Wo Dein Herz Zu Hause Ist
Brandy.
Die ganze Zeit hat er mir kein einziges Wort gesagt.
Der Arzttermin war um halb eins. Aidan hörte gegen zwölf auf zu arbeiten und ging nach Hause, um zu duschen und sich umzuziehen. Er hatte drei Nachrichten von George auf dem Anrufbeantworter und vier verpasste Anrufe.
Ich kann mich jetzt nicht mit dir beschäftigen
. Er hatte sich mit Andrew auf dem Parkplatz des Krankenhauses verabredet. Von Melissas Internet-Recherche hatte er nichts erzählt. Wie seine Mutter immer sagte: Wenn du keine guten Neuigkeiten hast, dann sei lieber still. Andrew war sichtlich nervös.
«Alles in Ordnung?»
«Super.»
«Du zitterst aber.»
«Ich weiß.»
Aidan hätte gerne etwas wie ‹Wird schon nichts Schlimmes sein› gesagt, aber nach dem, was er gelesen hatte, konnte es sehr wohl schlimm sein. Außerdem hatte Andrew sich inzwischen selbst informiert.
«Wird schon schiefgehen», sagte Aidan stattdessen, als sie im Wartebereich saßen. Ironischerweise hatten sie sich dieselben Stühle ausgesucht, auf denen einen Monat zuvor Harri und Andrews Tochter Beth gesessen hatten.
«Was soll ich dem Arzt sagen?», flüsterte Andrew.
«Sag einfach, ‹Ich krieg keinen mehr hoch›», gab Aidan ebenso leise zurück.
«Toller Vorschlag. Mir ist schlecht.»
«Das passiert einem immer im Krankenhaus – das ist völlig normal», sagte Aidan und tätschelte Andrew den Arm.
«Ich glaube, ich kann das nicht», sagte Andrew plötzlich und stand auf.
Aidan zog ihn auf den Stuhl zurück. «Stell dich nicht an. Du kannst und du wirst dich untersuchen lassen.»
Danach saßen sie schweigend nebeneinander und warteten darauf, dass die Arzthelferin Andrew aufrief. Wenn Andrew in diesem Moment gefragt worden wäre, warum er sich schließlich doch dazu entschlossen hatte, Hilfe zu suchen, hätte er keine Antwort gehabt; jedenfalls wäre sie ihm nicht sofort eingefallen. Doch wenn er eine Weile darüber nachgedacht hätte, hätte seine Antwort vermutlich gelautet, dass er ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte. Als er aufgerufen wurde, stand er auf,und dann schloss sich die Tür des Behandlungszimmers hinter ihm.
Aidan wartete fünf Minuten, zehn Minuten, fünfzehn Minuten, zwanzig Minuten, und schließlich war es eine halbe Stunde.
Meine Güte, wie lange dauert das denn noch?
Nach einer Stunde tauchte Andrew wieder auf, allerdings lag er auf einer Rollbahre, sein Hemd war geöffnet und auf seiner Brust waren Flecken.
«Andrew?», rief Aidan und rannte hinter dem Pflegeteam her, das im Eilschritt mit der Rollbahre davonhetzte.
«Bitte, machen Sie Platz», sagte eine Krankenschwester.
«Was ist denn passiert?»
«Ihr Freund hat einen Herzinfarkt.»
Das hat gerade noch gefehlt!
George überprüfte im Keller seinen Warenbestand, als sein Telefon klingelte.
«Ich habe gedacht, du wärst ausgewandert.»
«Andrew hat einen Herzinfarkt.»
«Wie bitte?»
«Andrew Shannon hat in diesem Moment einen Herzinfarkt.»
«Woher weißt du das?»
«Ich bin mit ihm im Krankenhaus. Er hatte ein Problem mit seinem Schwanz. Ich habe ihm angeboten, ihn zur Untersuchung zu begleiten, Händchenhalten und so. Als er ins Behandlungszimmer gegangen ist, ging es ihm noch gut. Aber rausgekommen ist er auf einer Bahre mit einem Herzinfarkt.»
«Das gibt’s doch nicht! Warum hat er denn ausgerechnet dich um Hilfe gebeten?»
«Ich weiß es nicht, George. Aber ich glaube auch nicht, dass das jetzt gerade so wichtig ist.»
«Beruhige dich erst mal, Aidan.»
«Du musst es Susan sagen.»
«Warum ich?»
«Weil ich mich nicht um alles kümmern kann. Ich muss los. Wir sind in der St. James Street.» Damit legte er auf und ließ einen fassungslosen George zurück.
«Hallo, George!», sagte Susan, die auf der zweitobersten Stufe einer Leiter balancierend Georges Anruf entgegennahm.
«Hallo, Sue!», sagte George, als wäre nichts.
«Alles in Ordnung mit dir?»
«Hast du einen Stuhl in der Nähe?»
«Ich stehe auf einer Leiter. Was gibt’s?»
«Steig von der Leiter runter.»
«Was ist denn los?»
«Bist du schon unten?»
«George?»
«Jetzt komm einfach von der Leiter runter.»
Sie stieg herunter. «Ich bin unten. Bist du jetzt zufrieden?»
«Andrew hatte einen Herzinfarkt.»
Stille.
«Sue?»
«Ja.»
«Er ist im St. James. Aidan ist bei ihm.»
«Geht es ihm gut?»
«Ich weiß nichts Genaueres.»
«Hast du gesagt, Aidan ist bei ihm?»
«Ja.»
«Was hat denn Aidan damit zu tun?»
«Das ist eine lange Geschichte. Ich glaube, du
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