte ich lieber nicht nachfragen sollen …
»Die Befreier«, platzte Jamilla heraus und sah uns mit riesigen Augen an. »Die Retter. Kommt mit, ich muss euch was zeigen. Eine Prophezeiung – über euch beide .«
W HIT
Jamilla drehte sich auf dem Absatz um und rannte zu einer Wand in der Nähe des Tresens, wo man sich früher Geschenke einpacken lassen konnte. Ihr aufgebauschtes Haar wippte wie ein Schaukelpferd. Vor der Wand war ein Samt-Absperrband aufgespannt, doch Jamilla stieg einfach drüber.
»Das ist die Wand der Prophezeiungen. Dort erscheinen manchmal Botschaften. Meistens geht’s nur um den Laden, Großer Sonderschlussverkauf im Januar oder so. Aber ab und zu stehen da Nachrichten wie Geht in die Fünfte Straße. Ein Waisenkind muss aus Hausnummer 24 gerettet werden. Und vor einer Weile hat die Wand verkündet, dass zwei Befreier mit magischen Kräften kommen werden, um uns zu helfen, die Neue Ordnung zu stürzen. Und das, meine Freunde, müsst ihr sein. Alles klar so weit?« Sie wandte sich an die Menschentraube, die uns zur Wand gefolgt war. »Oder glaubt hier noch irgendwer an Zufälle? Irgendwer? Irgendwer? «
Alle jubelten und klatschten verzückt.
Alle außer Wisty und mir.
»Hmm«, machte ich. Es war bloß eine Wand. Eine leere Wand. Sollte das die neueste Prophezeiung sein – ein reines Nichts? Totale Leere? Also würden wir entweder vom Nichts verschlungen werden oder alles würde bleiben, wie es war? Und was war eigentlich beängstigender?
»Die Botschaft stand genau da«, beteuerte Jamilla. »Ihr müsst kurz warten. Manchmal will die Wand nicht sofort.«
Wir starrten auf die kahle Wand. An einer Ecke blätterte die Raufasertapete ab. Nicht sehr aufregend.
Wisty sah mich fragend an. Ich antwortete mit einem ratlosen Schulterzucken.
»Na ja …« Janine strich sich das Haar zurück. »Die Botschaften kommen und gehen. Aber wir haben die Prophezeiung alle gesehen.« Einige Zuschauer nickten.
Okeydokey , dachte ich mir. Vielleicht waren der Wand bloß vorübergehend die
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