Witcher, Moony - Nina - Und der Fluch der Maya
entfalteten über den Köpfen der Kinder ihre riesigen Blätter. Betörend duftende Blumen in knalligen Farben umgaben sie. Nicht weit entfernt blendete sie der feine weiße Sand eines kleinen Strandes, der in weite Flächen smaragdgrünen Rasens überging. Über ihnen strahlte ein wolkenloser, tiefblauer Himmel.
»Ich komm mir vor wie in einem Märchenwald«, sagte Fiore ganz verzaubert und blickte sich um.
Dodo klammerte sich an Cescos Pulli und sagte nur ein Wort: »W... Wunderschön.«
Der Gugi zog die goldenen Flügel ein und machte es sich unter einem seltsam geformten Baum bequem. Es war eine Mangrove, deren dicke knotige Wurzeln über der Erde in langen Knäueln bis hin zum Ozean reichten.
»Schaut mal, dahinten ist ein großer Stein. Mir scheint, dort steht etwas drauf«, stieß Roxy aus und lief unternehmungslustig voran. Die anderen folgten ihr.
Das mutige Mädchen hatte recht. In den Stein war ein Pfeil gemeißelt, der nach rechts zeigte. Darunter konnten die Kinder zwei Inschriften in einer verblassten roten Farbe ausmachen. Die oberste sah aus wie eine Reihe rechteckiger Zeichnungen. Die belesene Fiore erklärte den anderen sofort, dass es sich um die noch nicht ganz entschlüsselte Schrift der Maya handelte. »Das sind Glyphen oder, besser gesagt, Zeichnungen, die Wörter darstellen. Also so eine Art ägyptischer Hyroglyphen, aber viel schwerer zu entziffern.«
Cesco betrachtete neugierig die gewundenen Schriftzeichen und kratzte sich am Kopf, während Dodo mit den Fingern über den verwitterten Stein fuhr. Die Zeichen der zweiten Inschrift kamen ihnen schon bekannter vor. Es war die Schrift des Sechsten Mondes:
»Chichen-Itzá ? Was heißt das?«, fragte Fiore erstaunt.
Nina überlegte, aber ihr fiel keine passende Bedeutung ein. Diesen Namen hatte sie noch nie gelesen, nicht einmal im schwarzen Notizbuch ihres Großvaters. Aber dann kamen ihr die Buchseiten aus dem Strade Mundi in den Sinn. Auf einer war die Karte von einer Anlage mit drei Gebäuden eingezeichnet. Im Zentrum stand der Name »Chichen-Itzá «.
»Das muss eine alte Maya-Stadt sein. Los, folgen wir dem Pfeil«, sagte sie voller Tatendrang und setzte sich an die Spitze der kleinen Gruppe.
Wortlos trotteten die Freunde den unwegsamen Pfad entlang.
Sie brauchten nicht lange, da tauchte die uralte Stadt vor ihren Augen auf. Die gewaltigen Bauten waren mit Skulpturen und in den Stein gemeißelten Abbildungen von eigenartigen Gottheiten verziert und ließen sie wie religiöse Tempel erscheinen. Keine Menschenseele war zu sehen. Etwas abseits, am Rande des Regenwaldes, ragte eine große, mit der Zeit verfallene Konstruktion in die Höhe. Sie war rund und trug eine große Kuppel aus kleinen grünen Jadeziegeln.
Nina überflog eilig die Seiten, die sie in der Hand hielt. »Das muss das Himmelsobservatorium sein. Von dort beobachteten die Maya die Sterne und Planeten. Es heißt Caracol und hat vier Türen. Aber hier sind auch unterirdische Gänge eingezeichnet, die alle Gebäude miteinander verbinden. Interessant.«
Cesco und Dodo hatten sich dem Zentrum der Maya-Stätte genähert, wo sich eine enorme Pyramide erhob. Anders als bei den ägyptischen Pyramiden führten an allen vier Seiten lange Treppen bis hin zu einem riesigen Platz an der Spitze. Einundneunzig Stufen hatte jede Treppe. Insgesamt also dreihundertvierundsechzig. Oben befand sich eine Art Altar, der noch einmal auf einer erhöhten Stufe stand, der dreihundertfünfundsechzigsten.
»Nina, steht auf den Blättern, in welche Richtung wir gehen sollen? Diese Stadt ist riesig. Es wird schwer werden, die Worte für das dritte Geheimnis zu finden!«, rief Cesco Nina zu.
Roxy und Fiore hatten die beiden Jungs mittlerweile zu einem anderen Bauwerk gezogen. »Seht ihr? Hier in den Stein sind Abbildungen von Männern mit dicken Gürteln und komischen Waffen gemeißelt.« Roxy berührte vorsichtig die staubige, mit der Zeit verwitterte Mauer. Auch Zeichnungen von Jaguaren und Adlern waren zu sehen. Die Kinder waren von dem geheimnisvollen Bauwerk vollkommen fasziniert. Gespannt gingen sie an seinen Mauern entlang, um zu sehen, ob es irgendwo einen Eingang gab.
Fiore deutete auf einen grauen Stein, auf dem zwei weitere Inschriften zu sehen waren. Die Maya-Schrift konnten sie nicht lesen, aber die andere war die Sprache des Sechsten Mondes.
»T... Tausend Krieger?«, wiederholte Dodo, der die Worte blitzschnell übersetzt hatte.
»Ja, scheinbar heißt er Tempel der Tausend
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