Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
meinem kleinen Buben noch existieren.
Oder, wenn sie existieren, wo.
Aus der Zeit gefallen.
Ich habe Schnappschüsse von Simon, selbstverständlich. Eine Zeit lang war einer davon in einem Rahmen auf dem Tisch neben meinem Bett.
Aber recht plötzlich habe ich keine Lust mehr weiterzumachen mit diesem Tippen. Vorerst.
Ich habe nicht getippt, seit vielleicht drei Stunden.
Alles, was ich zu tun vorhatte, wirklich, war zur Quelle zu gehen, um Wasser zu holen. Aber nachdem ich den Krug gefüllt hatte, habe ich mich entschieden, einen Spaziergang in die Stadt zu machen.
Der Krug ist in Wirklichkeit ein Marmeladenglas. Auf dem Nachhauseweg vergaß ich, dass ich ihn zurückgelassen habe, und so werde ich zurück hinausgehen müssen.
Das ist wirklich keine schwierige Aufgabe. Und es weht eine frische Brise.
In der Stadt habe ich in dem Hafenbecken Boote angeschaut.
Während ich dort war, habe ich auch begriffen, dass es eine Erklärung dafür gibt, warum so viele Menschen vergessen, dass Das letzte Abendmahl ein Gemälde eines Pessachmahles ist. Zweifellos.
Die Erklärung dafür ist, dass sie wirklich vergessen, dass jeder in dem Gemälde Jude ist.
Für eine längere Periode in der Villa Borghese stand ich gegenüber einer Giebel-Schnitzerei, die Kassandra zeigt, wie sie vergewaltigt wird. Ihr Haar ist wunderbar wild, für anonymen Stein.
Kassandra und Helena, beide, haben den Trojanern gesagt, dass Griechen in dem hölzernen Pferd sind. Keiner von beiden hat man Beachtung geschenkt. Natürlich.
Durchaus möglich, dass ich die Hafenbecken vorher noch nicht erwähnt habe. Möglicherweise gibt es mehrere, in der Nähe.
Sehr wenige Boote scheinen noch seetüchtig zu sein.
Doch habe ich auch selten noch irgendwelche Anwandlungen in dieser Hinsicht.
Einmal jedoch bin ich nach Byzanz gesegelt. Womit ich Istanbul meine.
Doch wie ich mich wirklich fortbewegt habe, nach dem Überqueren der Beringstraße, war mittels verschiedener Autos, quer durch Sibirien. Als Nächstes der Wolga folgend nach Süden, bis ich mich auf den Weg nach Troja machte.
Bis Konstantinopel nur noch ein wenig abseits meines Weges lag.
Hin und wieder habe ich es bereut, dass ich nicht nach Moskau und Leningrad weiterfuhr, andererseits. Insbesondere, da ich nie in der Eremitage gewesen bin.
Und, um die Wahrheit zu sagen, ich bin überhaupt nie gesegelt, wenn man es recht bedenkt.
Jedes Boot, das ich benutzt habe, hatte einen Motor.
Das schließt kaum meine Ruderboote ein. Natürlich.
Mit denen ich selten mehr getan habe, als darin dahinzutreiben.
Obwohl ich ernsthaft über die Idee nachdachte, über die Brecher hinauszurudern in der Nacht, in der mein Haus niederbrannte, wirklich, als es mir schlagartig eingefallen war, mich zu fragen, von wie weit draußen die Flammen zu sehen wären.
Zweifellos wäre ich nicht annähernd weit genug hinausgerudert, auch wenn ich es getan hätte, da man sicherlich über den Horizont selbst hätte hinaus rudern müssen.
Was das betrifft, hätte man wirklich so weit hinausrudern können, dass die Flammen überhaupt außer Sichtweite waren und doch ihr Glühen noch gegen die Wolken zu sehen war.
Was besagen soll, dass man dann das Feuer umgedreht gesehen hätte. Sozusagen.
Und nicht einmal das Feuer, sondern nur ein Abbild des Feuers.
Möglicherweise waren keine Wolken am Himmel. Allerdings.
Und in jedem Fall hatte ich eh kein Ruderboot mehr.
Jetzt schaue ich, jedes Mal, wenn ich zum Strand gehe, nach, um mich zu vergewissern, dass das neue Ruderboot an seinem Platz ist.
Tatsächlich habe ich vor wenigen Augenblicken nachgeschaut, als ich aus der Stadt gekommen bin.
Vielleicht habe ich nicht erwähnt, dass ich aus der Stadt zurückgekommen bin auf dem Weg über den Strand, anstelle des Weges, den ich auf dem Hinweg genommen hatte, über die Straße.
Das würde erklären, warum ich mich nicht daran erinnerte, meinen Krug mit hereinzunehmen, den ich an der Quelle gelassen hatte.
Häufig neige ich dazu, an mein Marmeladenglas als einen Krug zu denken. Zweifellos nur, weil ein Krug eher etwas hat, das man zu einer Quelle tragen möchte.
Doch vielleicht ist ein anderer Grund, weswegen ich mich nicht erinnert habe, der, dass ich mich irgendwie müde fühle.
In Wirklichkeit fühle ich mich nicht müde. Wie ich mich fühle, ist nicht ganz ich selbst.
Nun, was ich vielleicht wahrheitsgemäßer fühle, ist eine Art Depression. Die ganze Sache ist ziemlich abstrakt, an diesem Punkt.
Auf jeden Fall, ich
Weitere Kostenlose Bücher