Wo bist du und wenn nicht wieso
gute Begegnung gesorgt haben.
Schauen wir uns die beiden Minimalanforderungen für eine gute Begegnung, »sich verstehen« und »gern zusammen sein«, näher an.
Sich verstehen
Wann spricht man davon, sich zu verstehen? Das Wort selbst gibt einen Hinweis darauf: Um jemanden zu verstehen, muss man sich an seine Stelle begeben und seinen Standpunkt einnehmen. Wer sagt »Ich verstehe dich« sagt im Grunde »Wenn ich mich an deine Stelle versetze, kann ich nachvollziehen, was du erlebst«. Mit der Zusicherung »Ich verstehe dich« bestätigt man sein Gegenüber, dessen Gefühle, Gedanken, Einstellungen oder Verhalten. Diese Bestätigung bedeutet auf sozialer Ebene »Du gehörst zu uns«, auf persönlicher Ebene »Ich akzeptiere dich« oder sogar »Ich mag dich«, in jedem Fall aber »Ich wertschätze dich« oder »Ich achte deine Einstellung«.
Sich verstanden zu fühlen ist ein stark bindender Faktor in menschlichen Beziehungen, und das gilt erst recht für sich anbahnende Beziehungen. Aber wodurch entsteht das Gefühl, verstanden zu werden? Dafür ist eine verbale Äußerung wie »Ich verstehe dich« gar nicht nötig. Das Gefühl entsteht nämlich auf vielfältige Weise. Beispielsweise, indem man jemandem einfach nur zuhört. Oder ihm auf die Schulter klopft. Oder mit ihm lacht. Oder mit ihm Zeit verbringt. Indem man an seinen Geschichten und Erzählungen interessiert ist. Solches und anderes Verhalten lässt auf der anderen Seite das Gefühl entstehen, verstanden zu werden.
Drehen wir das Ganze um. Wenn man dem Gegenüber nicht zuhört oder durch Gesten oder das Verhalten keine Anteilnahme signalisiert, wenn man sich also nicht spürbar oder sichtbar in seine Lage versetzt, fühlt der andere sich alsbald unverstanden. Und wer sich unverstanden wähnt, der fühlt sich fast automatisch abgelehnt. Genau das ist passiert, als der Mann den Zettel aus der Tasche zog. Die Frau fühlte sich unverstanden, weil der Mann nicht mit ihr war. Er hat sich nicht in ihre Lage versetzt, sondern wollte völlig unvermittelt zu seiner Sache, dem Erwartungsabgleich, kommen. Nicht anders ging es dem Mann, der einen Aufsatz über einen typischen Tagesablauf schreiben sollte. Auch hier hat sich die Frau nicht für ihn interessiert, sondern wollte ihr eigenes Anliegen durchsetzen. Die Begegnungen wurden schlecht – und damit auch die Gefühle.
Beim Thema Beziehung geht es in erster Linie um Gefühle, also nicht um Fakten, sondern um emotionale Eindrücke. Es geht auch nicht darum, jemanden objektiv zu verstehen. Es geht darum, am anderen interessiert zu sein und ihm ein Gefühl zu geben, den Eindruck nämlich, ihn zu verstehen. Konkret heißt das: zuhören, nachfragen, Interesse zeigen.
Gern zusammen sein
Kommen wir zur zweiten Minimalanforderung, dem gern Zusammensein. Wann ist man gern mit jemandem zusammen? In einer Paarbeziehung sind die Gründe dafür vielschichtig, in einer Begegnung potenzieller Partner reichen Sympathie und Akzeptanz dafür aus. Da ein wenig Sympathie schon vorhanden ist, kommt es jetzt auf die gegenseitige Akzeptanz an. Der Begriff wird oft falsch verstanden, nämlich als Zustimmung, obwohl etwas anderes damit gemeint ist, nämlich Anerkennung.
Den anderen zu akzeptieren erfordert nicht, seinen Standpunkt zu teilen, seiner Meinung zu sein, ihm zuzustimmen oder seine Gefühle nachzuvollziehen. Es erfordert anzuerkennen , dass er einen eigenen Standpunkt oder bestimmte Empfindungen und Gefühle hat. Akzeptanz besteht in der Anerkennung von Tatsachen. Dass zwei Menschen neben ähnlichen auch unterschiedliche Gefühle und Meinungen haben, ist eine solche Tatsache.
Den anderen anerkennen
Anerkennung zu geben ist eine leichte Aufgabe, wenn man gleicher Ansicht ist. Dann sagt man vielleicht: »Das sehe oder empfinde ich genauso«, es stellen sich womöglich gute Gefühle ein und man kommt sich näher. Doch auch, wenn man unterschiedlicher Ansicht ist oder unterschiedliche Empfindungen hat, kann man das Gegenüber anerkennen. Beispielsweise indem man sagt: »Da sind wir offensichtlich unterschiedlicher Meinung« oder »Das empfinden wir offenbar verschieden«. Anschließend vermeidet man Diskussionen darüber, ob die eine oder andere Seite Recht hat. Stattdessen tauscht man sich über Meinungen und Sichtweisen aus, wobei Neugierde auch hier der Schlüssel zu einem guten Kontakt ist.
Wenn der potenzielle Partner beispielsweise mit der Tür ins Haus fällt und gleich Sex fordert, kann man sagen: »Sex scheint dir
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