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Wo bist du

Wo bist du

Titel: Wo bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ein.
    »Wie bringst du es fertig, jedes Mal diesen Tisch zu bekommen?« »Erstens, weil du mich ganz am Anfang darum gebeten hast, und zweitens weil ich talentiert bin. Ich hatte dich schon mit der letzten Maschine erwartet. Und so sonderbar es erscheinen mag - der Tisch war nie besetzt, wenn ich kam.«
    »Die Leute wissen, dass er uns gehört.«
    »Womit fangen wir heute an - mit der Begutachtung der äußeren oder der inneren Werte?«
    »Habe ich mich diesmal so verändert?«
    »Nein, du hast nur ganz einfach das Gesicht von jemandem, der eine längere Reise hinter sich hat.«
    Der Kellner stellt das gewohnte Eis vor sie hin. Susan lächelt und schiebt es diskret zur Seite.
    »Du siehst gut aus, erzähl mir von dir.«
    »Isst du es nicht?«
    »Ich habe einen verkorksten Magen, der Flug war die Hölle, ein Motor fiel aus, ich hatte Angst.«
    »Und?«, fragt er besorgt.
    »Na, du siehst ja, ich bin da. Irgendwann hat er wieder funktioniert.« »Willst du vielleicht etwas anderes?«
    »Nein, nichts, ich habe keinen Hunger. Du hast mir dieses Jahr nicht oft geschrieben.«
    »Du auch nicht.«
    »Aber ich habe eine Entschuldigung.«
    »Welche?«
    »Ich weiß nicht. Du hast doch immer gesagt, dass ich Entschuldigungen kultiviere. Also muss ich mich von Zeit zu Zeit ihrer bedienen.«
    »Vorwand, ich hatte von Vorwand gesprochen. Was ist los? Muss man dir die Worte aus der Nase ziehen?«
    »Nichts, alles in Ordnung. Und deine Arbeit?«
    »So wie es aussieht, werde ich spätestens in einem Jahr zweiter Geschäftsführer sein. Wir haben im letzten Jahr wirklich tolle Kampagnen auf die Beine gestellt; vielleicht bekomme ich sogar einen
    Preis. Ich habe im Augenblick drei meiner Kampagnen in der Frauenpresse laufen. Ich wurde sogar schon von einem französischen Modehaus angesprochen. Sie wollen mit mir verhandeln, was meine Position in der Agentur natürlich stärkt.«
    »Gut, sehr gut, ich bin stolz auf dich. Auf jeden Fall machst du einen zufriedenen Eindruck.«
    »Und du einen erschöpften, Susan. Du bist doch nicht etwa krank?« »Nein, ich schwöre dir, Philip, ich habe nicht mal einen kleinen Floh. Apropos, hast du im Moment einen >kleinen Floh< ...«
    »Hör auf! Ja, und sie heißt Mary.«
    »Stimmt, ich hatte ihren Namen vergessen.«
    Jetzt schau nicht so verächtlich aus der Wäsche. Ich bin glücklich mit ihr. Wir mögen dieselben Bücher, dieselben Filme, dasselbe Essen und haben auch schon einen gemeinsamen Freundeskreis.«
    Susan verzieht den Mund zu einem spöttischen Lächeln. »Das ist ja wirklich praktisch und scheint mir eine richtige kleine, gesellschaftlich etablierte Beziehung zu werden. Wie aufregend!«
    Sie hebt die Brauen und nähert das Gesicht dem seinen, um gesteigerte Aufmerksamkeit zu demonstrieren, ohne dabei aber ihren ironischen Gesichtsausdruck zu verlieren. »Ich weiß, was du denkst, Susan. Das sieht vielleicht nicht nach großer Leidenschaft aus, aber es tut wenigstens nicht weh. Ich laufe nicht den ganzen Tag mit zusammengeschnürtem Magen herum, weil sie nicht an meiner Seite ist, denn ich weiß, dass ich sie am Abend sehe. Ich starre nicht den ganzen Nachmittag aufs Telefon und frage mich, wer von uns beiden als Letzter angerufen hat. Ich muss nicht Angst haben, weil ich mich bei der Wahl eines Restaurants oder einer Kleidung vergriffen oder etwas gesagt haben könnte, was sie ein vernichtendes Urteil über mich fällen lässt. Bei ihr wache ich morgens nicht mit bangem Herzen auf, denn wenn ich die Augen öffne, liegt sie an mich gekuschelt da. Ich lebe nicht in irgendeiner Erwartung, ich lebe im Augenblick. Sie liebt mich, so wie ich bin. Es ist vielleicht noch keine flammende Liebe, die uns verbindet, aber es ist Zuneigung. Mary teilt mit mir den Alltag, und unser Verhältnis nimmt eine Form an, es existiert.« »Zack, das saß. Und jetzt sieh zu, wie du damit fertig wirst!«
    »Das war nicht gegen dich gerichtet.«
    »Warne mich bitte das nächste Mal, bevor du zuschlägst, denn dafür, dass es keine Absicht war, war es gar nicht schlecht. Ich möchte nicht wissen, wie es sich anfühlt, wenn du es mit Absicht machst. Du sprichst wirklich sehr gut von ihr. Und weiter?«
    Da er den Blick senkt, sieht er nicht den finsteren Ausdruck in ihren Augen, als er ihr ankündigt, dass er Mary heiraten wolle. Sie wischt ihre Tränen mit dem Handrücken ab.
    »Ich freue mich für dich. Es zwickt zwar ein bisschen im Herzen, dich teilen zu müssen, aber trotzdem bin ich wirklich glücklich.«
    »Und

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