Witcher, Moony - Nina - Und der Fluch der Maya
Auch wenn sie nicht gerade ungefährlich aussehen, werden sie euch nichts tun. Sie sind harmlos.«
Yum Kax sah besorgt zu Nina.
Er nahm ihren Kopf in beide Hände und strich ihr über die Augen. Sie waren gerötet und brannten noch immer.
Ohne dass die anderen es hörten, sprach Yum Kax zu ihr: »Ich habe kein Mittel gegen den Fluch der gefiederten Schlange. Du musst Geduld haben. Die Reizung der Augen wird vergehen. Du hast Glück gehabt, dass du ihrem Blick kein zweites Mal begegnet bist.« Sein Tonfall verhüllte seine Sorge nicht.
»Ich werde daran also nicht sterben?«, hauchte Nina.
»Du wirst leben, Nina! Aber du darfst der gefiederten Schlange nie wieder in die Augen blicken«, antwortete der Maya-Gott und strich ihr liebevoll über den Kopf.
Dann hob Yum Kax seine Stimme und sagte an die anderen gewandt: »Geht nun zusammen das Flussufer entlang. Da werdet ihr finden, was ihr sucht. Ich muss euch nun verlassen. Meine Aufgabe ist erfüllt. Viel Glück!«
Der Maya-Gott hob das Tampaci aus Jade und verschwand in einer schillernden Wolke. So unerwartet, wie er ihnen zu Hilfe gekommen war, verschwand er wieder. Mit offenem Mund starrten die Kinder auf die Stelle, wo eben noch die Gottheit gestanden hatte.
Dodo fing sich als Erster wieder und humpelte auf den See mit den Flamingos zu. Begeistert beobachtete er, wie sich die Vögel mit den Schnäbeln die langen weichen Federn glätteten. Ihr süßer Gesang erfüllte die Luft. Fiore machte an einer blauen Orchidee in voller Blüte halt und sog ihren köstlichen Duft ein, während Nina und Cesco verblüfft das seltsame Planschen eines großen Krokodils betrachteten. Der Zauberwald war wirklich ein Ort wie aus dem Märchen.
»Cesco, sieh dir das Krokodil an! Es winkt mit einem Bein, als wollte es uns zu sich rufen!«, rief Nina vergnügt.
»Wenn du das sagst, lass uns hingehen«, antwortete der wagemutige Junge und stiefelte los, ohne viel zu sehen.
Das Krokodil wedelte wie ein Hund mit dem dicken Schwanz und spritzte den beiden Freunden, die einigen Sicherheitsabstand zu der ungewöhnlichen Echse hielten, die Gesichter nass.
Als es das Maul aufsperrte, ließ es eine beeindruckende Reihe spitzer Zähne aufblitzen. Nina stieß einen leisen Schrei aus, aber das Krokodil gab ein seltsames Lachen von sich und blinzelte ihnen freundlich zu.
Das lustige Spektakel lenkte auch die Aufmerksamkeit der anderen Freunde auf sich, die herbeiliefen und neugierig zuschauten. Das Krokodil hob erneut ein Bein. Es schien fast, als wolle es den Fluss hinunterzeigen, wo die verworrenen Wurzeln eines kleinen Mangrovenwäldchens ins Wasser ragten.
Die Kinder tauschten einen einvernehmlichen Blick aus: Vielleicht befand sich das, was sie suchten, bei den Mangroven? Sie winkten dem Fröhlichen Krokodil aus dem Zauberwald zu und liefen aufgeregt zu den knotigen Pflanzen. Ungeduldig stieg Nina ins Wasser und watete zwischen den Wurzeln umher. An einer Stelle sah sie vom Boden des Flusses kleine Luftbläschen aufsteigen. Sie rieb sich kurz ihre schmerzenden Augen, tauchte dann den Kopf unter Wasser und stellte fest, dass die Bläschen von einem dicken Blatt an einer langen Wurzel kamen. Nina streckte die Hand aus und riss es ab. Über Wasser betrachtete sie es genauer. Zwei Worte waren auf ihm eingeritzt:
»Gefunden!«, juchzte sie und wedelte vor den Augen ihrer Freunde mit dem Blatt herum. »Es sind die Worte des dritten Geheimnisses! Quaci Polvea! Die müssen wir uns einprägen. Wir brauchen sie, wenn wir das nächste Mal in die Zauberkammer in Karkons Palast gehen. Die Maschine mit dem Geheimnis der Erde ist nicht länger ein Rätsel für uns!«
Nina war zufrieden, obwohl ihre Augen immer noch fürchterlich brannten.
Plötzlich schrie Fiore: »Schaut nur, die Schwalben fliegen wieder!«
Ein Schwarm kleiner schwarzer Vögel stieg hoch in den Himmel. Überglücklich klatschten die Kinder in die Hände. Ein Teil der Mission war ihnen schon gelungen: Die Gedanken der Kinder hatten ihre Reise wieder angetreten. Aber nun mussten sie das dritte Geheimnis endgültig befreien. Und um dies zu tun, mussten sie schnell nach Venedig zurückkehren.
Nina watete mit dem wertvollen Blatt stolz ans Ufer. Sie warf einen Blick auf ihre rechte Hand. »Der Stern ist nicht mehr schwarz! Nur eine der fünf Spitzen ist immer noch dunkel.« Misstrauisch runzelte sie die Stirn. Die Freunde betrachteten ernst ihre Hand.
»Er war doch schon vor der Reise so«, stellte Roxy fest.
»Ja, das stimmt.
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