Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)
sicher! Die Zeit kam mir schon länger schief und krumm vor. Und seit meinen Ausflügen ins Schattenland war sie auch schief und krumm.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, der war schon.«
»Was sagt man dazu?« Margo lächelte, was nicht allzu häufig vorkam. »Und wir hatten gar keine Zeit zu feiern!«
Margo grinste immer noch. Ihre braunen Augen blitzten, sie atmete tief ein … ein auffällig tiefes Einatmen. Ich wusste, was sie vorhatte.
»Wag es ja nicht …«, zischte ich.
Doch sie strahlte mich an und legte los. »Happy birthday to you! Happy birthday to you! Happy birthday, lieber Whi-it …« Margo verstummte. Ihr Blick wanderte an mir vorbei, sie runzelte die Stirn. »Was ist das?«, fragte sie. »Da oben, in den obersten Fenstern vom Hauptgebäude?«
Ich legte eine Vollbremsung hin. »Das sind Flammen. Das Gefängnis brennt.«
Ach, Wisty, was hast du jetzt wieder angestellt?
Wisty
»Feuer!«, brüllte ich. »Ihr müsst sofort hier raus! Raus! «
Barfuß tapsten die Kids die Stahltreppe hinunter. Die meisten starrten mich an wie hypnotisiert. »Aber die Wachen …«, quiekte ein Junge.
»Vergiss die Wachen!« , schrie ich. Meine Hysterie schraubte sich in ungeahnte Höhen. »Die Wachen fürchten sich vor euch. Sie fürchten sich vor mir. Sie fürchten sich vor allem! «
Damit hauchte ich den Kids neue Kraft ein, und bald hatten die ersten das Erdgeschoss erreicht. Ich trieb sie zum Haupteingang, während ich mich weiter bemühte, ihnen bloß nicht zu nahe zu kommen.
Frische N.-O.-Wachmänner trudelten ein und hoben die Schlagstöcke. Doch als ich die Arme ausbreitete und auf sie zustürmte, wichen sie zurück, als wäre ich die Pest persönlich. »Kommt ruhig näher!«, kreischte ich. »Was darf’s sein? Medium oder angebrannt?«
Eine Gruppe Flüchtlinge nach der anderen entkam durch den Haupteingang, direkt unter den Augen eines riesigen Porträts Des Einen, Der Der Einzige Ist. Nur leider konnte ich mir nicht sicher sein, dass Whit und die anderen draußen warteten …
»Raus! Raus!«, schrie ich mit heiserer Stimme. Langsam war mir ein bisschen zu heiß und knusprig zumute. Hoffentlich war ich nicht schon selber angebrannt.
Flammen züngelten um die Bürotüren, und Sekunden später fing der ganze Flur Feuer. Auf meinem Weg durchs Gefängnis hatte ich eine schwelende, rauchende Spur hinterlassen. Mit ein bisschen Glück würde das ganze grässliche Ding niederbrennen, nachdem die Kids draußen waren. Hoffentlich nicht schon vorher.
Es dauerte ewig, die letzten Nachzügler durch den Gang und ins Freie zu scheuchen. Die Wachmänner nahmen kreischend Reißaus oder versuchten, ihre persönlichen Flammeninfernos zu löschen. Mir war verdammt heiß. Ich konnte nicht mehr ausschließen, dass ich gleich explodieren würde wie Popcorn in der Mikrowelle.
Als die letzten Kids draußen waren, waren nur noch ein paar Wachmänner übrig. Aber die paar wollten Rache. Sie schüttelten die Schlagstöcke und wankten auf mich zu wie angekokelte Zombies.
»Nichts da!«, rief ich. »Außer ihr wollt eingeäschert werden!«
Damit drehte ich mich um und spurtete selbst Richtung Ausgang. Im Vorbeirennen zündete ich noch an, was ich konnte. Ich zeichnete flammende Schlieren und Handabdrücke auf die Wände. Sehr cool – ich meine, heiß . Absolut heiß.
Ich sah einen ersten Streifen Mondlicht. Vor mir lag der Haupteingang. Und dann, endlich, das letzte Tor.
Bitte, Whit, lass mich nicht hängen. Bitte, Mr Magic …
Der innere Hof füllte sich in Windeseile mit Wachmännern und N.-O.-Soldaten. Da hörte ich Feffer bellen – sie kläffte wie eine voll ausgebildete Höllenhündin! Ich beobachtete, wie sie einigen Wachen den Schrecken ihres Lebens einjagte, während Margo einen Trupp Kids in Sicherheit brachte.
Schnell zählte ich durch: Margo, Feffer, Emmet, Sasha … und Whit! Er war hier! Alle waren hier, alle halfen mit.
Ich schnappte nach Luft. Ich fühlte mich … ausgebrannt. Als hätte ich nichts mehr in mir, das ich den Flammen noch zum Fraß vorwerfen konnte.
Whit blickte sich weiter suchend um. Warum erkennt er mich nicht?
Als er mich doch entdeckte, riss er erschrocken die Augen auf. Er wirkte ängstlich. Noch ängstlicher als damals, als er von unserem Baum gefallen war und sich einen doppelten Beinbruch geholt hatte.
Ich wollte zu ihm. Doch ich erinnere mich nur noch, wie ich auf den Knien landete und eine verabscheuungswürdige Stimme hörte.
»Wisteria Allgood! Du wurdest
Weitere Kostenlose Bücher