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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Schreck habe ich erst einmal aufgelegt, aber dann habe ich noch einmal angerufen und zugesagt.»
    Sie wartete auf eine Reaktion, doch ihre Eltern schwiegen.
    «Ich möchte ihn kennenlernen», sagte sie.
    «Natürlich möchtest du das», sagte Duncan nickend. «Das ist nur allzu verständlich.»
    Gloria schwieg immer noch.
    «Mum?»
    Da nickte Gloria und stand mit einem Lächeln auf. «Kannst du mir bitte deinen Teller herübergeben, Liebling? Das Geschirr wäscht sich nicht von selbst!» Dann fing sie an, die Teller zusammenzustellen, und machte damit deutlich, dass das Gespräch beendet war.
     
    Vom Schrecken darüber, dass der Blutdruck ihres Mannes enorm überhöht war und darin die Ursache sowohl für seine erektile Dysfunktion als auch für seinen Herzinfarkt bestand, war Sue schwindelig geworden.
    «Erektile Dysfunktion?»
    «Ja», hatte der Arzt bestätigt.
    «Erektile Dysfunktion», hatte sie wiederholt.
    «Mrs.   Shannon, ich gehe davon aus, dass Ihnen bekannt ist, dass Ihr Gatte seit   …», er warf einen Blick inseine Unterlagen, «…   drei Jahren an ED leidet. Wir leiten jetzt eine Behandlung zur Senkung des Blutdrucks ein, die natürlich auch eine Diät, ein Bewegungsprogramm und so weiter beinhaltet. Zuerst kümmern wir uns um das Herzproblem und dann um die ED.»
    «Erektile Dysfunktion», sagte sie noch einmal und nickte. «Aha. Danke.»
    Sie ließ den Arzt, der mit seinen Ausführungen noch nicht fertig war, einfach stehen.
Es kann jeden treffen
.
    Dass eine Frau ihren Mann verprügeln wollte, während er hilflos an einen Herzmonitor angeschlossen in einem Krankenhausbett lag, war wohl eher ungewöhnlich, aber Sue hätte genau das am liebsten getan. Als der Arzt ihr erklärt hatte, dass Andrew unter ED litt, gab es plötzlich eine Erklärung für all die Probleme, die sie seit drei Jahren hatten.
Wie konnte ich nur so dumm sein? Moment mal! Wie konnte er nur so dumm sein? Und so grausam. Ich habe geglaubt, er interessiert sich nicht mehr für mich.
    Zur Beruhigung trank sie einen Saft aus Sellerie, Apfel und Karotten, von dem das Mädchen an der Saftbar behauptete, er habe eine entspannende Wirkung. Das Mädchen hatte offenbar die Wahrheit gesagt, denn als Sue anschließend bei ihrem Mann am Bett saß, war ihr Drang, ihn zu verprügeln, verschwunden, und eine tiefe Traurigkeit war an seine Stelle getreten.
    «Es tut mir leid», sagte er. «Es tut mir unendlich leid.»
    «Du hast unsere Ehe kaputtgemacht, bloß weil es dir zu peinlich war, darüber zu reden», sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
    «Ich weiß», murmelte er. «Ich weiß genau, was ich getan habe.»
    «Ich dachte, es liegt an mir», sagte sie. «Ich dachte, du findest mich nicht mehr begehrenswert.»
    «Ich war eben dumm.»
    «Dumm, eitel, feige und lächerlich», sagte sie.
    Er nickte und musste fast über ihre Aufzählung lächeln. Wenn sie ihn beschimpfte, bestand vielleicht doch noch Hoffnung.
    «Sue.»
    «Aber du hattest deine Chance. Du hattest ungezählte Chancen. Und jetzt habe ich dich verlassen.»
    «Trotzdem bist du gekommen», bemerkte er.
    «Nur wegen Beth.»
    «Beth ist aber inzwischen schon wieder zu Hause und schläft.»
    «Und Keith?», sagte sie und behielt ihn so genau im Auge, dass sie wahrnahm, wie er fast unmerklich zusammenzuckte.
    «Ich verzeihe dir, wenn du mir auch verzeihst.»
    «Das ist ja äußerst großzügig von dir», sagte sie wütend.
Das ist alles nur deine Schuld. Der ganze verdammte Mist. Nichts davon wäre passiert, wenn du den Mund aufgemacht hättest. Du kannst mich mal, Andrew!
    «Ich weiß, dass du sauer bist.»
    «Oh, hier haben wir es ja mit einem richtigen Blitzmerker zu tun!»
    Andrew wagte ein kleines Lachen. Er liebte es, wenn seine Frau sarkastisch reagierte, und sie hatten schon lange nicht mehr so miteinander gesprochen.
    «Lach nicht.»
    «Sorry.»
    Und da wurde ihr mit einem Mal bewusst, dass sie sich trotz all des Ärgers und der Vorwürfe gerade zum erstenMal seit Urzeiten wieder auf Augenhöhe begegneten. Sie hatten beide Fehler gemacht und waren beide Opfer.
Interessant
. Ebenso interessant war, dass sich ihre Tochter auf eine Art verhielt, die man nett, taktvoll, ja geradezu fürsorglich nennen konnte.
    «Bist du hungrig, Mum?» «Ich habe dir ein Sandwich mitgebracht, nur für den Fall.» «Du siehst müde aus, soll ich dich ablösen?» «Möchtest du einen Kaffee?» «Dad, brauchst du irgendetwas?» «Mum, du siehst aus, als könntest du eine Umarmung brauchen.»

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