Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)
Rauch und Asche verwandelt werden sollen. Steck die neuen Häftlinge in den Wagen und bring sie hier weg. Nimm Margo und Emmet mit und sag ihnen, dass sie in der Nähe bleiben sollen. Wenn ich den Alarm deaktivieren und das Tor entriegeln kann, müssen sie die Flüchtlinge schnell durch die Tunnel schleusen. Verdammt schnell.«
Whit schnitt eine Grimasse. Es war ein seltsamer Anblick – die Falten in seiner Haut wirkten riesig, sein einziger Pickel war geradezu monströs. »Ach ja«, sagte er, »falls da drinnen irgendwo Holzbrettchen mit Käsestücken oder Erdnussbutterklecksen mit Draht drum herum liegen …«
»Schon verstanden. Am besten schleifst du die beiden Langschläfer noch ins Wachhäuschen.«
Whit atmete gedehnt aus. Er war extrem unzufrieden mit seiner kleinen Schwester. »Okay. Wir warten auf dich. Wir halten Ausschau nach dir, Wisteria.« So hatte Dad mich immer genannt, wenn ich richtig Stress gemacht hatte.
»Okay.« Ich blickte auf den Boden, der ungefähr zehn Stockwerke unter mir zu liegen schien, schloss die Augen und sprang – und war angenehm überrascht, als ich geschickt auf allen vieren landete. Ich war startklar. »Siehst du«, rief ich Whit zu. »Es hat mich nicht zermanscht!«
»Sei bloß vorsichtig!«, zischte er zurück.
» Vorsicht ist mein zweiter Vorname!« Ich studierte das gigantische graue Gefängnisgebäude und entdeckte sofort ein Regenrohr. Das war mein Eingang. Bevor ich hineinhuschte, warf ich noch einen Blick auf meinen Bruder. Vielleicht sah ich ihn zum letzten Mal. Aber darüber durfte ich jetzt nicht nachdenken.
»Bis gleich!«, sagte ich, obwohl Whit meine Piepsstimme sicher nicht hören konnte.
Ich spähte in die Dunkelheit des rostigen Rohrs. Es stank nach feuchter Luft, altem Laub und anderen unappetitlichen Dingen, die ich nicht identifizieren konnte und wollte. Mäuse waren doch gut im Klettern, oder?
Gleich würde ich es wissen.
W HIT
Unter körperlichen Schmerzen beobachtete ich, wie sich Wistys Schwanz einrollte und im Regenrohr verschwand. In Gedanken sah ich bereits, wie sie vom Springerstiefel eines Gefängniswärters der Neuen Ordnung zermalmt wurde. Gegen meine blühende Fantasie half auch keine Magie.
Aber ich hatte eine Aufgabe – ich musste die Kids retten, die eben erst angekarrt worden waren. Und danach waren meine Eltern dran. Je schneller, desto besser.
»Wir fahren wieder?«, flüsterte ein Junge schüchtern, als ich den Lieferwagen rückwärts aus dem Tor steuerte. »Aber verstößt das nicht gegen die Neue Ordnung?«
»Ja und ja«, erwiderte ich. »In dieser Reihenfolge. Der Plan hat sich geändert. Alles wird gut.«
Ich legte den Vorwärtsgang ein und raste auf die Gasse zu, an der wir auf dem Hinweg vorbeigekommen waren.
Als ich das Fenster herunterfuhr und winkte, traten Margo, Emmet und die anderen aus den Schatten.
»Wo ist Wisty?«, fragte Margo.
»In einem Regenrohr. Wo sonst?«, sagte ich. »Wir müssen den Lieferwagen loswerden!«
»Nein, den brauchen wir noch«, erwiderte Emmet, als er neben mir auf den Beifahrersitz rutschte. Margo quetschte sich dazu. »Fahr! Drei Straßen weiter bis zur Ampel, dann rechts.«
Während ich aufs Gas drückte, beruhigte Margo die Kids. »Ihr seid keine Verbrecher. Wir nehmen euch mit zu uns, ihr könnt bei uns wohnen. Es ist nicht besonders luxuriös, aber auf jeden Fall besser als Knast.«
Ein Mädchen wischte sich mit beiden Händen über die verheulten Wangen. »Also kommen wir nicht ins Gefängnis?«
»Nein«, antwortete Margo. »Ihr kommt ins Garfunkel’s.«
Als ich sah, wie sich die kleinen Gesichter entspannten, fühlte ich mich unglaublich gut. Natürlich hatten die Kinder haufenweise Fragen, aber nun hatten sie wenigstens wieder Hoffnung. Sie hatten uns .
»Jetzt wird’s ein bisschen knifflig.« Emmet klang nervös. »Aber es ist der einzige Weg zum Garfunkel’s, ohne auf den großen Straßen gesehen zu werden.«
»Oh nein«, japste Margo erschrocken – beziehungsweise hysterisch . »Das ist eine Todesfalle!«
»Es ist der einzige Weg!«, rief Emmet.
»Äh«, sagte ich. »Wie war das noch mal mit der Todesfalle?«
»Hier!« Emmet griff mir ins Lenkrad. »Scharf links!«
»Aber da geht’s nicht lang!«, brüllte ich, als der Wagen über den Bordstein rumpelte.
»Alle festhalten!«, befahl Margo. »Jetzt wird’s ungemütlich!«
Ich blickte mich panisch um. Ich hatte keine Lust, unschuldige Fußgänger niederzumähen.
»Da!« Emmet deutete nach
Weitere Kostenlose Bücher