Witcher, Moony - Nina - Und der Fluch der Maya

Entartungspulver zu stehlen.
    »Sie wusste also von meinem geheimen Versteck auf der Insel und von dem Pulver! Sie weiß alles!«, zischelte er und reckte den Hals. »Diese verfluchten Kinder haben mich in die Enge getrieben. Alle geheimen Schriftstücke, die meine Zugehörigkeit zur Dunklen Magie beweisen, sind bei ihnen. Sie haben mir mein Lebenselixier gestohlen. Und Karkon hat nichts getan, um dies zu verhindern!«
    Er schloss die Tür des achten Zimmers und ließ sich auf den Thron fallen. Geistesabwesend strich er über seine silbrig-grünen Federn und kniff die Augen zusammen. Er war gern Schlange, aber ohne das Entartungspulver würde er nicht wieder Mensch werden können, und den Vorrat in Mexiko hatte er bei seinem Besuch aufgebraucht. Innerhalb von dreißig Tagen würde er sterben. So war es mit dem Blutpakt besiegelt, den er vor Hunderten von Jahren geleistet hatte.
    Obwohl er fürchterlich wütend auf Karkon war, hatte er keine Wahl. Nur der Graf würde ihm helfen können, sich wieder den blauen Vintaber zu beschaffen, den er zur Herstellung einer neuen Portion Entartungspulver brauchte.
    Dann blähte er seinen Hals auf. Er dehnte seinen riesigen Mund und würgte eine weiche glibberige Kugel heraus, die auf dem Boden zerplatzte. Aus der gallertartigen Masse schlängelte sich ein Natternpaar heraus. Die schlanken schwarzen Schlangen glitten geschmeidig zum Bürgermeister und erwarteten seine Befehle.
    »Begebt euch zum Palazzo Ca’ d’Oro und richtet Karkon aus, er soll sofort herkommen. Es ist dringend.«
    Die Nattern beugten gehorsam den Kopf und krochen unter dem Türspalt aus dem Haus aus schwarzem Onyx zum Ufer der Isola Clemente. Sie tauchten in das kalte Wasser der Lagune und schwammen ungestört bis an ihr Ziel.
    Nach etwa einer Stunde waren sie in den Katakomben des Palastes und schlängelten sich die Wasserrohre empor bis ins K-Labor.
    Der Graf saß am Computer und schimpfte aufgebracht vor sich hin. »Tupac antwortet nicht! Die Verbindung ist unterbrochen. Wie ist das möglich?«
    »Mein Herr, bitte regen Sie sich nicht auf«, versuchte Visciolo, der bucklige Diener, ihn zu beschwichtigen.
    Karkon wandte sich wütend zu ihm um. Da sah er aus den Augenwinkeln in einer Ecke des Zimmers die zwei Schlangen. »Was macht ihr denn hier? Was wollt ihr von mir?«
    »Die gefiederte Schlange schickt uns. Sie erwartet Euch auf der Isola Clemente. Es ist dringend«, zischelten die glitschigen Nattern im Chor.
    »LSL ist schon zurück? Aber das ist nicht möglich! Tupac hat mir noch nichts davon mitgeteilt!«, rief Karkon und stand ruckartig auf.
    »Herr, vermutlich ist in Mexiko doch etwas Schlimmes vorgefallen«, brachte der Einäugige mit gesenktem Blick hervor.
    »Ach, sei doch still, du Unglücksrabe! Wenn du den Mund aufmachst, bringst du nichts als Verderben. Geh und mach das Boot klar.«
    Wenige Minuten später stieg Karkon auf das von Visciolo gesteuerte Motorboot. In gereizter Stimmung kam er auf der Insel an.
    Als er die achte rote Tür öffnete und in das Zimmer trat, zuckte er unmerklich zusammen. Er hatte nicht erwartet, LSL in dieser monströsen Gestalt zu begegnen. Auch Visciolo erschrak und ließ sich instinktiv auf die Knie fallen.
    »Marquis! Aber Sie ... Sie sind noch ...?« Karkon verstummte und riss erstaunt die Augen auf.
    »Was soll ich tun? Ich kann mich nicht mehr in einen Menschen verwandeln. Nina und ihre biestigen Freunde haben das Fass mit dem Entartungspulver gestohlen. Und vom blauen Vintaber ist auch nichts mehr übrig. Ich kann mir also nicht einfach neues Zauberpulver herstellen. Wissen Sie, was das bedeutet? Wenn ich nicht innerhalb von dreißig Tagen sechs Löffel von der alchimistischen Substanz esse, werde ich sterben. Und Sie, lieber Graf, wo waren Sie? Sie haben nicht in dem Maße aufgepasst, wie Sie sollten!« LSLs Stimme war laut geworden.
    »Ich war im Palast. Ich musste mich um den geflügelten Löwen kümmern. Er ist wieder zu Stein geworden. Ich versichere Ihnen, lieber Bürgermeister, es war sicher nicht meine Absicht...«
    LSL unterbrach ihn unwirsch, stand auf und reckte den Hals nach vorn. »Der geflügelte Löwe ist wieder zu Stein geworden? Wie ist das möglich?« Die gefiederte Schlange regte sich immer mehr auf.
    Karkon breitete hilflos die Arme aus und rief: »Nina! Es muss ihr Werk sein!«
    »Das ist doch Irrsinn. Dieses Mädchen ist wirklich verteufelt! Sie muss sofort beseitigt werden. Mein lieber Graf, Sie haben nicht die blässeste Ahnung, was in