Wo Dein Herz Zu Hause Ist
würde, wenn er eines Tages Schwierigkeiten mit seinem eigenen Schwanz hätte.
Sollte ich mir hier vielleicht den Blutdruck messen lassen, wenn ich schon mal da bin?
Aidan war zu dem Schluss gekommen – und war darin bestärkt worden, nachdem er befürchtet hatte, den Mann seiner Freundin sterben zu sehen –, dass bei der Entscheidung zwischen Herz und Schwanz, zwischen Liebe und Sex, am Ende immer das Herz, die Liebe gewinnen würde. Und während er auf einem unbequemen Krankenhausstuhl mit einer Magermilch-Latte in der Hand über das Leben und den Tod nachdachte, hatte er gefunden, dass seine Herz-schlägt-Schwanz-Theorie ein sehr passendes Gleichnis für den Zustand von Andrews Ehe war. Diese großartige Erkenntnis musste er sofort mit seinem neuen, kranken Freund teilen, und ob es nun an Aidans eigener Überzeugtheit lag oder an der Tatsache, dass Andrews Herz noch ein bisschen schwach war und die Medikamente ihm den Kopf vernebelten, jedenfalls klang Aidans Theorie in Andrews Ohren sehr sinnvoll.
Aidan lehnte sich zufrieden auf seinem Stuhl zurück.
Ich habe getan, was ich konnte. Also los, Sue, mach, dass du endlich herkommst.
Sue fuhr die gesamte Strecke zum Krankenhaus mit vierzig Stundenkilometern. Sie schaffte es einfach nicht, stärker aufs Gaspedal zu treten, ihr Fuß schien sich dagegen zu wehren. Man hätte fast sagen können, dass sie nicht selbst bis zum Parkplatz des St. James fuhr, sondern dass sie von ihrem Auto hingefahren wurde. Sie stellte denWagen ab, und als sie die Hände vom Steuer nahm, fiel ihr auf, dass sie zitterte. Vor dem Aussteigen musste sie sich ein paar Tränen wegwischen, und danach war sie froh um den plötzlichen Regenschauer, der sie durchnässte. Andere Leute hielten sich Zeitungen und Handtaschen über den Kopf und rannten eilig ins Trockene, doch Sue konnte sich nicht einmal dazu bringen, wenigstens ein bisschen schneller zu gehen. Sie war von einer Leiter gestiegen, und die Geschwindigkeit, mit der ihre Welt sich drehte, war um ein paar Gänge heruntergeschaltet worden.
Am Empfang fragte sie stotternd nach der Notfallaufnahme. Dort angekommen, hatte sie Probleme, der zuständigen Krankenschwester die Worte «Frau» und «Andrew Shannon» zu sagen, bei denen sie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre.
Genau wie Aidan vor ihr musste sie sich erst einen Augenblick sammeln, bevor sie den Vorhang zur Seite schob, hinter dem der Herzpatient lag, der ihr Ehemann war.
Als Andrew sie erblickte, fiel ihm auf, dass sie noch schlechter aussah als er selbst.
Es bedeutet ihr doch noch etwas. Es bedeutet ihr noch etwas.
Er bemerkte, dass ihre Hände zitterten, obwohl sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, indem sie sich an ihre Handtasche klammerte.
Sue rang sich ein Lächeln ab, doch es geriet sehr jämmerlich.
Meine Güte
, dachte Aidan und stand auf.
Susan sieht furchtbar aus
. Er führte sie zu dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte. Wortlos ließ sie sich darauf sinken. Er beugte sich über sie. «Möchtest du einen Kaffee?», fragte er fürsorglich. «Ich kann dir einen bringen. Sie haben unten einen sehr guten Coffee-Shop.»
«Es geht schon», sagte sie, und trotz ihres Schocks bekam sie mit, dass etwas nicht stimmte.
Mist
, dachte Aidan.
Vielleicht sage ich einfach, dass ich selbst einen Kaffee möchte, nein, besser einen Saft. Kaffee ist bestimmt nicht gut bei erhöhtem Blutdruck. Ich hole mir einen Saft, und dann gehe ich
. «Ich gehe mir einen Saft holen. Soll ich dir einen mitbringen?»
«Nein.»
«Na gut.» Er war schon fast draußen, als sie fragte.
«Aidan?»
«Ja.»
«Was machst du eigentlich hier?»
Aidan sah Andrew an, doch der schüttelte den Kopf. Aidan verließ die beiden ohne ein weiteres Wort, und statt sich einen Saft zu holen, verließ er das Krankenhaus und rief sich eine Taxe.
Harri betrat die Boutique und sah sich suchend um. Sie konnte Beth nirgends entdecken. Also ging sie zum Verkaufstresen. Die Frau, die gerade eine neue Bonrolle in die Kasse einlegte, tat so, als würde sie Harri nicht bemerken.
«Ich suche Beth Shannon.»
«Sie ist in der Pause», sagte die Frau, ohne Harri auch nur anzusehen.
«Wissen Sie vielleicht, wo sie die Pause verbringt?», fragte Harri und bemühte sich darum, höflich zu bleiben.
«Nein», gab die Frau kühl zurück.
«Aber eine Idee haben Sie doch bestimmt, oder?»
«Wissen Sie, das Mädchen ist schließlich nicht meine Leibsklavin, und meine Wahrsagerkugel habe ich heute leider
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