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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Wedel
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empfehlenswert, die niedrigste Gangart zu wählen, sprich nah am Boden zu bleiben. Bei starker Rauchentwicklung erkennt man die Hand vor Augen nicht. Eine Taschenlampe bringt nichts. Man würde ein Loch im Boden trotzdem nicht sehen. Und auch keinen bewusstlosen Menschen. Deshalb führt die zweite Stufe des Maskentrainings in die Finsternis. Ohne Sicht im Dunkeln bleibt man gern unten und kriecht auf allen vieren vorwärts, denn der Rauch steigt nach oben. Mit Händen und Füßen wird der Raum abgetastet. Ist da jemand? Die Orientierung bleibt dabei reine Gefühlssache: Immer der Hitze nach. Man krabbelt dorthin, wo es am wärmsten ist.
    Am wichtigsten in einer solchen Extremsituation ist es, zusammenzubleiben. Deshalb hängt man sich auch mit dem Gurt, der zu jeder Feuerwehruniform dazugehört, aneinander. Oder man krabbelt hintereinander. Angenehm ist so ein Einsatz nicht. Es ist heiß und eng, das eigene Atemgeräusch rauscht in den Ohren und erfüllt den ganzen Kopf. Die Verständigung mit den Kollegen, die man ja nicht sieht, ist schwierig. Schreien hilft auch nicht weiter, denn mit der Atemschutzmaske im Gesicht wird die Stimme dabei nur noch undeutlicher. Handzeichen sind keine Alternative, wer soll die in dem Rauch sehen? Eine einfache Zweizimmerwohnung kann einem riesig vorkommen, wenn man sich zentimeterweise vorantastet. Schließlich kennt man sich nicht aus, man war ja noch nie da. Man kann es sich ein bisschen wie in der Hölle vorstellen. In der Hölle nimmt man nicht den rechten Weg, sondern biegt immer erst mal links ab, und so machen wir das in verrauchten Zimmern auch. Das hat sich so eingebürgert, obwohl jeder Brand anders ist.
    Die Wärmebildkamera hilft uns bei der Orientierung und kann Leben retten. Im Feuer stirbt man nicht an den Flammen, sondern an den Rauchgasen. Nach drei Atemzügen tritt bereits Bewusstlosigkeit ein. Ein Weg von mehreren Metern bis zur rettenden Tür ist nicht zu schaffen. Erschwerend kommt hinzu, dass man in einer Ausnahmesituation viel mehr Luft benötigt als sonst. Drei Atemzüge Zeit – das schafft ohne Maske nur einer wie Bruce Willis. Der trägt die schöne langhaarige Frau durch das Flammeninferno, rechts und links stürzen brennende Balken herab, er hat genug Luft für zwei und kann auch noch sprechen: » Halte durch. Ich bring dich in Sicherheit, Baby.« Und das macht der mühelos. Wie durch ein Wunder hält sich die Rauchentwicklung in Grenzen, und das Gebäude explodiert just in dem Moment, wo der Held ins Freie stürmt. In der Realität sieht das leider anders aus, dort stellt der Rauch das größte Problem dar.
    Das Gefährliche am Rauchgas ist seine Mischung aus hochtoxischen Gasen, erst recht, wenn Kunststoffe warm werden. Es gibt kaum einen Ort ohne Kunststoffe, schon gar nicht in Wohnungen: Matratzen, Sofas, Stofftiere, Schränke und alles andere, was schön aussieht, entwickelt bei Wärme Brandrauch. Dieser enthält unter anderem Blausäure, historisch bekannt unter dem Begriff Zyklon B, Kohlenmonoxid, Ruß, Kohlendioxid, Schwefeldioxid und viele weitere giftige Gase. Zuerst muss man husten – zumindest als Mensch, als Held natürlich nicht. Dann holt man noch tiefer Luft, wird schlagartig bewusstlos und hoffentlich schnell von uns oder anderen Rettern gefunden.
    Da Rauch die Eigenschaft hat, sich rasch und findig auszubreiten, kontrollieren wir bei einem Hausbrand sicherheitshalber alle Wohnungen. Durch Kabelschächte oder geöffnete Fenster kann der Rauch von der Brandwohnung aus in andere Wohnungen ziehen und dort Menschen gefährden oder töten, die gar nicht gemerkt haben, dass es woanders brennt. Auch Feuerwehrleute sind ungeschützt nicht gefeit vor dem Rauch. Ein Feuerwehrler im Atemschutzeinsatz hat nicht automatisch Ruhe und Routine gebucht. Das Tragen einer Atemschutzmaske kann Stress erzeugen. Im schlimmsten anzunehmenden Fall erleidet er eine Atemkrise. Betroffene haben das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und atmen immer schneller – sie hyperventilieren. Sanitäter kennen das Phänomen zum Beispiel von einem Robbie-Williams-Konzert, hier zwar weniger bei Maskenträgern, doch umso mehr bei Maskeraträgerinnen. Das schnelle Atmen führt zu einer Verstärkung des Gefühls, keine Luft mehr zu kriegen. Ein Teufelskreis. Im schlimmsten Fall reißen sich die Betroffenen die Maske vom Gesicht. Was beim Üben kein Problem ist, kann im Feuer tödlich enden. Deshalb wird es immer wieder geprobt, damit solche Einsätze routiniert ablaufen.
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