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Wo bitte geht's nach Domodossola

Titel: Wo bitte geht's nach Domodossola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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hatte ich mit dieser vermutlich als Sparmaßnahme gedachten Erfindung schwer zu kämpfen. Hatte man sein Zimmer in unmittelbarer Nähe des Fahrstuhls, war es nicht weiter problematisch, lag es jedoch am anderen Ende des Ganges, und Pariser Hotelkorridore können sehr lang sein, mußte man den letzten halben Kilometer in totaler Finsternis zurücklegen, sich mit den Handflächen an den Wänden entlang tastend, und kollidierte unweigerlich mit der Ecke eines Eichentisches aus dem neunzehnten Jahrhundert, der offenbar eigens zu diesem Zweck dort aufgestellt worden war. Hin und wieder griffen die suchenden Finger in etwas Weiches, Haariges, das sich kurz darauf als eine andere Person entpuppte, mit der man, wenn sie Englisch sprach, einige Tips austauschen konnte. Schnell hatte man gelernt, wie der Blitz mit dem Schlüssel in der Hand in Richtung Zimmertür zu rennen. Wollte man das Zimmer dann irgendwann wieder verlassen, fand man sich erneut von finstrer Nacht umgeben und hatte keine andere Wahl, als mit ausgestreckten Armen durch die Dunkelheit zu tappen und zu hoffen, nicht im nächsten Augenblick eine Treppe hinunterzustürzen. Nirgendwo gab es auch nur einen Lichtschalter. Und das konnte kein Zufall sein, das war heimtückische Absicht, woraus ich nur eines schließen kann: Die Franzosen mögen uns nicht. Und das geht auch in Ordnung, denn natürlich werden auch die Franzosen von niemandem besonders gemocht. Wie der Zufall es wollte, hatte ich gerade in einer britischen Zeitung von einer Umfrage gelesen, bei der ans Licht gekommen war, was die leitenden Angestellten des Landes auf dieser Welt am meisten verachten. Die Spitzenreiter auf ihrer Abschußliste waren Gartenzwerge, Plüschtiere in Autofenstern und Franzosen – in dieser Reihenfolge. Ich war begeistert. Von all den Dingen, die unseren Abscheu verdienen, wie die Pestilenz, die Armut, die Tyrannei, Michael Fish, nannten sie Gartenzwerge, Plüschtiere und Franzosen. Ich finde das großartig. Schon bei meinem ersten Aufenthalt in Paris beschäftigte mich ständig die Frage, warum mir überall ein solcher Haß entgegenschlug. Ich stieg aus dem Zug und ging zum Touristen-Informationsschalter am Gare du Nord, wo eine junge Frau in blauer Uniform mich so angewidert ansah, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.
    »Was wollen Sie? « fragte sie, oder zumindest schien sie das zu fragen.
    »Ich möchte ein Zimmer, bitte«, antwortete ich eingeschüchtert.
    »Füllen Sie das aus.« Sie schob mir ein Formular zu.
    »Nicht hier. Da drüben.« Mit einer kurzen Kopfbewegung deutete sie auf einen Tisch in der Ecke, wandte sich dann dem Nächsten zu und sagte:
    »Was wollen Sie? « Ich staunte (ich stamme aus einem Land, in dem jedermann freundlich ist, wo einem sogar die Bestattungsunternehmer einen schönen Tag wünschen, wenn man gerade seine Großmutter zu Grabe trägt), aber ich fand bald heraus, daß in Paris jeder so war. Ging ich in eine Bäckerei, wurde ich von einer massigen, schneckenartigen Kreatur mit einem Blick begrüßt, dem zu entnehmen war, daß wir niemals Freunde werden würden. Bestellte ich dann in holprigem Französisch einen kleinen Laib Brot, starrte mich die Frau aus kalten Augen an und legte einen toten Biber auf den Ladentisch.
    »Nein, nein«, stammelte ich, »keinen toten Biber. Einen Laib Brot. «
    Und die schneckenartige Kreatur wirft mir einen empörten Blick zu, um sich dann an ihre übrigen Kunden zu wenden und ihnen mitzuteilen, daß diese Person hier, dieser American tourist, in ihren Laden kommt und einen toten Biber haben will, woraufhin sie ihm einen toten Biber gibt, und nun will er auf einmal keinen toten Biber mehr, nun will er einen Laib Brot. Und die anderen Kunden sehen mich an, als hätte ich soeben versucht, in ihre Handtaschen zu furzen. Was bleibt einem da anderes übrig, als sich davonzuschleichen und sich mit dem Gedanken zu trösten, daß man ja in vier Tagen in Brüssel ist und dann vermutlich auch wieder etwas zu essen bekommen wird?
    Und noch etwas an den Franzosen ist mir bis heute ein Rätsel: ihre Undankbarkeit. Da wir es waren, die sie befreit haben – und, seien wir ehrlich, die französische Armee wäre doch nicht einmal in der Lage gewesen, eine weibliche Hockeymannschaft zu schlagen –, müßten sie doch eigentlich jedem alliierten Besucher ihres Landes mindestens ein Gratisgetränk im Pigalle und eine Freikarte für den Eiffelturm spendieren. Aber sie danken es uns nicht. Ich habe Belgier und Holländer

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