Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
will auch mal was zu sich nehmen, kommt ein Kollege rein: » Ach, ihr hockt doch den ganzen Tag nur rum und schlagt euch die Bäuche voll!«
Ja, täten wir gern. Aber leider ertönt schon wieder der Alarm.
Tod im Rauch
Licht – Gong: Winzererstraße, Feuerwache 1 der Zug, Zimmerbrand, Unterstützung Feuerwache 7
Gleichzeitig mit Walter und Gerhard rutsche ich eine der fünf Stangen runter, die in der Fahrzeughalle enden. Schmidi startet den Wagen. Der Zentralist verteilt die Alarmschreiben, die von der Leitstelle gleichzeitig mit dem Notruf durchgefaxt werden. Auf dem Alarmschreiben sind für uns die wichtigsten Informationen abgedruckt. Neben der Einsatzadresse und dem Einsatzgrund finden sich Angaben zum Stockwerk, wer die Feuerwehr gerufen hat und welche weiteren Feuerwehrfahrzeuge auf dem Weg sind. Außerdem enthält es viele nützliche Tipps, wie wir auf den schnellsten Weg gut vorbereitet zum Notfallort gelangen.
» Alle da?«, fragt unser Gruppenführer.
» Ja«, rufen wir von hinten nach vorne.
Die Stimmung ist angespannt. Dies wird ein ernster Einsatz. Die Feuerwache 7 ist bereits vor Ort und benötigt unsere Unterstützung als Sicherheitstrupp bei einem Brand in einem Mehrfamilienhaus. Vielleicht würden wir von der zweiten Seite einen Löschangriff starten. Der Ablauf ist stets derselbe: Menschenrettung vor Brandbekämpfung. Es kann sein, dass die Kollegen von der Feuerwache 7 noch immer mit der Menschenrettung beschäftigt sind. Vielleicht stehen Personen an den Fenstern des Hauses. In der Regel starten wir einen Innenangriff, stürmen unter schwerem Atemschutz ins Gebäude und löschen das Feuer dort, wo es brennt. Damit wir keine Zeit verlieren, rüsten wir uns während der Anfahrt bereits aus und schlüpfen in die Begurtung des Pressluftatmers, der im Sitz des HLF befestigt ist. Man schnallt ihn sich um wie einen Sicherheitsgurt, und als solcher dient er zusätzlich auch.
Während Schmidi bei Rot über eine Kreuzung fährt, ziehen wir uns die schwarzen Vollgesichtmasken mit Sichtfenster über das Gesicht. Das Fenster trägt den eleganten Namen Panorama Nova, was nichts zu bedeuten hat: Das Gesichtsfeld ist ziemlich eingeschränkt. In der Maske befindet sich eine Innenmaske über Mund und Nase. Damit soll der Totraum verkleinert werden: Nur ein Teil der eingeatmeten Luft erreicht tatsächlich die Lunge. Der Rest steht im luftleitenden System: in Rachen, Luftröhre und Bronchien. Deshalb kann man beispielsweise nicht unbegrenzt tief schnorcheln, sondern nur bis zu einer gewissen Tiefe, der Schnorchellänge. Die Lunge hat nur ein beschränktes Volumen an Luft zur Verfügung, die sie bewegen kann. Wenn Schnorchel und Volumen sich die Waage halten, ist kein Luftaustausch mehr möglich, lediglich eine Pendelatmung. Die verbrauchte Luft schwappt hin und her. Das nennt man Totraum. Luft ist vorhanden, Austausch nicht. Der Sauerstoff verbraucht sich, und es kommt kein frischer nach.
Die Atemschutzmaske ist gewöhnungsbedürftig, da man gegen einen Widerstand ausatmen muss. Angenehm ist das Tragen dieser Überdruckmaske nicht. Man hat das Gefühl, schlecht durchatmen zu können. Das liegt am Widerstand, vor allem, wenn der Lungenautomat, der einen mit Luft versorgt, noch nicht angeschlossen ist. Sobald er läuft, wird es leichter, weil der Widerstand beim Ausatmen dann überbrückt wird. In unseren Flaschen befindet sich kein Sauerstoff, wie oft fälschlich vermutet wird. Wir atmen normale Druckluft, also saubere Umgebungsluft aus einer Sechs-Liter-Stahlflasche mit 300 Bar, tragen also ungefähr 1600 Liter Luft auf dem Rücken. Der Umgang mit der Luft aus der Flasche muss trainiert werden. In der Grundausbildung wird der angehende Feuerwehrler Schritt für Schritt auf diese Ausnahmesituation vorbereitet. Man trägt zuerst nur die Maske und den Pressluftatmer, läuft damit über den Hof, dann mal ein paar Treppenstufen hoch, irgendwann bis ganz nach oben in den siebten Stock im Schlauchturm der Feuerwehrschule. Und dann wieder runter. Und noch mal rauf und runter. So steigert man sich langsam.
Am Ende des Trainings erwartet einen Feuerwehrler in der Ausbildung der Hindernisparcours. Da muss man dann durch einen engen Tunnel voller Schläuche kriechen und krabbeln, über Bretterwände steigen, eine Sprossenwand hochklettern und über lose Teppichrollen laufen, ohne zu stolpern … von einem Hindernis zum nächsten, wie es in jeder Wohnung zu finden ist. Denn im Rauch sieht man nichts. Da ist es
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