Wo bitte geht's nach Domodossola
Salami und triefend vor Olivenöl. Doch als ich gerade die Tür erreichte, schloß der Wirt ab. Niedergeschlagen ging ich ins erstbeste Hotel. Es war ein moderner Betonklotz, dem ich schon von außen ansah, daß mich die Nacht teuer zu stehen kommen würde. Außerdem verstieß es gegen meine Grundsätze, in einem Hotel von so außerordentlicher Häßlichkeit abzusteigen, vor allem in einer so historischen Stadt wie Florenz, aber müde und hungrig wie ich war, schob ich meine Prinzipien beiseite.
Die Empfangsdame nannte mir die haarsträubende Summe, die mich eine Übernachtung im Einzelzimmer kosten würde, ich akzeptierte mit einer resignierenden Handbewegung und wurde von einem 112-jährigen Hoteldiener auf mein Zimmer geführt. Wir stiegen in den langsamsten Fahrstuhl der Welt, und während der zweitägigen Fahrt in den fünften Stock wußte der Mann zu berichten, daß das Hotelrestaurant bereits geschlossen war und daß es einen Zimmerservice in diesem Haus nicht gab. Die Bar sei allerdings noch fünfunddreißig Minuten geöffnet, und dort bekäme ich mit etwas Glück noch eine Kleinigkeit zu essen, was er mir jedoch keineswegs garantieren könne.
Ich mußte dringend pinkeln, und ebenso dringend mußte ich in die Bar, doch der Hoteldiener meinte, mir alles im Zimmer vorführen zu müssen, und forderte mich auf, ihm zu folgen, während er mir zeigte, wie Dusche und Fernseher funktionierten und wo sich der Kleiderschrank befand. »Vielen Dank, den Schrank hätte ich ohne Sie bestimmt nie gefunden«, sagte ich, steckte ihm ein paar Tausend-Lire-Scheine in die Tasche und schob ihn mehr oder weniger zur Tür hinaus. Ich werde ungern so unhöflich, aber noch fünf Sekunden ohne Toilette, und es wäre wie der Versuch gewesen, mit einem außer Kontrolle geratenen Feuerwehrschlauch umzugehen – eine Katastrophe, die ich nur mit knapper Not verhindern konnte. Ich wusch mir das Gesicht, schnappte mir ein Buch und eilte zum Fahrstuhl, drückte den Abwärts-Knopf und sah auf die Uhr. Noch fünfundzwanzig Minuten, bis die Bar schließen würde. Zeit genug für ein Bier und eine Kleinigkeit zu essen, was immer sie hier auch anzubieten hatten. Ich drückte den Knopf ein zweites Mal, summte den »Waiting for the Elevator«-Song und betrachtete im Spiegel in einer Ecke des Korridors kritisch meinen Hinterkopf.
Der Fahrstuhl kam noch immer nicht. Ich beschloß, die Treppe zu nehmen. Während ich die Stufen hinuntersprang, sah ich im Geiste schon ein Bier und ein Sandwich vor mir stehen, doch unten angelangt, fand ich die Tür verschlossen vor. Auf einem Schild las ich die Worte: SOLLTE ES JEMALS EIN FEUER GEBEN, HIER WERDEN SICH DIE LEICHEN STAPELN. Ich stürmte ins Erdgeschoß hinauf, aber auch dort war die Tür verschlossen. Durch ein winziges Fenster konnte ich die Bar sehen. Schummrig und gemütlich lag sie vor mir und war noch immer voller Menschen. Jemand spielte Klavier, und auf den Tischen standen kleine Schälchen mit Erdnüssen und Pistazien. Damit hätte ich mich ja schon zufriedengegeben! Ich klopfte an die Tür, zerkratzte sie mit meinen Fingernägeln, aber niemand hörte mich. Also rannte ich in den ersten Stock und fand die Tür dort unverschlossen, dem Himmel sei Dank. Ich ging geradewegs auf den Aufzug zu und hämmerte auf den Abwärts-Knopf ein. Kurz darauf leuchtete der AufwärtsKnopf, die Türen klappten auf und drei japanische Männer in blauen Anzügen standen vor mir. Atemlos gab ich ihnen, so gut ich konnte, zu verstehen, daß ich nicht wie sie nach oben, sondern nach unten fahren wollte, und daß es nichts mit Pearl Harbor oder so zu tun hätte, wenn ich mich nicht zu ihnen gesellte. Wir verbeugten uns mehrmals kurz voreinander, dann schloß sich die Tür. Ich drückte den Abwärts-Knopf, und sofort öffnete sich die Tür wieder, und zum Vorschein kamen die Japaner. Das Ganze wiederholte sich wohl viermal, bis mir schließlich dämmerte, daß ich durch die Betätigung des Abwärts-Knopfes ihre Instruktionen an den Fahrstuhl irgendwie außer Kraft setzte. Also trat ich zurück und ließ sie aufwärts fahren. Ich wartete geschlagene zwei Minuten. Ich ließ meinen Atem zur Ruhe kommen, zählte meine restlichen Reiseschecks, summte den ElevatorSong, sah auf die Uhr – noch zehn Minuten! – und drückte den Abwärts-Knopf.
Prompt öffnete sich die Tür. Und noch immer standen die Japaner da. Kurz entschlossen stieg ich zu ihnen in den Fahrstuhl. Ich weiß nicht, ob es das zusätzliche Gewicht war, das
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