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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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wenn ich möchte, darf ich. Das ist der Vorteil bei diesem Job. Vor ein paar Wochen hätte mich so ein Angebot kein bisschen interessiert, aber jetzt habe ich Lust dazu. Ich habe Lust mit Betsy durch die Gegend zu galoppieren.
    Heute habe ich den Arzt gesehen. Er ist mit Father Ryan durch die Stadt gegangen. Sie waren total in ihr Gespräch vertieft. Ich wollte sie nicht stören. Father Ryan ist ziemlich streng und hätte es vermutlich nicht besonders gut gefunden, von einer Teenagerin unterbrochen zu werden. Ich frage mich, worüber sie gesprochen haben. Was haben die beiden sich wohl zu sagen? Vielleicht ist jemand gestorben oder irgendwas anderes Schreckliches. Dr.   Brendan hat mich angelächelt, mit seinem traurigen Lächeln. Ich wüsste zu gern, was er hat. Es kommt mir so vor, als würde ich ihn kennen, aber das stimmt nicht. Sheila zieht mich immer noch auf und behauptet, ich sei in ihn verliebt, aber sie hat keine Ahnung. Der Arzt ist deprimiert. Mein Dad war auch deprimiert, bevor er gestorben ist. Und Mam ist jetzt deprimiert, und ich, tja, ich bin auf dem Weg dahin. Aber ganz so weit bin ich noch nicht.
    Gestern Nacht hat Mam wieder geweint, aber nicht, weil
er
da war, sondern weil er nicht da war. Ich verstehe sie einfach nicht. Er hat sich eine Zeitlang ruhig verhalten, und jetzt ist er weg. Ich finde das gut. Es gefällt mir, dass er weg ist, aber sie kann immer nur weinen. Er hat gearbeitet und ist nach Hause gekommen und war normal, na ja, so normal
wie er eben sein kann. Er hat nicht getrunken. Er hat nicht herumgeschrien oder den Witzbold gespielt und war auch nicht gemein oder mürrisch. Er hat eigentlich gar nichts gemacht. Meistens hat er nur herumgesessen und trübsinnig in die Luft gestarrt. Einmal, als Mam schon schlafen gegangen war, hat er versucht, sich bei mir zu entschuldigen, und ich habe gesagt, es ist in Ordnung. Er wusste, dass das nicht stimmt. Er hat mir die Hand auf die Schulter gelegt, und ich bin zurückgezuckt. Ich hätte ihn am liebsten geschlagen. Das wusste er. Er hat immer wieder Entschuldigung gesagt. Aber Entschuldigung bedeutet gar nichts. Davon geht die Angst nicht weg. Er kann sich entschuldigen, aber ich bin trotzdem auf der Hut. Mam ist traurig. Sie versteht es nicht, oder vielleicht will sie es auch nicht verstehen. Sie hat einen
Loser
geheiratet. Er hat mich gefragt, ob ich ihn hasse. Ich habe nichts gesagt, aber ich habe ihn vermutlich mit meinem Ich-könnte-dich-umbringen-Blick angesehen, wie Mam sagen würde. Am nächsten Tag war er weg. Seit zehn Tagen war er nicht zu Hause. Ich hoffe, er kommt nie zurück.

4   Filzläuse
    Eine volle Woche war vergangen, seit Harri es nicht geschafft hatte, zu ihrer eigenen Hochzeit zu erscheinen. Vier volle Tage waren vergangen, seit sie das erste Mal wieder ihr Schlafzimmer verlassen, und zwei, seit sich mal wieder unter die Dusche gestellt hatte. Gloria kam am frühen Vormittag. Sie sah so furchtbar aus, wie Harri sich fühlte.
    «Mum, du siehst schrecklich aus.»
    Gloria musterte ihre Tochter, deren Schlafanzughose nicht zum Oberteil passte; ihr Haar war ungekämmt, und die Schatten unter ihren Augen schienen sich über das halbe Gesicht ausgebreitet zu haben. «Damit wären wir schon zwei, mein Liebling.»
    Harri warf einen Blick in den großen Flurspiegel.
Ich muss unbedingt diesen Spiegel loswerden.
Sie folgte ihrer Mutter in die Küche.
    «Ich koche», verkündete ihre Mutter, «und du isst.»
    «Ich habe auch Hunger.»
    «Wirklich?», fragte Gloria hoffnungsvoll.
    «Ja.»
    «Also geht es dir besser?»
    «Na ja, jedenfalls geht es mir nicht schlechter.»
    «Schön.» Darin sah Gloria ein gutes Zeichen. «Sehr schön.»
    Harri setzte sich mit einem Becher Tee an den Küchentresen,während ihre Mutter für sie ihren Lieblingsrisotto kochte. Gloria war stiller als normalerweise. Nachdem sie ein bisschen geredet hatten, verfielen sie wieder in Schweigen.
    Obwohl Harri froh um die Ruhe war, war sie auch ein bisschen beunruhigt deshalb. «Was hast du, Mum?», fragte sie schließlich.
    «Ach nichts, überhaupt nichts!» Gloria schüttelte ein bisschen zu entschieden den Kopf, und dass sie sich mit der Hand an den Hals fuhr, zeigte ihre Nervosität deutlich genug. Natürlich hatte Gloria gelogen. Als Duncan ihr erklärt hatte, dass ihnen nichts anders übrig bleibe, als Harri die Wahrheit zu sagen, war sie dagegen gewesen.
    «Erzähl es von mir aus George, aber Harri darf es nicht erfahren.»
    «Oh Glory», hatte er

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