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Wo bitte geht's nach Domodossola

Titel: Wo bitte geht's nach Domodossola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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von Leuten bahnen muß, die sich vor Lachen den Bauch halten und sich das Wasser aus den Augen wischen. Also trottete ich weiter. Als ich gerade ernsthaft in Erwägung zog, meine Frau anzurufen, um sie zu bitten, zu kommen und mich zu suchen, da bog ich um eine Ecke und stand zu meiner großen Überraschung vor dem Manneken-Pis, der kleinen, rundlichen Statue eines nackten, pinkelnden Jungen, dem frivolen Wahrzeichen der Stadt. Und plötzlich wußte ich, wo ich war, und all meine kleinen Sorgen lösten sich in Luft auf. Aus lauter Übermut kaufte ich mir in einem der 350 Souvenirläden der Straße einen Manneken-PisKuchenteller und eine Familienpackung Toblerone, und sofort ging es mir noch besser. Eine Viertelstunde später lag ich auf dem Bett eines Zimmers im Hotel Adolphe Sax, die Schuhe noch an den Füßen (die Freiheit, sich nach Herzenslust gehen lassen zu können, ist eine der kleinen Annehmlichkeiten des Alleinreisens), biß mir die Zähne an der Toblerone aus (wer hat das Zeug bloß erfunden?) und verfolgte das Nachmittagsprogramm auf BBC I – eine Podiumsdiskussion mit Leuten, die entweder impotent waren oder aus Wolverhampton stammten oder unter einem anderen persönlichen Schicksalsschlag zu leiden hatten, dessen konkrete Wesensart mir inzwischen entfallen ist. Nach einer halben Stunde hatte ich mich soweit erholt, daß ich mich wieder in die Stadt hinauswagen konnte. In Brüssel steige ich immer im Sax ab, weil man dort BBC I empfangen kann und weil das Hotel so interessante Fahrstühle hat, ein Aspekt, an den ich mich wieder erinnerte, als ich im Korridor vor einem leuchtenden Abwärts-Knopf stand, den »Waiting for the Elevator«Song vor mich hin summte (»Doo dee doo dee doo dee doo doo«) und mir die Zeit mit der müßigen Überlegung vertrieb, warum die Teppiche in Hotelfluren immer so häßlich sein müssen.
    Im großen und ganzen hat man in Europa von Fahrstühlen keine Ahnung. Selbst in den neueren Gebäuden sind sie fast ausnahmslos unerträglich langsam, und oft fehlt eine bestimmte Vorrichtung, die man anderswo für absolut unentbehrlich halten würde – zum Beispiel eine Innentür, was recht unangenehme Folgen haben kann, wenn man sich einmal geistesabwesend nach vorn beugt. Doch selbst in Europa zählen Aufzüge wie die im Sax zu den Ausnahmen.
    Steigt man ein, um sich zum Frühstück ins Erdgeschoß befördern zu lassen, muß man feststellen, daß der Lift, ohne entsprechende Instruktionen erhalten zu haben, nicht nur an der Empfangshalle, sondern ebenfalls an der Tiefgarage und am ersten Untergeschoß vorbeirauscht, um in einem nicht verzeichneten zweiten Untergeschoß zum Stehen zu kommen. Dort öffnen sich kurz die Türen und geben den Blick auf einen dampfenden Raum voller schuftender Kulis frei. Während man sinnloserweise an den Knöpfen herumspielt, die offensichtlich nicht angeschlossen sind, klappen die Türen wieder zu, und mit einem plötzlichen Energieschub schießt der Fahrstuhl aufwärts in den elften Stock, mit einer Geschwindigkeit, bei der einem das Gesicht zu zerrinnen scheint. Oben angekommen, verharrt er für eine halbe, hoffnungsvolle Sekunde, sackt drei Meter ab, bleibt wieder stehen und fällt dann im freien Fall bis zur Empfangshalle. Man steigt aus. Blut tropft aus den Ohren. Und mit all der Würde, die man aufzubieten vermag, betritt man den Speisesaal. Daher können Sie sich wohl vorstellen, wie erleichtert ich war, als mich der Fahrstuhl ohne Zwischenfälle ans Ziel brachte, von einem unplanmäßigen Stop im zweiten Stock und einem kurzen, aber nicht unangenehmen Ausflug in den vierten einmal abgesehen. Brüssel, das muß einmal gesagt werden, eignet sich nicht besonders für Streifzüge. Zwar genoß ich es nach Paris, endlich wieder eine Straße überqueren zu können, ohne das Gefühl haben zu müssen, auf mein Hinterteil sei eine Zielscheibe gemalt, doch nach ein paar Runden um den Grand Place und einem Blick auf das Angebot an Schokolade und Spitzen (etwas anderes verkaufen sie in Brüssel scheinbar nicht) in den Schaufenstern von zwei oder drei der zahllosen Läden ertappt man sich nach einem Blick auf die Uhr unwillkürlich bei der Frage, ob es um Viertel vor zehn am Vormittag wohl noch zu früh sei, um sich dem Alkohol zu ergeben. Ich entschied mich vorerst für eine weitere Runde um den zweifellos reizvollen Grand Place. Dieser wohlproportionierte, kopfsteingepflasterte Platz ist das Herz der Stadt und umgeben von prachtvollen Bauwerken: dem wahrlich

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