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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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zu Hause vergessen. Pech für Sie.»
    Harri nickte. «Ihr Vater hatte gerade einen Herzinfarkt.»
    Die Frau sah Harri an, und es war augenblicklich klar, dass es ihr leidtat, sich so unmöglich benommen zu haben. «Sie ist bei Burger King.»
    «Danke», sagte Harri.
    In dem Burger King drängten sich die Kunden, und als Harri ankam, stand Beth noch in der Schlange.
    Harri sagte Beth, sie solle sofort mitkommen, und zog das verdutzte Mädchen am Ärmel aus dem Burger King. Auf dem Weg zum Auto erklärte sie ihr, was passiert war. Beth blieb wie erstarrt stehen, als das Wort Herzinfarkt fiel, aber Harri schob sie sanft weiter.
    «Schnall dich an», sagte sie, als sie im Auto saßen. Beth schnallte sich an. «Es wird schon wieder.» Harri freute sich über ihre eigene Beherrschtheit. Weder fuhr sie an die nächstbeste Mauer noch vergaß sie ihren eigenen Namen.
Ich weiß nicht, was die Leute haben. Ich bin doch total stressresistent, wie man sieht.
    Sie trat aufs Gaspedal. Das Auto zog nicht richtig.
    «Harri.»
    «Ja.»
    «Es könnte helfen, wenn du die Handbremse löst.»
    «Okay. Wenn du es sagst.»
    Beth schaltete in Rekordgeschwindigkeit von Schock auf Wut um. Sie beschloss, dass ihre Mutter schuld am Herzinfarkt ihres Vaters war, und zeterte los.
    «Ich hasse sie. Ich hoffe, sie schmort dafür in der Hölle!»
    «Beth!», mahnte Harri.
    «Sie hätte ihn umbringen können!», rief Beth.
    «Oh Beth, wirklich, tu das lieber nicht.»
    «Was soll ich nicht tun?»
    «Jemandem die Schuld zuschieben.»
    «Und warum nicht?»
    «Weil du nicht weißt, worüber du sprichst.»
    «Ich weiß, dass sie eine Affäre hatte und ihm damit das Herz gebrochen hat. Was wir heute erleben, ist nur die physische Manifestation dessen.»
    Was wir heute erleben, ist nur die physische Manifestation dessen. Wer redet denn so?
    «Beth, du kennst nicht die ganze Geschichte von der Trennung deiner Eltern.»
    «Dann erzähl sie mir.»
    «Willst du das wirklich alles wissen?»
    «Ich habe schließlich ein Recht darauf.»
    «Ach ja?»
    «Es ist meine Familie.»
    «Okay. Gut. Dann tu mir einen Gefallen, schließ die Augen.»
    Beth stieß einen vernehmlichen Seufzer aus, bevor sie tat, worum Harri sie gebeten hatte.
    «Jetzt stell dir deine Eltern beim Sex vor. Oder noch besser: Stell dir deine Mutter auf allen vieren vor.»
    Beth riss Mund und Augen gleichzeitig auf. «Harri, was soll das?», schrie sie beinahe.
    «Willst du immer noch alles wissen?», fragte Harri.
    «Nein!», rief Beth.
    «Ich glaube, du hast mich auch so verstanden», sagte Harri, und aus ihrer Stimme klang ein winziges bisschen Selbstzufriedenheit. Beth schwieg.
    «Deine Eltern sind Menschen. Menschen machen Fehler. Deine Eltern haben ihre Probleme, und wenn du Parteiergreifst, obwohl du nur die halbe Wahrheit kennst, hilfst du ihnen bestimmt nicht. Du hast schließlich auch deinen Dad verurteilt und ihm das Leben schwer gemacht, weil du nicht die ganze Geschichte kanntest. Deshalb bitte ich dich jetzt darum, diesen Fehler nicht zu wiederholen. Du solltest dir klarmachen, dass du auch jetzt nicht die ganze Wahrheit kennst, und du solltest niemandem vorschnell die Schuld geben. Du solltest ohnehin aufhören, sie zu beschuldigen, und ihnen verzeihen. Allen beiden verzeihen.»
    «Und du? Hast du damit aufgehört, deine Eltern zu beschuldigen? Hast du ihnen verziehen?», fragte Beth.
    Harri biss sich auf die Unterlippe, während sie daran zurückdachte, wie angespannt und gezwungen die Stimmung bei dem Mittagessen gewesen war, zu dem sie Gloria eingeladen hatte. Ihre letzte, einsilbige Unterhaltung mit Duncan war auch nicht viel besser gewesen.
    «Nein», sagte sie und seufzte.
    «Was erzählst du mir dann hier überhaupt?» Beth warf die Hände in die Luft.
    «Verstehst du, Beth, Erwachsene sind ziemlich gut darin, anderen Leuten Ratschläge zu geben. Leider sind wir aber nicht so gut darin, diese Ratschläge oder die Ratschläge eines anderen zu befolgen, womit sich die Frage stellt, warum zum Teufel wir überhaupt welche erteilen. Es ist so: Wir machen alle Fehler, und das wissen wir, weil wir mitbekommen, dass die Menschen um uns herum Fehler machen. Die Menschheit hat eine gewisse Neigung, sich unvernünftig zu verhalten. Das musst du dir klarmachen, und deshalb bitte ich dich, auf meinen Rat zu hören und ihn zu befolgen. Unterbrich den Kreislauf, Beth.»
    Beth ließ sich gegen die Rückenlehne sinken.
Die Menschheit hat eine gewisse Neigung, sich unvernünftig zu verhalten!

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